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"Wir wollten es ihnen unbequem machen": Fünf Fragen für die Dallas Mavericks vor Spiel 2 der NBA Finals gegen Boston

Von Stefan Petri
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Nach der klaren Pleite in Spiel 1 der NBA Finals müssen bei den Dallas Mavericks die Alarmglocken schrillen: Wie ist diesen Boston Celtics offensiv und defensiv bloß beizukommen? Wie kann Kyrie Irving ins Laufen kommen? Und was kann man aus der guten Phase im 3. Viertel mitnehmen? SPOX nennt die wichtigsten Fragen vor Spiel 2 und sucht nach Antworten.

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Die Mavs vor Spiel 2 - offensive Adjustments: Wo sind die Celtics angreifbar?

Bostons Plan vor der Serie: Lobs auf die Center und offene Dreier aus der Ecke verhindern. Das funktionierte prächtig: In der ersten Hälfte schrieben die Mavs in beiden Kategorien eine fette "Null" an. Überhaupt nahm Dallas in den ersten 39 Minuten der Partie genau einen Corner Three - und den schmiss Kyrie Irving gegen das Backboard. Den einen oder anderen Versuch mehr kann sich Dallas in beiden Kategorien sicher erspielen, so gab es etwa ein freies Lob-Anspiel auf Dereck Lively II, bei dem Derrick Jones Jr. einfach einen schlechten Pass spielte.

Aber weder die vielen offenen Eckendreier noch die 54 (!) erfolgreichen Alley-Oop-Dunks aus den ersten drei Playoff-Serien wird es für Dallas geben, wenn die Celtics nicht doppeln und in der Defensive sehr viel switchen. Nur: Wie bekommt man Boston dazu, freiwillig einen Mavs-Spieler offen zu lassen? Vor allem dann, wenn es anderweitig zu teuer wird.

Also muss sich Jason Kidd mit seinem Coaching Staff auf die Suche nach den richtigen Matchups machen. Luka Doncic etwa machte gegen den 38-jährigen Al Horford in Spiel 1 überraschenderweise kaum einen Stich (1/8 FG). Reiner Zufall - oder sollte man versuchen, dem Slowenen per Pick-and-Roll andere Gegenspieler zuzuschustern? Vielleicht den agilen, aber doch deutlich kleineren Derrick White.

Eine weitere Möglichkeit wäre, vermehrt auf Post-Ups zu setzen und Boston so zum Doppeln zu bewegen. Das klappte für die Pacers mit Pascal Siakam ganz gut. In dieser Hinsicht hätten die Mavs nicht nur Doncic im Angebot, sondern auch P.J. Washington. Der ist in Dallas zwar Rollenspieler, aber eigentlich überqualifiziert, hat der 25-Jährige bei den Hornets doch bewiesen, dass er scoren kann (Career High: 43 Punkte). Washington übernahm im Schlussviertel sogar ein paar Mal den Ballvortrag, um seinem Backcourt ein paar Sekunden zum Durchschnaufen zu geben.

Vor allem aber braucht es eine deutlich bessere Leistung von Kyrie Irving, wenn die Dallas in der Serie etwas reißen will.

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Die Mavs vor Spiel 2: Wie bekommt man Kyrie Irving ins Laufen?

"Kyrie hatte sehr gute Möglichkeiten, aber die Würfe sind einfach nicht gefallen", bilanzierte Kidd nach dem 12-Punkte-Auftritt seines zweitbesten Spielers. "Ein paar gute Würfe von der Dreierlinie, ein paar in der Zone. [...] Hoffentlich bekommen wir die gleichen Würfe in Spiel und sind dann besser."

Ist es so einfach? 6/19 aus dem Feld warf der 32-Jährige in Spiel 1. Fünf davon waren Dreier, davon fiel kein einziger, obwohl mehrere weit offen waren. In dieser Hinsicht hat Kidd definitiv recht. Zieht man diese Würfe ab, bleiben 6/14 Zweipunktwürfe - auch nicht grandios, aber keineswegs katastrophal. Was auffiel war, dass Irving trotz seiner überragenden Ballfertigkeiten im Eins-gegen-eins mehrfach nicht vorbeikam, selbst gegen Bostons zweite Garde nicht, und sich auch gegen Horford strecken musste. Hier muss man ihm aber zumindest zutrauen, im Laufe der Serie besser auszusehen.

Wo Irving definitiv ein Plus hat, ist in Bostons Drop-Coverage mit Porzingis auf dem Feld. Der wird im Vergleich zu Horford gar nicht so gern geswitcht und zieht sich beim Pick-and-Roll eher unter den eigenen Korb zurück. Irving besitzt die Explosivität, sich von seinem Gegenspieler zu lösen und so freie Jumper oder Floater zu generieren. Kidd könnte das Pick-and-Roll auch noch weiter weg vom Korb ansetzen, um dem Guard so mehr Platz zu geben, um Tempo aufzunehmen.

Für Irving ist es ob seiner Vergangenheit in Boston eine besondere Serie, das ließen ihn die Zuschauer im TD Garden auch wissen. Ein bisschen Nervosität wird es auch beim so erfahrenen Champion von 2016 gegeben haben. Jetzt weiß er, was ihn bei einer Finals-Atmosphäre in Boston erwartet. Und: Es hätte schlimmer sein können.

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Die Mavs vor Spiel 2: Erkenntnisse aus dem 3. Viertel?

Eine richtig gute Phase hatte Dallas am Donnerstag: In den ersten siebeneinhalb Minuten des Viertels verkürzten die Gäste den Rückstand von 21 Punkten auf nur noch acht, aus einem 42:63 wurde ein 64:72. Die Celtics konterten mit einer Auszeit, danach fabrizierte Dallas zwei Schrittfehler, bekam offensiv nichts mehr auf die Kette und ließ einen 14:2-Run der Celtics zu, der das Spiel endgültig entschied.

Was aber lässt sich aus den guten Minuten mitnehmen? Defensiv gingen die Mavs nach einer offenbar erfolgreichen Halbzeitansprache deutlich konzentrierter zu Werke. Zwar verwarf Boston auch ein paar Dreier, aber die Mavs erspielten sich auch ein paar erfolglose Midrange-Jumper von Horford und White, dazu kamen Turnover von Jayson Tatum und ein Ballklau von Doncic gegen Kristaps Porzingis. Es mag auch Nachlässigkeit der Celtics eine Rolle gespielt haben, aber zumindest zeitweise schienen die Mavs ein Rezept gefunden zu haben. "Wir wollten es ihnen unbequem machen, so dass sie dribbeln müssen und nicht einfach nur offene Jumper nehmen. Das haben wir in Halbzeit zwei besser gemacht, und so kamen wir auch zurück ins Spiel", analysierte Lively.

Offensiv sahen die 22 Punkte aus dem Run wie folgt aus: Layup Doncic - Tip-In Daniel Gafford - kurzer Jumper Irving - Layup Irving - Layup Washington - Layup Doncic - Freiwürfe Washington nach Offensiv-Rebound - Step-back-Dreier Doncic - kurzer Jumper Irving - Dreier Doncic. Sämtliche Layups wurden dabei mit Horford auf dem Parkett verwandelt. Als KP eingewechselt wurde, mussten es dann die Jumper richten.

Der Clou: Keinem einzigen dieser verwandelten Würfe ging ein Assist voraus, überhaupt blieben die Mavs in diesem Spielabschnitt komplett ohne Vorlage. Heißt dass, dass man über die vollen 48 Minuten auf Isolation Basketball setzen sollte? Das eher nicht, Kidd will schließlich auch mehr Ball Movement. Aber wenn die Celtics nicht doppeln, gibt es gerade gegen Horford unter dem Korb durchaus etwas zu holen, wenn die Ballhandler konsequent attackieren.

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Die Mavs vor Spiel 2 - defensive Adjustments: Wie kann man die Celtics stoppen?

"Beten", antwortete Jrue Holiday vor der Serie auf die Frage, wie man Irving stoppen könnte. Auf himmlischen Beistand hoffen vielleicht auch die Mavs angesichts dieses unaufhaltsamen Lineups, gerade mit einem fitten und die Lichter ausschießenden Porzingis. Verzweiflung kann hier in seltsame Blüten ausschlagen: Die Golden State Warriors, defensiv hoffnungslos unterlegen, versuchten es im März damit, Jrue Holiday als vermeintlich schlechtesten Shooter einfach komplett offen zu lassen. Der bedankte sich mit 19 Punkten in den ersten sieben Minuten, die Celtics gewannen am Ende haushoch mit 140:88.

Dallas war im bisherigen Playoff-Verlauf Spezialist dafür, den ungefährlichsten Shooter des Gegners zu ignorieren und dafür die Zone zu überladen. Nur: Einen ungefährlichsten Shooter gibt es in den meisten Lineups der Celtics einfach nicht: Alle fünf Starter plus Porzingis trafen mindestens zwei Dreier. "Sie haben sich 27 Dreier in der ersten Hälfte erspielt und 11 davon getroffen, glaube ich", bilanzierte Kidd. "Da müssen wir einfach besser sein."

War man dafür im Gegenzug immerhin unter dem eigenen Korb eine Macht? Ganz im Gegenteil. Bostons Bilanz am gegnerischen Ring in Spiel 1: 15/15 FG! Das lag auch daran, dass die im Missmatch gesuchten schwächeren Verteidiger Doncic und Irving bei gegnerischen Drives - Tatum und Brown allein hatten zusammen 32 davon - eher als Slalomstange agierten. Und wie lief es im klassischen One-on-one? Da verbuchten die Hausherren laut Synergy Sports 1,4 Punkte pro Ballbesitz in 15 Versuchen - ebenfalls eine hervorragende Bilanz.

Da erschließt sich auf den ersten Blick keine Lösung für Dallas - auch nicht auf den zweiten oder dritten. Vielmehr muss man sagen, dass sie mit 107 Punkten eigentlich noch ganz gut bedient waren. "Wir müssen besser stehen, unsere Coverage schneller umsetzen. Gegen ihr Drive-and-Kick aufmerksamer sein und schneller rotieren", forderte Maxi Kleber.

Das muss definitiv der erste Ansatz sein: einfach besser spielen. Halbherziges Doppeln, schlampige Rotationen, das kann man sich gegen Boston einfach nicht erlauben. Aber Luka und Co. können auch nicht einfach jeden Gegenspieler kampflos vorbeiziehen lassen, weil dahinter ja Hilfe wartet.

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Die Mavs vor Spiel 2: Welcher Center ist die beste Lösung?

Nach dem ersten Spiel schon den kompletten Gameplan über den Haufen werfen, das sähe Kidd nicht ähnlich. Von drei Auftaktspielen haben die Mavs in diesen Playoffs schließlich zwei verloren, nur um im folgenden Spiel prompt sehr viel besser auszusehen. Der 51-Jährige hat mit seinen zwei Centern Gafford und Lively sowie dem zurückgekehrten Kleber einige Matchup-Möglichkeiten. Aus diesem Trio die bestmögliche Lösung auszumachen, wäre zumindest ein erster Schritt.

Alle aus dem Big-Man-Trio bekamen ihre Chance: Gafford spielte 14 Minuten, Lively 18, Kleber sogar 19. Mit dem Deutschen versuchte sich Dallas zeitweise auch in einer Zonenverteidigung. Wirklich glänzen konnte keiner: Kleber wirkte unentschlossen, Rookie Lively zahlte mehrfach Lehrgeld. Gafford machte immerhin 8 Punkte (3/3 FG), ist aber defensiv die unflexibelste Lösung.

Einer, wenn nicht sogar zwei, muss sich in Spiel 2 aufdrängen. Gafford und Lively werden unter dem Korb hauptsächlich von Tatum verteidigt, dieses Matchup muss einfach zu Dallas' Gunsten ausfallen. Kleber wiederum muss sich als Shooter bewähren und konsequent offene Dreier nehmen. In der Halfcourt-Offense machten die Mavs in Spiel 1 pro 100 Possessions gerade mal 75,3 Punkte - das ist einfach nur phänomenal schlecht.

Wenn die Big Men der Mavs weder punkten noch defensiv den eigenen Ring vernageln können, wären die Mavs am Ende vielleicht sogar besser beraten, klein zu spielen und auf einen Shootout zu hoffen, mit P.J. Washington als Center und mehr Minuten für Jaden Hardy oder sogar Tim Hardaway Jr.

Für derartige Verzweiflungsaktionen ist es am Sonntag noch zu früh. Aber einen ähnlich chancenlosen Auftritt wie in Spiel 1 können sich die Mavs am Sonntag nicht erlauben, wenn es am Ende tatsächlich klappen soll mit dem zweiten Titel der Franchise-Geschichte.

NBA Finals - Celtics vs. Mavericks: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
17. Juni (Fr)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks107:89
210. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
313. Juni (Do)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
415. Juni (Sa)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
5*18. Juni (Di)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
6*21. Juni (Fr)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
7*24. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
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