2. Warriors: (Noch) mehr Curry
Wenn die Celtics verlieren, dann meist, weil Superstars sie schlagen. Bei vier der bisher sechs Pleiten der Celtics erzielten Jimmy Butler oder Giannis Antetokounmpo zumindest 40 Punkte, um Boston eine Niederlage zuzufügen. Curry schien in Spiel 1 mit 21 Zählern im ersten Viertel Kurs auf diese Marke zu nehmen, traf in den folgenden 36 Minuten aber nur noch fünf seiner 16 Würfe.
Auch im vierten Viertel fand der 34-Jährige keinen Rhythmus mehr (nur 2/6 FG) und ging mit dem Team unter. Am Ende stand der Guard 38 Minuten auf dem Feld, womöglich zu wenig. In den Runden zuvor konnten sich die Warriors den Luxus leisten, dass er bisher nur einmal die 40-Minuten-Marke knackte (Spiel 6 gegen Memphis). Gegen die Celtics werden die Warriors aber mehr Curry brauchen.
Seine schiere Präsenz ist so wichtig für das Spiel der Dubs, erst recht, wenn Jordan Poole (9 Punkte, 2/7 FG, 4 TO in 25 Minuten) nicht so einflussreich ist wie in den Wochen davor. Bostons Defense war schlichtweg zu gut, um gleich zehn Minuten ohne Curry zu überleben (Net-Rating: -16,7). Darüber hinaus sollte erwähnt werden, dass Curry auch noch ein besserer Verteidiger als Poole oder auch Thompson ist.
Einfach hatte es aber auch Curry nach seinem furiosen Beginn nicht. Boston begann mit Drop Coverage, die Curry gnadenlos bestrafte, später machten die Bigs der Celtics aber einen besseren Job und traten deutlich höher gegen den Point Guard heraus. Auch das brachte Curry aus dem Rhythmus, es ist aber davon auszugehen, dass die Warriors hier Lösungen finden werden, um die Celtics vor neue Probleme zu stellen.
Voraussetzung dafür ist, dass Curry mehr auf dem Feld steht und konstant Stress auf die Verteidigung ausüben kann. Dies hilft ebenso den Mitspielern wie Thompson, der nach der Pause kaum einen offenen Wurf bekam. Das Gegenargument dafür ist, dass die Dubs dies auch 2019 gegen Toronto versuchten, Curry damals am Ende aber die Körner fehlten. Fakt ist aber auch: Durch die Durant-Verletzung war Golden State deutlich weniger potent, als sie es mit dieser Ausgabe sind.
3. Warriors: Zeit für die Youngster?
Etwas überraschend war es, dass Coach Steve Kerr in Spiel 1 nur acht Spielern das Vertrauen schenkte, darunter mit Andre Iguodala und Otto Porter Jr. gleich zwei Akteure, die große Teile der Serie gegen die Dallas Mavericks verletzungsbedingt verpassten. Das bedeutete, dass Nemanja Bjelica und die Youngster Jonathan Kuminga sowie Moses Moody nur die 48 Sekunden Garbage Time spielen durften.
Dabei war die Tiefe des Kader eine der großen Stärken in dieser Warriors-Saison, es könnte auch für die Serie ein Plus werden. Was in Spiel 1 auffällig war, waren die offensichtlichen Unterschiede in Sachen Athletik und Länge, die für Boston sprachen. Womöglich könnten Kuminga und vor allem Moody hier für ein paar Minuten Entlastung sorgen.
Der Guard wusste in seinen wenigen Minuten in der Dallas-Serie durchaus zu überzeugen und ist für ein paar Ballbesitze womöglich eine valide Option gegen zum Beispiel Brown, um diesen vor neue Aufgaben zu stellen. Das wird die Serie nicht verändern, aber den Warriors noch einmal einen neuen Look geben. Einen Versuch ist es wert, auch wenn die Dubs in einem Must-Win-Spiel, das ist Game 2 definitiv für sie, eher auf Altbewährtes zurückgreifen werden.
4. Warriors: Bloß keine Panik
Ein 0-1-Rückstand ist für die Dubs kein Neuland, aber doch recht selten. Zugegeben, die Warriors hatten unter Steve Kerr nur zweimal nicht den Heimvorteil, dennoch ist es beeindruckend, dass die Kerr-Warriors vor der Celtics-Serie bei 21-2 in Auftaktspielen standen. Nur OKC konnte 2016 mal das erste Spiel - damals noch in Oakland gewinnen - ansonsten verloren die Dubs nur noch Spiel 1 der Finals gegen Toronto im Jahr 2019.
In beiden Fällen schlugen die Warriors umgehend zurück, was ebenso das Selbstvertrauen der Dubs erklärt. Green hat Recht, dass außer LeBrons Cavs noch kein Team die Warriors in voller Besetzung schlagen konnte - daraus speist sich das Selbstverständnis in die eigene Stärke.
"Wir hatten gute Momente", fand auch Kerr, der gleichzeitig voll anerkannte, dass Boston ein gutes Spiel machte. "Wir haben im dritten Viertel 38 Punkte erzielt. Es ist der Schlussabschnitt, welcher uns das Spiel gekostet hat. Ich bin optimistisch, dass wir gegen sie scoren können."
44 Prozent aus dem Feld sind zwar kein Ruhmesblatt, aber wenn man allein schon die Stinkbombe von Green (4, 2/12) herausrechnet, sind es knapp 50 Prozent. Auch wenn Tatum sicherlich für Boston zulegen wird, dürften 120 Punkte für Boston nahe am Optimum sein. Überhaupt erzielten die Celtics in diesen Playoffs nur einmal mehr Zähler (127, Spiel 2 in Miami, damals mit ähnlich absurdem Shooting).
Hier und da wird es Veränderungen geben, vor allem wie die Warriors den Drive verteidigen und um Spieler wie Poole oder Thompson bessere Würfe zu ermöglichen, aber nach einem Spiel ist es zu früh, um Dinge komplett über den Haufen zu schmeißen. Es bleibt nicht wichtig, wer das erste Spiel gewinnt, sondern wer zuerst vier Siege auf dem Konto hat. Dafür bleibt noch Zeit genug.