3. Jayson Tatum ist kein One-Trick-Pony
3/17 klingt erstmal nach einem fürchterlichen Spiel. Im Abschluss war Jayson Tatum auch tatsächlich schlecht, teilweise wirkte es sehr zögerlich, selbst wenn er weit offene Abschlüsse hatte. Dass ihn Andrew Wiggins auch gut verteidigte, kam erschwerend hinzu. Und trotzdem ... ein fürchterliches Spiel war das keineswegs.
Natürlich sollte er mehr Würfe treffen, aber alles andere war sehr gut. Die Defense auf der einen Seite, aber vor allem auch das Playmaking. Golden State übte großen Druck auf den Ballhandler Tatum aus, teilweise sogar mit einer Box-and-1-Defense, dieser las die Coverages aber immer wieder sehr gut und spielte die richtigen Pässe.
13 Assists (bei nur 2 Ballverlusten) sprechen eine klare Sprache, so viele hatte Tatum noch nie in einem Spiel. "Ich habe immer wieder mit ihm darüber gesprochen, wie man ein Spiel beeinflussen kann, wenn es offensiv nicht so gut läuft. Das hat er heute getan", lobte Head Coach Ime Udoka. "Ich liebe seinen Fortschritt in diesen Bereichen, dass er trotzdem weiter verteidigt und andere involviert, sich nicht nur darüber aufregt, dass der Wurf nicht fällt."
Tatum ist ein unterschätzter Passer, ein zunehmend kompletter Spieler. Dass seine Assistzahlen moderat sind (4,4 in der Regular Season), liegt oft nicht zuletzt daran, dass die Celtics-Rollenspieler seine Anspiele längst nicht immer so gut verwerten wie in diesem Spiel. 20 Catch-and-Shoot-Dreier haben die Celtics über die gesamte Saison noch nie in einem Spiel versenkt, in dieser Partie funktionierte es eben prächtig.
"Sein Playmaking ist immer besser geworden", sagte Horford, der schon mit dem Rookie Tatum zusammen spielte. "Heute war es einfach brillant. Er hat die Defense gelesen. Das zeigt einfach, wie er gewachsen ist."
Boston wird in der weiteren Serie mehr Punkte von ihm brauchen. Es ist jedoch ein überragendes Zeichen für die Celtics, dass sie sogar eine solche "Off-Night" ihres besten Spielers verkraften können.
4. Golden State lässt am Korb zu viel liegen
Die Warriors sahen nach dem Spiel keinen allzu großen Grund zur Panik und wiesen immer wieder darauf hin, dass die Celtics sehr viele Würfe getroffen hätten. Das hatten sie zwar wirklich, der eine oder andere Trend könnte die Dubs dennoch ein wenig ärgern. Denn "über 41, 42 Minuten dominiert", wie Draymond sagte, haben sie dieses Spiel keineswegs, dominiert haben sie lediglich das dritte Viertel.
Auch die Warriors hatten ein sehr gutes Shooting-Spiel, 19 Dreier haben sie in dieser Postseason erst zweimal übertroffen. Normalerweise sollte das reichen, doch dafür braucht es eine Balance, die in diesem Spiel nicht da war. Gegen die Mavericks dominierte Golden State phasenweise unterm Korb, davon war gegen die Celtics wenig zu sehen.
In Korbnähe trafen die Dubs nba.com/stats zufolge nicht einmal 50 Prozent ihrer Würfe (13/27), auch aus der Floater-Range gelang nicht viel. Die Länge und Athletik der Celtics schien ihnen zuzusetzen, gerade Robert Williams war ein massiver Störfaktor, wenn er nicht am Flügel verteidigen musste.
Vor allem Draymond Green hatte ein ganz schwaches Finishing-Spiel (2/12), aber er war nicht der einzige. Und es fiel den Warriors nach dem ersten Viertel sehr schwer, ihr Ball-Movement konstant aufzuziehen, die Celtics waren bis auf wenige Ausnahmen sehr gut darin, die vielen Off-Ball-Aktionen einzudämmen.
Golden State hatte 24 Assists, Boston 33 - normalerweise wird diese Kategorie von den Warriors dominiert. Das geht aber natürlich nur, wenn Würfe fallen - und das sah gegen den defensiven Druck der Celtics deutlich schwerer aus als noch gegen die Mavs, die vor allem in Sachen Rim-Protection einfach massive Defizite hatten.
5. Jordan Poole muss die Balance finden
Apropos Defizite. Die Warriors-Bank zog gegen Boston klar den Kürzeren, obwohl es bei den Punkten sogar ausgeglichen war (32:28 BOS vor der Garbage Time). White und auch Payton Pritchard waren mitentscheidend für den Run der Celtics im letzten Viertel, während die Warriors-Reservisten allesamt ihre Minuten "verloren".
An den Leistungen von Andre Iguodala oder Otto Porter Jr. gab es dabei trotzdem nicht viel auszusetzen. Anders war es bei Jordan Poole: Der Youngster wirkte in seinem ersten Finals-Spiel sehr hektisch und viel zu sorglos mit dem Ball, die Warriors bekamen kaum mal eine vernünftige Offensiv-Possession hin, wenn er sie initiieren musste. Gefühlt sagte er jedes Mal seine eigene Nummer an und leistete sich dann einen Ballverlust.
Das ist natürlich ein Problem, denn eigentlich muss Poole mit starker Offense seine schwache Defense "wettmachen". In diesem Spiel war beides nicht gut. Defensiv wurde er konstant von den Celtics attackiert und konnte nicht wie teilweise gegen Dallas versteckt werden, gerade Brown genoss dieses Matchup.
Es muss dazu gesagt werden, dass auch Klay Thompson gegen Brown am Ende sehr schlecht aussah - aber bei Poole war es das ganze Spiel, immer wieder lief auch White recht mühelos an ihm vorbei. Er muss einen Weg finden, zumindest etwas Gegenwehr zu leisten. Sonst könnte es sein, dass seine Minuten in dieser Serie eher reduziert werden müssen.