Gobert, Mitchell oder beide: Wer muss die Jazz verlassen?
Im März 2021 wurden Mitchell und Gobert ins All-Star Game berufen, kurz zuvor hatten sie eine Fünf-Jahres-Extension unterschrieben. Ihre hochdotierten Verträge laufen bis 2025, danach verfügen die Spieler über eine Option für ein weiteres Jahr. Zum zweiten Mal übertraf Mitchell die Marke von 25 Punkten pro Partie, erst als vierter Spieler der Jazz-Geschichte, defensive Metriken bestätigen die Mängel in diesem Bereich des Spiels, bei Gobert sieht dies bekanntermaßen völlig anders aus.
Mit Gobert auf dem Feld stellen die Jazz die beste Verteidigung der Liga nach Defensive Efficiency, ohne ihn steht Rang 21 zu Buche. Nur zwei Spieler in der NBA erlauben eine schlechtere Feldwurfquote als er, die Effektivität, wenn der Center als Help Defender agiert, wird sogar gar nicht unterboten (0,84 Punkte pro Drive). Dass Gobert in der Vorjahresserie gegen die Clippers und in Ansätzen auch gegen Dallas nicht gut aussah, ist in erster Linie mit der verheerenden Verteidigungsleistung der Guards um Mitchell, Conley und Clarkson zu begründen, die immer wieder von ihren Gegenspielern geschlagen wurden.
Klar ist: Mit Gobert und Mitchell verfügen die Jazz über zwei Spieler, die regelmäßig in der All-Star-Konversation zu finden sind - für einen kleinen Markt wie Salt Lake City keine Selbstverständlichkeit. Doch hohe Gehaltskosten bei gleichzeitig fehlendem sportlichen Erfolg sind auf Dauer eine toxische Kombination und dürften auch von Jazz-Besitzer Ryan Smith kritisch hinterfragt werden.
Dass die Zukunft beider Spieler weiterhin bei den Jazz liegt, ist äußerst zweifelhaft: Laut Sean O'Connell von Sirius XM sei die Situation von Gobert an einem "Er oder Ich"-Punkt angelangt. Eine gemeinsame Meisterschaft mit Mitchell sei nicht mehr möglich, einer der beiden müsse getradet werden. Mitchell sei defensiv eine "Bürde" und baue offensiv ab. Zudem gebe es lukrative Angebote für Gobert selbst. "Jeder Tag bringt sein eigenes neues Gerücht'", antwortete er darauf auf Twitter.
Doch Spekulationen halten sich hartnäckig: Tim MacMahon von ESPN erklärte im "Lowe Post Podcast", dass die Dallas Mavericks "signifikantes Interesse" an Gobert hätten, sollte dieser verfügbar gemacht werden. Dieser "würde es lieben", mit Doncic zusammenzuspielen. Goberts Vertrag (vier Jahre und 169,7 Mio. Dollar) und offensive Limitationen werden den Gegenwert in einem potenziellen Trade-Angebot aber wohl zu einem gewissen Grad einschränken.
Ein Mitchell-Abschied wird hingegen weniger heiß gehandelt (laut The Athletic soll das Team um ihn herum neu aufgebaut werden), auch wenn die Interessenten aufgrund dessen höheren Upside Schlange stehen. Bereits mehrfach wurden die New York Knicks mit Mitchell in Verbindung gebracht, der wohl gerne einmal in einem größeren Markt spielen würde. MacMahon sagte dazu: "Die Idee, dass Donovan Mitchell seine gesamte Karriere in Utah verbringen wird, ist absolut lächerlich."
Bei Spiel 1 in Dallas saß Knicks-Vizepräsident William Wesley gemeinsam mit Julius Randle in der ersten Reihe, Mitchell stammt aus New York. Dort ist mittlerweile Johnnie Bryant als Associate Head Coach angestellt, zuvor arbeitete dieser als Jazz-Assistant eng mit Mitchell zusammen. "Ich will gewinnen", äußerte sich der Guard nach der Mavs-Serie nur knapp, er plane nicht, einen Trade zu fordern, aber: "Es können sich Dinge ändern."
Ähnlich verhält es sich bei Gobert: "Ich versuche immer der beste Rudy zu sein, der ich sein kann - auf und neben dem Platz. Der Rest liegt nicht in meiner Kontrolle." Bereits während der Saison sagte er ESPN, dass Gedanken an einen größeren Markt nur menschlich seien, er sich aber auf das Sportliche fokussieren wolle. Gobert, Mitchell und die Jazz - nach fünf spannenden gemeinsamen Jahren werden sich die Wege wohl trennen.