1. Warriors vs. Mavs: Warum Dallas in seine Einzelteile zerfiel
Es wird den Mavs ziemlich egal sein, aber am Freitagabend Ortszeit endete eine beeindruckende Serie. Die Texaner gingen 27-mal in Folge als Sieger vom Parkett, wenn sie in einem Spiel eine zweistellige Führung auf der Habenseite verzeichneten. Das war vor der 117:126-Pleite in Spiel 2, in der Dallas einen eigentlich komfortablen Vorsprung von 19 Zählern herschenkte.
Die Gründe dafür sah Head Coach Jason Kidd vornehmlich in der Offense und genauer in der Wurfauswahl. "Man lebt durch den Dreier oder man stirbt durch den Dreier. Und im dritten Viertel sind wir durch den Dreier gestorben, weil wir so viele geworfen, aber nur zwei getroffen haben." Für diese zwei Treffer benötigte Dallas ganze 13 Versuche.
Zur Geschichte gehört auch, dass die Gäste in der ersten Halbzeit extrem starkes Shooting präsentierten. Da war es noch kein Problem, dass 27 der 44 Abschlüsse, also mehr als 60 Prozent, von Downtown kamen, da der Ball eben auch 15-mal durch die Reuse flutschte. Die Versuche wurden teilweise gut herausgespielt, die Mavs kamen im Vergleich zu Spiel 1 besser in die Zone und spielten den Ball nach draußen wie hier oder hier - teils handelte es sich auch einfach um starkes Shotmaking.
Manchmal half auch ein Pick'n'Pop zwischen Luka Doncic und Reggie Bullock, letzterer wurde von Stephen Curry verteidigt. Ihn wollte Dallas attackieren, die Mavs bekamen so mehrere relativ offene Dreier. Nach dem Seitenwechsel verteidigte Curry allerdings Dorian Finney-Smith und dann funktionierte das Pick'n'Pop nicht mehr so gut. Andere Gründe für die aufkommenden Dreier-Schwächen der Mavs waren deutlich bessere Closeouts der Dubs, nicht funktionierende Attacken gegen Kevon Looney (dazu später mehr) und: fehlende Drives.
"Wir müssen verstehen, dass wenn wir drei oder vier Dreier in Folge danebensetzen, dann müssen wir zum Ring kommen", kritisierte Coach Kidd. "Man muss den Ball in die Zone bringen, dann kommt man vielleicht auch an die Freiwurflinie." Dallas schickte im dritten Viertel gerade einmal 6 Versuche aus dem Zweipunkteland auf die Reise und kam nur auf 4 Freiwürfe, obwohl sie sechs Minuten lang im Bonus waren. Noch dramatischer: Im kompletten Spiel verzeichnete Dallas keinen Abschluss in der Restricted Area.
In diesem Katastrophen-Viertel (13:25) robbte sich Golden State wieder heran, im Schlussabschnitt war zwar der überragende Doncic zur Stelle (14 von 42 Punkte) - der sich von einer Krankheit in den letzten Tagen offenbar gut erholt hatte ("Das war nichts Ernstes.") -, doch Dallas schaffte keine Stops mehr. Der letzte Durchgang ging mit 32:43 verloren. Die Defense spielte beim Einbruch der Mavs also auch eine Rolle.
2. Warriors vs. Mavs: Die Zone ist Warriors-Land
"Sie haben zwei der besten Dreierschützen der Welt in ihrem Team und trotzdem attackieren sie die Zone", brachte Doncic einerseits das Mavs-Dilemma, andererseits den großen Unterschied zwischen den beiden Teams in Spiel 2 auf den Punkt. Und auch Kidd wurde deutlich: "Wir müssen den Ring beschützen. Das ist eine Sache, die wir besser machen müssen."
Allerdings fehlt den Mavs der klassische Ringbeschützer. Dwight Powell ist das nicht, der Starting Center stand dieses Mal nur acht Minuten auf dem Court und das auch zurecht. Maxi Kleber ist ebenfalls kein klassischer Rim Protector, im Small-Ball der Mavs aber meistens der nominelle Fünfer. Erschwerend kam hinzu, dass Dallas durch Blitzes und die Hilfe gegen Curry und Co. in der Zone erst recht blank war.
Das bestrafte vor allem Looney, der oft mustergültig im Dunker-Spot bedient wurde und dann gegen den spät heraneilenden Kleber keine Probleme hatte. Die Warriors entschieden das Duell in der Zone mit 62:30 für sich und hatten so leichtes Spiel, die Differenz bei den erfolgreichen Dreiern (DAL: 21/45, GSW: 14/28) auszugleichen. Auch beim Thema Rebounding machte sich Looney gegen das Small-Ball der Mavs bezahlt. Der Center schnappte sich 5 der 8 Warriors-Rebounds am offensiven Brett, die Golden State in 14 Second Chance Points ummünzte - 12 davon nach dem Seitenwechsel.
Die Defensiv-Probleme in Halbzeit zwei führte Kidd allerdings auch wieder auf die Offense zurück. "Wir spielen gute Defense, wenn wir gute Offense spielen und wir spielen keine Defense, wenn wir nicht punkten", so der 49-Jährige. Das sei auch in der regulären Saison ein Problem gewesen. An diesem Abend war es ein Teufelskreis, aus dem Dallas nicht mehr herauskam.
3. Warriors vs. Mavs: Kevon Looney und der innere Shaq
421 Spiele hat Looney vor Spiel 2 der West-Finals in der Association absolviert, nie knackte er die 20-Punkte-Marke. Nun sah er auf der großen Playoff-Bühne mit Unterstützung des Mavs-Small-Balls fast aus wie Shaq in seiner Prime.
21 Punkte und 12 Rebounds hatte der 26-Jährige auf der Habenseite, 15 davon erzielte er nach dem Seitenwechsel. Damit hatte er einen enormen Anteil am Comeback der Warriors, was die Fans sogar mit MVP-Rufen honorierten, als Looney an der Freiwurflinie stand. "Das war nervenaufreibend", gestand er scherzhaft ein. "Ich habe seit drei Wochen oder so keine Freiwürfe mehr geworfen."
Vor der Mavs-Serie hat er sogar seit knapp zwei Monaten (!) nicht mehr 10 oder mehr Punkte erzielt, nun war er auch in Spiel 1 bereits ein wichtiger Faktor. Auch defensiv. In Spiel 2 vermied es Dallas deshalb lange Zeit, Looney in der Verteidigung zu attackieren. Das änderte sich allerdings in Halbzeit zwei, als die Mavs den Center mehrfach im Eins-gegen-Eins auf die Probe stellten. Etwas unverständlich, denn Looney hielt seine direkten Gegenspieler laut ESPN bei 1/11 FG und Doncic sogar bei 0/3 aus dem Feld.
"Loon war einfach brillant", schwärmte Head Coach Steve Kerr. "Er hat einen fantastischen Playoff-Run. Er wird unglaublich unterschätzt. In einer Serie wie dieser, in der das Spielfeld breitgemacht wird, kann er in der Zone punkten. Ich weiß nicht, wo wir ohne ihn wären."
Für die Warriors war es fast ein Segen, dass Draymond Green bereits Mitte des dritten Viertels sein fünftes Foul kassierte. Der Veteran war an diesem Abend ohnehin weit von einem Plusspieler entfernt (6 Punkte, 5 Assists, 4 Turnover, 6 Fouls und -19), dafür kam Looney schneller wieder auf den Court. In der Bay Area wird viel über den anstehenden Zahltag für Jordan Poole gesprochen, doch auch Looney hat sich in den Playoffs einen netten Scheck erspielt. Er wird im Sommer Unrestricted Free Agent.