NBA: Ja Morant versenkt Curry und die Warriors in Overtime - New York Knicks stoppen den Höhenflug der Bulls
Von Philipp Jakob
Ja Morant hat die Warriors mit einem Comeback-Sieg in Overtime geschockt. Die New York Knicks beenden die Siegesserie der Bulls und wehren in einer hochspannenden Schlussphase ein fulminantes Comeback Chicagos ab. Die Sixers entgehen nur knapp dem kompletten Kollaps, die Jazz sind das einzige ungeschlagene Team der Liga.
Philadelphia 76ers (3-2) - Detroit Pistons (0-4) 110:102 (BOXSCORE)
Joel Embiid und vor allem sein angeschlagenes Knie hätten sich sicherlich nicht beschwert, wenn der Sixers-Star im vierten Viertel der Partie gegen die sieglosen Pistons mit einem komfortablen Vorsprung im Rücken eine Verschnaufpause hätte nehmen können. Den komfortablen Vorsprung gab es, allerdings nur kurz. Letztlich musste Embiid nochmal auf das Parkett zurückkehren, um den kompletten Kollaps zu verhindern.
Schon zu Beginn stotterte der Sixers-Motor gewaltig, Mitte des zweiten Viertels lagen die Pistons mit +5 vorne, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt selbst nur 2/13 Dreier getroffen hatten. Von den Fans im Wells Fargo Center waren Buhrufe zu vernehmen, bevor Philly in der zweiten Halbzeit dem Favoritenstatus gerecht wurde.
Hinter 30 Punkten und 18 Rebounds von Embiid sowie ordentlicher Unterstützung von Tobias Harris (17) oder Tyrese Maxey (16) setzten sich die Sixers im Schlussabschnitt bis auf 22 Punkte ab. Detroit zeigte aber Moral, angeführt von Saddiq Bey (14 von 19 Punkten im vierten Viertel) machten es die Pistons tatsächlich nochmal spannend.
Zwei Bey-Dreier stellten zwei Minuten vor dem Ende auf -6 aus Pistons-Sicht, dann kämpfte sich Embiid aber an die Freiwurflinie und machte wenig später mit einem Dreier den Deckel drauf. Philly, das sich 20 Turnover leistete, müsse noch "viel besser werden", meckerte der Center nach der Partie. "Wir können nicht glücklich sein mit diesem Auftritt."
Washington Wizards (4-1) - Atlanta Hawks (3-2) 122:111 (BOXSCORE)
Der beeindruckende Start der Wizards setzt sich auch im Duell gegen den Vorjahres-Ost-Finalisten fort. Obwohl in Spencer Dinwiddie (geschont) und Daniel Gafford (Prellung) zwei Starter fehlten, sicherte sich Washington angeführt von Bradley Beal (27 Punkte, 8 Rebounds, 8 Assists) den vierten Sieg im fünften Saisonspiel - solch ein Start gelang zuletzt 2014/15.
Beal war bei Weitem nicht auf sich allein gestellt: Nachdem Montrezl Harrell bereits am Vorabend eine starke Leistung gegen die Celtics gezeigt hatte, legte der Neuzugang im Back-to-Back nach (25 Punkte, 13 Rebounds und 5 Assists). Auch die beiden Teamkollegen, die im Russell-Westbrook-Trade von den Lakers mit ihm in die US-amerikanische Hauptstadt gewechselt waren, Kyle Kuzma und Kentavious Caldwell-Pope (5/7 Dreier), wussten mit jeweils 21 Punkten zu überzeugen.
Bereits zur Pause verzeichnete Washington eine zweistellige Führung, die die Wizards im dritten Abschnitt dank Vorteilen aus der Distanz (13 zu 6 erfolgreiche Dreier) und von der Freiwurflinie (17 zu 9) bis auf 20 Punkte ausbauten. Atlanta robbte sich im letzten Durchgang nochmal heran, bis auf 5 Zähler. Doch anschließend antwortete Harrell mit einem Dunk und Beal, der zuvor schon John Collins aufs Poster gebracht hatte, ließ selbst einen Slam folgen. Anschließend brannte für die Wizards nichts mehr an.
Die Hawks-Aufholjagd verantwortete in erster Linie Cam Reddish, der 15 seiner 20 Punkte im vierten Viertel erzielte. Bester Mann bei den Gästen war aber Collins, der 28 Punkte (14/16 FG) und 12 Rebounds auflegte und dabei immer wieder von einem der 13 Assists von Trae Young profitierte. In Sachen Scoring erwischte der Guard aber nicht seinen besten Tag (15, 6/17 FG).
Chicago Bulls (4-1) - New York Knicks (4-1) 103:104 (BOXSCORE)
Der Bulls-Höhenflug ist vorerst vorbei: Im fünften Spiel hagelte es die erste Pleite. An einem emotionalen Abend, an dem Franchise-Legende und neuer Botschafter der Bulls-Organisation Joakim Noah geehrt wurde, machten die Knicks einen auf Spielverderber. Wobei sich New York nur gerade so über die Ziellinie rettete.
Noah, der insgesamt neun Jahre für die Bulls auflief, wurde von den Fans gebührend gefeiert, doch auch Derrick Rose (12 Punkte) und Taj Gibson, die mit dem Center die erfolgreichsten Bulls-Jahre nach der MJ-Ära prägten, wurden mit Standing Ovations empfangen. Rose erhielt sogar MVP-Rufe in seiner Heimatstadt.
Doch die Knicks um Ex-Bulls-Coach Tom Thibodeau, ebenfalls gut in die Saison gestartet, brachten keine Geschenke mit. In einer intensiven und unterhaltsamen Partie setzten sich die Gäste nach dem Seitenwechsel zweistellig ab und hielten diesen Vorsprung bis kurz vor Schluss. Kemba Walker (21, 5/6 Dreier) und R.J. Barrett (20) schulterten die Hauptlast in der Offense, Julius Randle flirtete zwar mit einem Triple-Double (13 Punkte, 16 Rebounds und 9 Assists), hatte aber Probleme mit seinem Wurf (3/11 FG).
Drei Minuten vor dem Ende lagen die Gäste noch mit 13 Zählern in Front, bevor Chicago ein furioses Comeback startete. Zach LaVine, der mit 25 Punkten seiner Verletzung am linken Daumen trotzte, Nikola Vucevic (22, 8 Rebounds und 6 Assists) und DeMar DeRozan (20) führten die Aufholjagd an, Alex Caruso (10 und 6 Assists) oder Lonzo Ball (6) überzeugten mit teils starker Defense gegen Randle. LaVine verkürzte 10 Sekunden vor dem finalen Buzzer per Dunk sogar auf -1.
Das United Center war ein Tollhaus und anschließend versagten Randle die Nerven. Der Knicks-Star vergab beide seiner Freiwürfe und ermöglichte Chicago damit eine letzte Chance auf den Sieg. DeRozan bekam den Ball, wurde gegen Barrett aber nur einen schwierigen Jumper los - Airball und Sieg für die Knicks.