3. Die Bucks können noch besser spielen
Defensiv spielte Milwaukee in dieser Partie bereits recht nah am Optimum, über die Offense ließ sich das nicht sagen - insbesondere im Halbfeld. Noch immer lässt Giannis den Gegner zu oft zu leicht vom Haken, erneut nahm er fünfmal die Einladung zum unverteidigten Dreier an, dazu leistete er sich fünf Ballverluste. Jrue Holiday und Khris Middleton spielten keine starke erste Halbzeit.
Einiges funktionierte dennoch deutlich besser: Milwaukee forcierte öfter das Tempo, um Giannis Transition-Möglichkeiten zu verschaffen, wo niemand eine Antwort auf ihn hat. Sie brachten ihn häufiger als Play-Finisher denn als -Initiator ins Spiel, nutzten ihn mit mehr Erfolg als Screener für Middleton und Holiday. Der Ball bewegte sich teilweise deutlich flüssiger.
Die vielleicht effektivste Waffe wurde dabei trotzdem recht wenig eingesetzt: Milwaukee explodierte in der ersten Halbzeit förmlich, als Giannis nominell Center spielte. Innerhalb weniger Minuten legten die Bucks mit dieser ultra-beweglichen Aufstellung (Holiday, Connaughton, Middleton, Tucker, Antetokounmpo) einen 16:2-Run hin, den Mike Budenholzer selbst beendete, indem er Brook Lopez zurückbrachte. In der zweiten Halbzeit gab es gar keine Minute mehr mit Giannis als Center.
Die Bucks brauchten es am Ende nicht mehr, ebenso wenig wie sie darauf angewiesen waren, dass Middleton oder Holiday ihre Mismatches nach Switches der Nets konsequenter attackierten. Diese Möglichkeiten sind theoretisch aber noch immer da; Milwaukee hat seine beste Offensiv-Leistung in dieser Serie gefühlt weiterhin vor sich.
4. Niemand fragt nach dem Glück
Von den drei Amigos ist KD für den Moment der einzige Verbliebene, auch wenn die Röntgen-Untersuchung bei Irving negativ war und Harden sich dem Comeback laut Nash zumindest nähert. "Ich will nicht, dass James es überstürzt. Wenn er in der Lage ist, im nächsten Spiel aufzulaufen, dann ist das fantastisch", sagte der Coach. Bei Kyrie habe er "keine Ahnung."
Brooklyn sah noch vor wenigen Tagen wie der sichere Sieger dieser Serie aus, auch die Niederlage in Spiel 3 ließ sich noch als Betriebsunfall verbuchen. Nun hat sich das Machtgefüge entschieden verändert, auch geprägt durch Verletzungen. Das ist in diesen Playoffs leider absolut im Trend.
Blickt man auf die noch laufenden Serien, gibt es fast überall Ausfälle: Den Jazz fehlt Mike Conley, den Clippers Serge Ibaka. Bei den Nuggets hat Jamal Murray die gesamte Postseason verpasst, Philly fehlt Danny Green, den Hawks fehlt De'Andre Hunter. Bei den Bucks ist es Donte DiVincenzo, bei den Nets nun Harden und Irving. Einzig Phoenix ist derzeit gesund, das sah während der Serie gegen die Lakers bei Chris Paul allerdings auch schon ganz anders aus.
Kaum ein Team hat es härter getroffen als die Nets, allerdings hat es eben auch kein Team NICHT getroffen. Immer mehr erweckt diese Postseason den Anschein, dass es am Ende zu einem großen Anteil darum gehen wird, wer noch steht, nicht nur, wer das meiste Talent in seinem Team hat. Es geht auch um Glück, wie üblich. Brooklyn hat dieses Glück temporär verlassen.
Die zunächst so einseitige Serie ist nun ein Best-of-Three geworden. Und wie üblich wird am Ende niemand fragen, wer mehr Glück hatte, sondern nur, wer das Ticket für die nächste Runde gelöst hat.