Embiid, der vor der Partie als Zweiter bei der MVP-Wahl ernannt wurde, dominierte das Spiel mit 40 Punkten (13/25 FG, 12/16 FT) und 13 Rebounds, erhielt diesmal aber mehr Unterstützung als in Spiel 1. Tobias Harris (22) war vor allem in Halbzeit eins stark, ähnlich wie Seth Curry (21, 5/6 Dreier). Zum X-Faktor in der zweiten Hälfte wurde dann Shake Milton, der erst Ende des dritten Viertels erstmals eingewechselt wurde und dort schnelle 14 Punkte (5/8 FG) erzielte, die das Spiel außer Reichweite brachten.
Auf der Gegenseite kam Trae Young (21, 6/16, 11 Assists, 4 Turnover) nicht so stark ins Spiel wie zuletzt, beendete die Partie aber dennoch als geteilter Gäste-Topscorer mit Danilo Gallinari. Stark war auch Kevin Huerter (20), während Bogdan Bogdanovic (14, 6/16) lange nach seinem Wurf suchte. Mit dem erhöhten defensiven Druck der Gastgeber hatten die Hawks einige Probleme.
Beide Teams begannen mit den gleichen Starting Fives wie in Spiel 1, diesmal veränderte Doc Rivers jedoch seine Coverage und ließ direkt Simmons gegen Young verteidigen. Auch diese Maßnahme verhalf den Sixers zu einem weitaus seriöseren Start, der das Publikum im Wells Fargo Center schnell frenetisch werden ließ.
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Sixers erwischen Traumstart im ersten Viertel
Vor allem Harris begann mit 12 Punkten überragend und nach einem Dreier von Green stand Philly schon Mitte des ersten Viertels bei einer 23:6-Führung. Erst die Bankspieler Huerter und Gallinari brachten den Hawks offensiv ein wenig Rhythmus, sodass diese bis zum Viertelende zumindest noch etwas Boden gutmachen konnten. 33:20 für Philly.
Im zweiten Viertel kam die Sixers-Offense ohne Embiid zunächst zum Erliegen. Atlanta hatte dafür Gallinari, der sich weiter aufbäumte, nach Freiwürfen vom Italiener waren es nur noch 4 Punkte Unterschied. Embiid kehrte zurück und kassierte einen Poster-Dunk von Capela, beantwortete diesen aber auf der Gegenseite prompt mit purer Power.
Es wurden wieder 11 Punkte, und kurz vor der Pause wurde es hitzig: Embiid rangelte mit Gallinari und riskierte den Rauswurf, mit Double Technicals war der Kameruner gut bedient. Nach einem weiteren Gallo-Dreier ging es mit nur 57:55 Philly in die Pause.
Shake Milton explodiert für die Sixers in der zweiten Hälfte
Die zweite Hälfte begann mit starken Sixers-Minuten, Curry erzielte 5 Zähler durch Jumper und Embiid brachte sein Team mit einer Vielzahl von beeindruckenden Moves auf 10 Punkte weg. Wieder hauchte Huerter den Hawks Leben ein, dann traf Bogdanovic seinen ersten Dreier, auf den sofort der zweite folgte. An der Freiwurflinie brachte Young sein Team bei 2:41 auf der Uhr erstmals in Führung, dann war wieder Philly an der Reihe. Nach vier Embiid-Freiwürfen in der Schlussminute sorgte Milton mit einem Buzzerbeater-Dreier für die 91:84-Führung.
Und es ging so weiter - ohne Embiid! Ein Lineup mit Harris und vier Bankspielern war auf einmal außer Rand und Band, Milton traf einen weiteren Pullup-Dreier und führte Philly zu einem 11:0-Run zum Start des Viertels. Die Führung wuchs sogar auf 20 Punkte an. Atlanta reagierte noch einmal mit einem Small-Ball-Lineup für mehr Firepower, auch Hack-A-Simmons kam noch zum Einsatz. Knapp wurde es hinten raus aber nicht mehr, dafür fehlte den Hawks an diesem Tag letzten Endes auch das Wurfglück.
Sixers vs. Hawks: Die Reaktionen zum Spiel
Tobias Harris (Sixers) über die starke Leistung von Shake Milton: "Das zeigt wirklich, worum es in den Playoffs geht. Man weiß vorher nie, wer in der Lage sein wird, ins Rampenlicht zu treten."
Trae Young (Hawks): "Ich denke, es ist gut, dass wir hier ein Spiel geholt haben. Sie sind offensichtlich ein sehr gutes Heimteam. Es war ein Ziel für uns, hier wenigstens ein Spiel zu klauen."
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers (1) vs. Atlanta Hawks (5) 118:102 (BOXSCORE), Serie: 1-1
- Es war eine kurioses Spiel: Philly war mit seiner Starting Five extrem dominant, insbesondere die Minuten mit Embiid gingen in Halbzeit eins wie so oft klar an die Gastgeber (+16 in einem 2-Punkte-Spiel). Doch ohne ihn funktionierte kaum etwas, die Bankpunkte zur Pause sprachen Bände: Die Hawks hatten zu diesem Zeitpunkt 32 Punkte, die Sixers keinen einzigen. Erst zum Ende des dritten Viertels taute die heimische Bank dank Milton auf - und war in der zweiten Hälfte dann sogar klar besser (26:17).
- Insgesamt traten die Sixers ganz anders auf als in Spiel 1: Permanent wurde die Zone attackiert und hochkonzentriert gespielt. 24 Zonenpunkte und nur 1 Ballverlust standen nach zwölf Minuten zu Buche, beides überragende Werte. Im zweiten Viertel folgten 6 Ballverluste, danach passte der Fokus aber wieder: Am Ende waren es zwar "nur" 52 Points in the Paint, dafür leisteten sich die Sixers in der gesamten zweiten Hälfte keinen Turnover! Dazu gab es starke 29 Assists.
- Philly übte zudem defensiv einen höheren Druck auf als in Spiel 1 und beackerte Young das ganze Spiel über mit seinen besten Verteidigern Ben Simmons und Matisse Thybulle. Die Gäste kamen daher offensiv nie so stark in einen Rhythmus, auch wenn sie keine schlechte Partie zeigten. 20 Assists standen 17 Turnover gegenüber, zudem stimmte die Transition-Verteidigung oft nicht. Phily erzielte 28 Punkte aus den Hawks-Ballverlusten.
- Ein unerwarteter Vorteil zudem: Die Sixers trafen 12/26 ihrer Dreier, die Hawks nur 11/30.
Der Star des Spiels: Joel Embiid
Diese Partie zeigte mal wieder eindrucksvoll die Two-Way-Dominanz und das unglaubliche Arsenal des Zweiten bei der MVP-Wahl. Embiid wurde von Capela eigentlich gut verteidigt und ließ diesen doch regelmäßig alt aussehen. Es war das erste 40-Punkte-Spiel eines Sixers-Spielers in den Playoffs seit Allen Iverson (2003). Und trotzdem: Sixers-Fans werden dieses Spiel womöglich als das "Shake Game" in Erinnerung behalten.
Der Flop des Spiels: John Collins
In Spiel 1 war er mit 21 Punkten noch einer der stärksten Hawks, in diesem Spiel war vom explosiven Big Man wenig zu sehen. Kam nur auf 8 Punkte (4/11) und 10 Rebounds, am Ende foulte er außerdem aus. Da Philly diesmal besser auf die Lobs von Young auf ihn und Capela vorbereitet war, konnte er das Spiel kaum beeinflussen.
Die Szene des Spiels
Fast genau drei Viertel bekamen die Sixers überhaupt nichts von ihrer Bank, abgesehen von guter Thybulle-Defense. Und dann ging bei Milton auf einmal alles. Sein Buzzerbeater mit dem Ablauf der Sirene vom dritten Viertel war dabei nur eine Initialzündung für einen überragenden Heat-Check.