Der 28-Jährige erklärt, warum er selbst verwundert war, von den Timberwolves im Draft gezogen zu werden und was in Minnesota schieflief. Außerdem erzählt er von seinen Erfahrungen in den NBA Finals gegen die Warriors, was die Faszination von LeBron James ausmacht und wie ihm seine Zeit in China weitergeholfen hat.
Mr. Williams, am Samstag vor einer Woche haben sie ihren 28. Geburtstag gefeiert. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch nachträglich. Wie feiert man seinen Geburtstag inmitten der Playoff-Zeit?
Derrick Williams: Dankeschön. Ich habe nicht allzu viel gemacht. Mein Geburtstag war zwischen zwei Spielen, also bin ich am Samstag einfach was essen gegangen und habe relaxt.
Mit den Bayern stehen Sie kurz vor dem Einzug ins Finale, gleichzeitig sind auch in den USA die Playoffs mitten in der heißen Phase. In welchem Umfang verfolgen sie das aktuelle Geschehen?
Williams: Es ist eine aufregende Zeit, mit Golden State und Toronto sind zwei richtig gute und interessante Teams in den Finals, eine Menge Leute schauen zu. Toronto hatte bisher eine sehr gute Postseason und die Warriors ... von denen erwartet man natürlich, dass sie in den Finals stehen. Sie haben ein sehr gutes Team, es wird schwierig, sie zu schlagen. Toronto hatte den Heimvorteil, es kann noch interessant werden.
Wie haben Sie die kanadischen Fans während Ihrer Zeit in der NBA erlebt?
Williams: Toronto hat fantastische Fans. Ich war mit verschiedenen Teams mehrmals da und habe gegen die Raptors gespielt. Sie haben die mit am meisten unterschätzten Fans der NBA, da sind sie definitiv in den Top zwei oder drei. Natürlich spielt das Team gut und die ganze Drake-Sache wird das Publikum nur noch weiter anheizen.
Derrick Williams über seine Finals-Erfahrung: "Es war verrückt"
Sie waren 2017 als Teil der Cleveland Cavaliers live dabei, als es gegen die Warriors und KD ging. Damals holten die Warriors mit einem 4-1 den zweiten Titel ihrer aktuellen Dynastie und den ersten mit Durant. Was sind Ihre Erinnerungen an die Finals und dieses Warriors-Team?
Williams: Es war verrückt. Man steht in den Finals und muss gegen eines dieser Teams spielen, die gerade eine Dynastie aufbauen. Man sieht auch heute noch, zu was sie in der Lage sind, sie stehen immerhin zum fünften Mal in den Finals. Es ist aber schön, ein Teil der Geschichte zu sein, egal ob man gewinnt oder verliert. Es war großartig, zu dieser Zeit diese Jungs wie Durant, LeBron James, Kevin Love, Kyrie Irving, Curry oder Thompson zu sehen. Das war eine tolle Erfahrung. Ich kann sagen, dass ich vor ein paar Jahren mit diesen künftigen Hall-of-Famern auf dem Parkett stand. Vor allem mit LeBron, der 30-Punkte-Triple-Doubles aufgelegt hat. Man sieht all die harte Arbeit, die er hineinsteckt und dann zieht er in dem Jahr den Kürzeren. Das war hart, er wollte unbedingt eine weitere Championship nach Cleveland holen.
War damals in der Mannschaft schon vor den Finals so etwas wie Frust zu spüren? Nachdem man die Warriors 2016 denkbar knapp in sieben Spielen schlagen konnte, stand nun auch noch KD auf der anderen Seite?
Williams: Man geht in ein neues Jahr, Cleveland ist der Champion und man stellt sich die Frage, was muss man tun, um besser zu werden. Und die Warriors holen Durant. Das war so ... okay. (lacht) Egal, wen wir holen werden, sie werden einfach deutlich besser sein als im vergangenen Jahr. Es gab also sicherlich ein wenig Frust, als wir in die Finals kamen und drei All-Stars stoppen mussten - und auch noch Draymond Green.
Wie liefen damals die Team-Meetings ab? Welche Strategien wurden besprochen, um gegen dieses vierköpfige Monster anzukommen?
Williams: Es ist schwierig. Vor drei oder vier Wochen haben Lou Williams und Patrick Beverley darüber gesprochen, dass man den Warriors unterschiedliche Defenses zeigen muss. Wir hatten drei oder vier verschiedene Verteidigungsvarianten und sie haben trotzdem ihre Punkte gemacht. Es war nicht unbedingt so, dass unsere Defense schlecht war. Manchmal hat man einfach einen übermäßig talentierten Spieler, der gegen jede Defense scoren kann. Durant ist hart zu stoppen, da kannst du auch die beste Defense der Welt haben. Manchmal ist seine Offense einfach ein bisschen besser.
Vor Spiel 3 (Donnerstag, ab 3 Uhr live auf DAZN) sind die Finals 2019 ausgeglichen, dabei musste Golden State bisher auf Kevin Durant verzichten. Nachdem sich die Warriors mit einem Sweep in die Finals katapultiert hatten, entbrannte in den USA die Debatte, ob die Warriors ohne KD vielleicht sogar besser seien. Was ist Ihre Meinung dazu?
Williams: Sie sind so oder so ziemlich gut. Ich glaube nicht unbedingt, dass sie mit Durant übermäßig besser oder schlechter sind. Auch ohne ihn stehen sie bei 32-2, die haben also bereits ein sehr gutes Team. Aber Durant kann auf vielfältige Art und Weise scoren, in der Transition, in Post-Ups, in Isolations, von der Dreierlinie. Mit ihm hast du einen weiteren Spieler, der dir 30 oder 40 Punkte pro Partie geben kann. Sollten Stephen Curry oder Klay Thompson mal nicht gut spielen, kann er dir im Scoring helfen. Er fügt einfach eine weitere Dimension hinzu, die du stoppen musst.
Williams über LeBron James: "Du willst ihn nicht enttäuschen"
Die Warriors hatten Durant, Sie hatten LeBron. Ist allein dank ihm ein ganz anderes Selbstvertrauen da, ein Superteam wie die Warriors schlagen zu können?
Williams: Natürlich. Selbst heute kann man ihn in jedes Team stecken und die Chancen zu gewinnen, gehen nach oben. Das wollten auch die Lakers machen: LeBron ins Team holen und den jungen Spielern helfen, sich zu verbessern. Sie hatten aber eine Menge Verletzungen.
Was macht LeBron als Teamkollegen so besonders?
Williams: Er fordert seine Mitspieler während der Saison heraus, besser zu werden. Er fordert jedes einzelne Individuum heraus, wirklich alles zu geben. Das ist, glaube ich, der Grund, warum man mit ihm besser ist. Du willst so einen Spieler nicht enttäuschen. Er erwartet, dass du die ganze Zeit dein A-Game bringst, weil er immer um eine Championship spielt. Und das willst du als Spieler auch.
Ist das gerade für einen jungen Spieler hilfreich oder erhöht das in erster Linie nur den Druck?
Williams: Ich denke nicht, dass es mehr Druck ist. Niemand versucht, den Ball zu verlieren oder Fehler zu machen. Fehler passieren im Basketball. Aber wenn du alles gibst und es vermasselst, dann ist das nichts, was einen fertig machen sollte. Wenn ich nicht alles gebe und Fehler mache, dann ist das meine Schuld, denn ich hätte mehr Einsatz zeigen müssen. Aber wenn du vollen Einsatz zeigst und Fehler machst, dann ist das halt so. Du spielst einfach weiter. Das ist das Beste, mit jemandem wie ihm zusammenzuspielen.
Ist es auch für Sie ein bisschen merkwürdig, die Playoffs zu schauen und LeBron ist nicht dabei?
Williams: Ja, auf jeden Fall. Ich habe gehört, dass die Ratings gesunken sind. Man hat ihn fast zehn Jahre in Folge um die Championship kämpfen sehen. Ich denke, er hat eine Pause gebraucht. (lacht) Er hat viele Spiele und viele Minuten absolviert. Ich glaube aber, dass er nächste Saison zurück sein wird.