Das bedeutet der Deal für die Jazz
Die hohen Erwartungen in Utah konnten in den ersten Saisonwochen mitnichten erfüllt werden. Das Hauptproblem war dabei zwar die Defense, die derzeit bei weitem nicht ihr Niveau der Vorsaison erreicht, aber auch offensiv fehlte es den Jazz an Entlastung für Mitchell, an Balance und an einer gehörigen Portion Spacing. Nur 31,9 Prozent traf Utah bisher von Downtown, "gut" für Platz 28.
Dabei gehörten die Jazz den Statistiken zufolge sogar zu den besten Teams, was die Kreation von offenen Dreiern angeht. Diese Zahl wurde insofern etwas künstlich geschönt, weil Teams Spieler wie Ricky Rubio oder Dante Exum bewusst offen stehen lassen und zum Dreier provozieren. Auf diese Idee wird bei Korver niemand kommen. Solange der alte Mann laufen kann, wird (mindestens) sein Verteidiger versuchen, ihm auf den Füßen zu stehen und am Wurf zu hindern. Das war von Ende 2007 bis 2010 so, als Korver schon einmal für die Jazz spielte, und hat sich bis heute nicht geändert.
Korver hat in dieser Saison bisher 46,3 Prozent seiner Dreier getroffen. Er ist einer der besten, wenn nicht der beste Catch-and-Shoot-Schütze in der Geschichte der Liga. Die Aufmerksamkeit, die er auf sich zieht, sollte gerade Mitchell und Rubio Platz verschaffen. Korver kennt zudem Coach Quin Snyder aus gemeinsamen Atlanta-Tagen und sollte schnell ins System integriert werden können.
Natürlich geht Utah ein gewisses Risiko mit dem Deal ein. Korver ist für einen 37-Jährigen zwar topfit, aber in diesem Alter kann eine einzige Verletzung das Ende bedeuten. Burks war intern ein sehr beliebter Spieler und außerdem neben Mitchell einer der wenigen, die sich aus Isolation eigene Punkte kreieren konnten. Korvers Vertrag gilt zudem auch noch nächstes Jahr, wenngleich nur 3,44 Mio. Dollar garantiert sind. Diese reduzieren dennoch den potenziell verfügbaren Cap Space.
Defensiv wird Korver auch nicht unbedingt weiterhelfen. Er ist ein intelligenter Team-Verteidiger, im Eins-gegen-Eins jedoch mittlerweile zumeist überfordert. Utah hat allerdings eigentlich mehr als genug Mittel und Personal, um die eine oder andere defensive Schwachstelle zu kaschieren, auch wenn sie das zuletzt nicht hinbekommen haben. Wenn sie dies auch weiterhin nicht schaffen, ist ihre Saison ohnehin verloren - die größte Stärke dieses Teams muss die Defense sein.
Und dennoch könnte sich Korver als großer Gewinn herausstellen, zumal Utah keinen Erstrundenpick für ihn abgeben musste wie Cleveland vor knapp zwei Jahren. Die Jazz-Offense braucht Raum zum Atmen - Korver ist nach wie vor einer der besten Spieler, wenn es darum geht, diesen Raum zu kreieren. Nicht zu Unrecht waren die Cavs in den vergangenen Playoffs um mehr als 11 Punkte besser laut Net-Rating, wenn Korver auf dem Court stand - und nicht zu Unrecht wollte ihn trotz seines Alters jeder zweite Contender ins Team holen, sobald er verfügbar wurde.
Die Karriere-Stationen von Kyle Korver
Team | Zeitraum | Spiele | Punkte | 3FG% |
76ers | 2003 bis 2007 | 337 | 10,5 | 40,9 |
Jazz | 2007 bis 2010 | 180 | 8,7 | 41,6 |
Bulls | 2010 bis 2012 | 147 | 8,2 | 42,5 |
Hawks | 2012 bis 2017 | 332 | 10,9 | 45,2 |
Cavaliers | 2017 bis 2018 | 124 | 9,3 | 45,4 |
Die Jazz haben nun den Zuschlag bekommen. Wenn sie es schaffen, Korver richtig zu integrieren und einzusetzen, sollte der Ertrag das Risiko absolut rechtfertigen und sie haben eine absolute Waffe dazubekommen. Wie der Saisonstart gezeigt hat, haben sie diese auch durchaus nötig - und es muss auch bei Utah nicht der letzte Move gewesen sein. Zu guter Letzt signalisiert der Trade auch, dass die Jazz nicht auf Kontinuität um jeden Preis aus sind.