Haben die Midseason-Trades die Saison der Cavaliers kaputtgemacht?
Im Laufe der Finals kam diese Diskussion vermehrt auf, da von den im Februar geholten Spielern einige gar nicht mehr wirklich eingesetzt wurden - Rodney Hood wurde erst in den Spielen 3 und 4 von Coach Tyronn Lue "begnadigt", Jordan Clarkson flog hingegen nach Spiel 2 (endlich) aus der Rotation. Larry Nance kam zwar regelmäßig von der Bank und George Hill startete in allen Spielen, der erfahrene Point Guard enttäuschte im Lauf der Serie aber auf ganzer Linie.
Es gab durchaus Momente, in denen man die Kreativität von Isaiah Thomas, die Abgezocktheit von Dwyane Wade oder die defensive Vielseitigkeit von Jae Crowder vermissen konnte. In den Finals kam von den Deadline-Akquisitionen ziemlich wenig, weshalb die Deals aus der heutigen Perspektive auch nicht überragend aussehen. Man sollte hier aber nicht die Perspektive verlieren.
Manchmal ist es ja nicht nur das Talent, sondern eben auch die Frage der Team-Chemie - und diese war absolut am Boden, als Cleveland diese Deals einfädelte. Gerade Thomas und Crowder waren extrem unzufrieden und taten das auch kund, es passte menschlich hinten und vorne nicht in Cleveland. Auch James war in den Wochen vor der Deadline ja bei weitem nicht mehr so stark wie vorher, weil er zeitweise die Motivation und Hoffnung verloren hatte.
Ärgerliche Personalie Rodney Hood
Die Deals waren schon aus der Hinsicht sinnvoll, weil sie James die Hoffnung zurückgaben und ihn zu den Leistungen anspornten, die er seither gezeigt hat. Thomas wäre von den Warriors ohnehin in jedem Angriff attackiert worden - wie gefährlich defensive Schwachstellen sind, haben diese Playoffs mal wieder sehr gut gezeigt. Hill war wenigstens in dieser Hinsicht ein ganz klares Upgrade.
Natürlich hätten auch die Cavs gerne mehr spielerischen Gegenwert bekommen und gerne ein ebenso talentiertes Team gehabt wie in den letzten Jahren. Dass es beispielsweise mit Hood nicht geklappt hat, ist sehr ärgerlich und sicherlich auch teilweise Lue anzulasten. Der Deal, der letztendlich aber alles "kaputtgemacht" hat, wenn man so will, war der Trade von Kyrie Irving im vergangenen Sommer.
Der Trade von Kyrie Irving wirkt nach
Es war dieser Move, der Cleveland den zweiten Superstar nahm, auch wenn es zu dem Zeitpunkt wie der "richtige" Deal aussah, weil man mehrere Faktoren noch nicht richtig einschätzen konnte: Zum ersten war nicht öffentlich bekannt, wie schwer Thomas verletzt war, zum zweiten war der schlechte "persönliche" Fit zwischen IT und LeBron so nicht vorherzusehen, und zum dritten hatten die Cavs natürlich gehofft, einen höheren Pick zu bekommen als den No.8-Pick, den sie nun aus Brooklyn erhalten haben.
Dieser Deal hat bei den Cavs aus den oben genannten Gründen extrem viel kaputt gemacht, alles was danach kam, war nicht viel mehr als versuchte Schadensbegrenzung. Das vielleicht allergrößte Problem ist dabei noch gar nicht eingetreten: Eigentlich sollte Irving die Absicherung sein, falls James das Team verlässt, und die nächste Ära des Teams prägen. Stattdessen hängt diese jetzt vorerst komplett in der Schwebe.