NBA

Lonzo, LeBron und ein Fiebertraum

Die neuen Gesichter der Lakers: Magic Johnson, Lonzo Ball und Rob Pelinka
© getty

Die Los Angeles Lakers haben sich im Sommer mit Lonzo Ball ein neues "Gesicht der Franchise" geholt - in Wirklichkeit schielen Rob Pelinka und Magic Johnson aber längst auf den Sommer 2018. Die Offseason in der SPOX-Analyse.

Cookie-Einstellungen

Die Transaktionen der Los Angeles Lakers

In der Woche vorm Draft waren die Lakers an einem der ersten größeren Deals des Sommers beteiligt: Im Tausch für den auslaufenden Vertrag von Brook Lopez und den No.27-Pick (Kyle Kuzma) schickten sie den Horror-Vertrag von Timofey Mozgov sowie D'Angelo Russell nach Brooklyn.

Der No.2-Pick von 2015 war zwar ein stolzer Preis, um Mozgov loszuwerden, allerdings wurde er wenige Tage später - als L.A. Lonzo Ball draftete - ohnehin entbehrlich. Abgesehen vom Point Guard holten die Lakers am Draft-Abend noch die Rookies Kuzma, Josh Hart und Thomas Bryant, die mittlerweile auch alle über garantierte Verträge in Los Angeles verfügen.

In der Free Agency hielt man sich dann zunächst vornehm zurück, nachdem man im letzten Jahr mit Mozgov (und Luol Deng) massiv ins Klo gegriffen hatte. L.A. ließ Nick Young ziehen und waivte David Nwaba und Tarik Black. Erst am 13. Juli schlugen sie selbst zu: Der in Detroit überraschend in Ungnade gefallene Kentavious Caldwell-Pope wurde für 1 Jahr und 17,75 Millionen Dollar verpflichtet.

Im Anschluss holten sich die Lakers mit Tyler Ennis (2 Jahre, 3,18 Millionen) noch einen günstigen Backup-Point Guard, dazu erhielt Alex Caruso einen Two-Way Contract. Briante Weber, Vander Blue, Stephen Zimmerman und V.J. Beachem erhielten ungarantierte beziehungsweise teilweise garantierte Verträge und können sich im Training Camp noch für einen festen Kaderplatz empfehlen.

Die Strategie der Los Angeles Lakers

Das neue Führungsduo bestehend aus Magic Johnson und Rob Pelinka hat mehr als nur ein Auge auf den Sommer 2018 geworfen. Das zeigte nicht nur der Russell-Trade, sondern beispielsweise auch der kurze Vertrag für KCP - die Lakers wollen sich so viel Cap Space wie möglich bewahren, um nächsten Sommer zwei oder vielleicht sogar drei Superstars an Land ziehen zu können.

Das ist eine smarte Strategie - nicht viele Teams werden im Sommer Cap Space haben, es gibt aber eine ganze Reihe von Free Agents, die mit L.A. in Verbindung gebracht werden (allen voran LeBron James und Paul George). Sollte sich daher im Vorfeld die Möglichkeit bieten, auch den Deng-Vertrag in Verbund mit einem der Youngster (Ball und Brandon Ingram sind wohl ausgenommen) loszuwerden, wird das Front Office nicht allzu lange zögern.

In der Zwischenzeit geht es um Talententwicklung beziehungsweise auch darum, sich für einen LeBron oder PG-13 möglichst attraktiv zu präsentieren. KCP und Lopez machen die Truppe besser, natürlich sind die Lakers aber noch kein Playoff-Team, ganz egal, was LaVar Ball so an Erwartungen in die Welt hinausposaunt.

Dennoch soll sein Filius - zumindest übergangsweise - zum neuen Gesicht der Franchise aufgebaut werden. Ball, Ingram, Jordan Clarkson, Ivica Zubac, Larry Nance und Julius Randle - das ist der junge Kern, der sich in dieser Saison beweisen soll. Gerade für Randle, der nach der Saison Restricted Free Agent wird, und Clarkson, dessen Vertrag einen gewissen Trade-Wert mitbringt, gilt aber auch: Sie stehen auf dem Prüfstand. Denn das Lakers-Team, das sich Magic und Pelinka vorstellen, ist noch längst nicht komplett.

Die Schwachstellen der Los Angeles Lakers

Der Kader des Teams ist so talentiert wie lange nicht. Bei allem Potenzial muss man aber auch festhalten: Abgesehen von Lopez und Deng (lang ist's her) hat noch kein einziger Spieler im Roster unter Beweis gestellt, dass er bei einem ambitionierten Team eine signifikante Rolle spielen kann.

Man darf nicht vergessen: Die Lakers haben in den letzten vier Saisons 27, 21, 17 und 26 Siege geholt. Gerade Ingram ist bei allem Talent noch sehr roh und physisch noch nicht auf NBA-Niveau (wenngleich er nach und nach zulegt). Randle, Clarkson und Nance haben in ihren drei beziehungsweise zwei NBA-Saisons ebenfalls relativ klare Schwächen offenbart.

In der letzten Saison führte die extreme Jugend (und teilweise Desinteresse) zum schlechtesten Defensiv-Rating der gesamten Liga (113,0). Diese Schwäche wird sich nicht von hier auf gleich ändern - aber gerade KCP und Lopez und vielleicht auch Ball könnten hier zumindest etwas Abhilfe schaffen. Der Weg zum kompetenten Defensiv-Team ist aber zweifelsfrei noch weit.

Der Hoffnungsträger der Los Angeles Lakers

"Er ist ein Anführer. Er behandelt Menschen auf die richtige Art und Weise. Er wird das neue Gesicht der Lakers werden", sagte Magic bei der Vorstellung von Ball, blickte auf die Wand mit Retired Jerseys hinter sich und fügte hinzu: "Wir erwarten, dass irgendwann ein Ball-Trikot dort oben hängen wird." "Er macht jeden auf dem Court besser. Wir hatten diese Art von Talent seit Magic nicht mehr im Team", fügte James Worthy später hinzu.

Klingt nach Druck? Natürlich - aber daran ist der neue Point Guard "dank" seinem Vater ja ohnehin längst gewohnt. Es gibt noch Fragezeichen, wie sich das Spiel des No.2-Picks - insbesondere sein Wurf - auf das NBA-Level übersetzen lassen wird. Dennoch konnte man schon in der Summer League erkennen, warum Magic und Worthy so sehr vom Rookie schwärmten.

Ball spielte nicht nur spektakuläre, sondern vor allem kluge Pässe - seine Spielfreude schien sein Team dabei anzustecken, mit mehreren Triple-Doubles führte er die Lakers sogar zum Titel. Natürlich nur in der Summer League - aber in Hollywood hoffen sie natürlich, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.

Das Fazit

Unter normalen Umständen wäre es ziemlich bitter gewesen, Russell so schnell wieder aufgeben zu müssen, aber für die Lakers hat es Sinn gemacht. Die Verträge von Mozgov und Deng stammen nicht aus der "Ära" Johnson und Pelinka, die beiden konnten also lediglich aufräumen - und der Fokus auf die Free Agency 2018 erscheint logisch, zumal die Lakers dann keinen eigenen Erstrundenpick haben werden.

Auch wenn bisher noch nichts passiert ist, üben die Lakers aktuell wieder ein bisschen die Strahlkraft aus, die ihnen zwischenzeitlich abhandengekommen war. Das neue Führungsduo hat es geschafft, wieder für positive Stimmung zu sorgen - allein das ist schon als Erfolg zu verbuchen.

Natürlich besteht die Gefahr, dass George in OKC verlängert und LeBron sich gegen die Lakers entscheidet, dass Ball sich als Bust herausstellt - in diesem Fall müsste man die Bewertung dieses Sommers später revidieren. Stand jetzt gibt es aber keinen triftigen Grund, weshalb man Trübsal blasen müsste. Es geht wieder in die richtige Richtung.

Die Note: 2

Artikel und Videos zum Thema