Wer sind die Splash Brothers?
Im Mittelpunkt steht dabei selbstverständlich Bartträger und MVP-Kandidat James Harden, der - sofern er auf dem Feld ist - nahezu jede Offensiv-Aktion seines Teams koordiniert. 100,1 Touches pro Spiel (mehr als die Rockets Ballbesitze haben!) sind Ligabestwert, wobei er pro Touch durchschnittlich 5,45 Sekunden den Spalding kontrolliert. Auch in dieser Kategorie landet er in der Top 10.
28,2 Punkte, 8,2 Rebounds und ein Spitzenwert von 11,8 Assists sind Fabelzahlen, wobei die 5,8 Ballverluste pro Abend mit der Usage-Rate von 33,8 Prozent gerade noch zu erklären sind. Er profitiert davon, dass um ihn herum genau die Spieler installiert wurden, die seinem Spielstil entsprechen. Die Neuzugänge Eric Gordon und Ryan Anderson schießen Abend für Abend die Lichter aus, da Harden jedes Double-Team mit einem präzisen Kickout-Pass auf die Shooter bestrafen kann.
Mit 145 versenkten Triples steht Gordon auf Platz 1 in der laufenden Saison, Harden auf 4 und Anderson auf 6. Da schauen selbst die Splash Brothers in die Röhre. Das Besondere dabei: Niemand hinterfragt seine Rolle und fordert mehr Würfe, wenn jemand anders gerade heiß läuft.
"Wir haben in diesem Jahr eine Sache gelernt: Wenn man erfolgreich sein will, muss jeder seine Rolle akzeptieren", erklärt Anderson angesprochen auf den Status als zweite Geige: "Mal ist es Gordons Nacht, mal ist es meine, mal ist es die von Trevor Ariza."
Harden, der Naturalist
Dieser lässt derweil Triple-Doubles en masse regnen - und es dabei so einfach aussehen. Seine Offensivaktionen folgen keinem klaren Plan, lediglich die Grundaufstellung wird in etwa festgelegt. Das macht es der Defense besonders schwer, sich darauf einzustellen. "Um ehrlich zu sein: Ich kann euch nicht sagen, was mir während einer Offensiv-Aktion durch den Kopf geht. Ich fange an zu spielen und schaue, welche Möglichkeiten mir mein Verteidiger bietet. Darauf reagiere ich. Mein Spiel ist sehr naturalistisch. Was mir angeboten wird, das nehme ich. Daraus entstehen große Plays", so Harden.
Eines davon ereignete sich am Ende der epischen Schlacht gegen Russell Westbrook und die Oklahoma City Thunder. Beim Stand von 116:116 und noch 3,8 verbleibenden Sekunden wollte Eric Gordon den Ball nach einer Auszeit einwerfen. Doch was er sah, gefiel ihm nicht, weshalb er eine weitere Auszeit forderte. Beim nächsten Versuch wurde dann ein ganz anderes System gelaufen als zuvor.
Harden bekam auf Höhe der Freiwurflinie einen Screen von Nene, der anschließend zum Korb rollte. Der Ball ging natürlich zu Harden, der so viel Aufmerksamkeit auf sich zog, dass auch Nenes Verteidiger Steven Adams den Bart attackierte - ein entscheidender Fehler. Denn Harden wurde seinem Ruf als exzellenter Playmaker gerecht und fand seinen völlig blank stehenden Center am Brett.
Der Brasilianer wurde dann beim Dunk-Versuch gefoult und verwandelte beide Freebies zur Entscheidung. Obwohl Harden letztendlich nicht mal einen Assist für diese Aktion bekam, war es doch sein Gamewinner - was beweist, wie sehr er sich trotz Monsterzahlen in den Dienst seines Teams stellt. Mal ehrlich: Wer glaubt, dass in der gleichen Aktion ein Russell Westbrook ebenfalls den Pass auf Nene gespielt hätte?
Howard endlich weg
Apropos Nene. Laut D'Antoni ist die zweitwichtigste Position in seinem System nicht die des Shooters oder des Stretchvierers, sondern die des Centers. Warum? "Sie sind für zwei Kernaufgaben verantwortlich: Den Ring bei Pick-and-Rolls zu beschützen und den Fastbreak mitzulaufen. Allerdings nur hin und wieder und nicht immer, damit sich die Defense nicht darauf fixieren kann", wird er von theringer.com zitiert. Auch bei dieser Jobbeschreibung gilt, dass der Kader mit Montrezl Harrell, Nene und Clint Capela perfekt besetzt ist. Keiner stellt Ansprüche und fordert den Ball. Wer war noch mal Dwight Howard?
"Moreyball" funktioniert 2016/17 hervorragend und stellt eine Gefahr für die großen Zwei im Westen dar. Wie ernst diese zu nehmen ist, zeigen aber natürlich erst die Playoffs - und in diesen scheiterte D'Antoni einst regelmäßig mit den Suns. Das weiß auch der GM: "Mir sind Leute egal, die an unserer Philosophie zweifeln. Was mir jedoch nicht egal ist: Wir haben noch absolut nichts gewonnen. Wir haben noch keinen Titel. Darum kreisen meine Gedanken - und die von jedem anderen Mitglied in unserer Organisation."