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Es ist etwas Persönliches

Dwyane Wade kehrt den Heat aus persönlichen Gründen den Rücken
© getty
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Der Wechsel aus Sicht der Heat

Die langfristigen Folgen für Miami als Free-Agent-Destination werden sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Zwar haben die Heat ohne Wades Vertrag nächsten Sommer mehr Geld zur Verfügung, allerdings ist folgendes auch klar: Spieler reden miteinander. Es fällt auf, wenn ein Team auf diese Art und Weise mit seinen Free Agents umgeht. Für eine Bestätigung muss man nur nach Dallas blicken, wo der Umgang mit Steve Nash und später Tyson Chandler Berichten zufolge bleibende Eindrücke hinterlassen hat.

Miami hat seit den Zeiten von Alonzo Mourning den Ruf gehabt, sich stets um seine Spieler zu kümmern, daher besteht der halbe Coaching Staff aus Ex-Spielern und daher nennt Jalen Rose die Franchise im positiven Sinne "Miami Mafia". Spieler wollten gerne nach Miami kommen, zu einem erwiesenen Champion wie Riley, zu einer familiären und doch hochprofessionell geführten Franchise.

Es bleibt abzuwarten, ob dieser Ruf nicht ernsthaften Schaden genommen hat. Denn niemand in der Geschichte der Franchise verkörperte die Heat so sehr wie Wade. Er hält fast alle Franchise-Rekorde, war (gemeinsam mit Udonis Haslem) als einziger bei allen Titeln dabei. Nun wurde er zwar nicht vom Hof gejagt, wie teilweise zu lesen ist, aber eben auch nicht gerade mit Wertschätzung überhäuft.

Die Bedenken ob seines Alters waren dabei durchaus real, hätten angesichts seiner Verdienste und des ansteigenden Salary Caps aber keine derart große Hürde darstellen sollen. Vermutlich haben die Heat es einfach als selbstverständlich betrachtet, dass Wade schon immer irgendwie bei ihnen bleiben würde. Das ist er nicht, und auf einmal gilt auch kurzfristig weniges in Miami als selbstverständlich.

Bei Whiteside, der geschockt auf Wades Wechsel reagierte, regten sich unmittelbar nach der Entscheidung bereits Spekulationen, er könnte einen DeAndre-Jordan-artigen Rückzieher machen, schließlich war noch nichts unterschrieben. Tyler Johnson hat für 50 Millionen Dollar über 4 Jahre in Brooklyn unterschrieben, die Heat können und werden das Angebot aber vermutlich matchen.

Goran Dragic ist noch da, ebenso wie die vielversprechenden Sophomores Justise Winslow und Josh Richardson. Damit wäre man bei den Sicherheiten aber auch fast schon angekommen. Niemand hat eine Ahnung, ob Chris Bosh nächste Saison wieder zur Verfügung steht oder überhaupt nicht mehr in der NBA auflaufen kann.

Schon möglich, dass sich Wades Wechsel langfristig nicht als Drama für die Heat erweist, wenn sie nächsten Sommer (beispielsweise) Russell Westbrook und einen anderen Star an den South Beach lotsen können. Es wäre ja nicht das erste Mal. Der bittere Beigeschmack bleibt jedoch vorerst bestehen - und erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit fehlt bei den Heat die eine Gewissheit, die Fans und Franchise immer hatten. "Wade County" hat seinen Regierungschef verloren.

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