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"LeBron ist einfach zu coachen"

Mike Brown trainierte von 2005 bis 2010 LeBron James bei den Cleveland Cavaliers
© getty

Mike Brown hat in seiner Karriere mit vielen NBA-Größen zusammengearbeitet. SPOX traf den Coach in Berlin und sprach mit ihm über nächtliche Zugfahrten durch Deutschland, ein folgenschweres Praktikum in Denver und den Wasserträger-Job im Football-Team seines Sohnes. Außerdem erklärt Brown, warum LeBron James leicht zu coachen ist.

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SPOX: Mr. Brown, Sie haben in den letzten 20 Jahren mit so vielen Menschen zusammengearbeitet, die die NBA nachhaltig geprägt haben. Gregg Popovich, Kobe Bryant, LeBron James, Rick Carlisle, um nur einige zu nennen. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben?

Mike Brown: (lacht) Nein, habe ich nicht, aber wenn ich das machen würde, würde ich mit den ganzen Geschichten, die ich erlebt habe, sicher eine Menge Geld verdienen.

SPOX: Dann lassen Sie uns doch mal über Ihre Anfänge sprechen. Sie haben einige Zeit in Würzburg gelebt und auch dort die Highschool abgeschlossen. Warum haben Sie in Deutschland gelebt?

Brown: Mein Vater war einige Zeit in der Air Force und dort stationiert und meine Mutter war Lehrerin an einer amerikanischen Schule. Meine Eltern haben insgesamt über 25 Jahre in Deutschland verbracht.

SPOX: Ist aus dieser Zeit etwas bei Ihnen hängengeblieben?

Brown: Ja, auf jeden Fall. Ich liebe Deutschland. Das Land ist so offen und die Menschen sind freundlich. Und es ist überall sicher. Eine Geschichte erzähle ich immer gerne: Während der Highschool-Zeit wollte ich mal mit ein paar Mitschülern zu einem Basketball Camp in die Schweiz fahren. Das Camp sollte am nächsten Tag starten und meine Eltern haben uns zum Bahnhof gefahren. Wir haben dann aber den Anschlusszug verpasst und es fuhr an dem Abend kein Zug mehr.

SPOX: Und dann?

Brown: Es gab damals noch keine Handys, ich bin ja schon ein bisschen älter. Also habe ich meine Eltern von einem Münztelefon angerufen und ihnen gesagt, dass wir die Nacht auf dem Bahnhof verbringen und morgens den ersten Zug zurücknehmen werden. Sie sagten einfach nur: "Okay, kein Problem. Wir sehen uns, wenn ihr wieder da seid." Wir haben uns dann auf unsere Rucksäcke gelegt und auf Bänken geschlafen. Das wäre in den USA einfach unvorstellbar.

SPOX: Sie haben Ihre NBA-Karriere als unbezahlter Video Scout bei den Denver Nuggets begonnen. Wie sind Sie an den Job gekommen?

Brown: Ich habe an der University of San Diego gespielt und als wir unseren letzten Trip vor Saisonende hatten, bin ich zuvor ins Büro unseres Head Coaches gegangen und dort lag auf dem Tisch eine Zeitschrift mit Bernie Bickerstaff auf dem Cover, der ja bekanntlich viele Jahre Coach und General Manager in der NBA war. Ich fragte dann meinen Coach, ob er nicht jemanden in der NBA kennen würde, bei dem ich im Sommer mal reinschnuppern könnte. Und er meinte: "Ja, kein Problem, ich kenne auch Bernie." Bickerstaff war auch an der University of San Diego, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht. Er besorgte mir auf jeden Fall ein Praktikum für den Sommer unter Bickerstaff bei den Nuggets.

SPOX: Und wie ging es dann weiter?

Brown: Als der Sommer dann vorbei war, kam Bernie mit einem Scheck über 1.500 Dollar vorbei und bat mir einen Job als Videokoordinator an. Ich lehnte aber ab, weil ich erst das College beenden wollte. Er hielt mir den Job aber warm und nachdem ich fertig war, bin ich dann bei den Nuggets angefangen.

SPOX: Sie waren damals auch Teil des Teams, das 1995 Top-Seed Seattle Supersonics in der ersten Runde rauskegelten. Welche Erinnerungen haben Sie an die Serie?

Brown: Wir hatten damals einige Jungs, die über sich hinausgewachsen sind. Allen voran Robert Pack. Er hatte damals eine phänomenale Serie. Pack kam von der Bank und zeigte eine richtig gute Defensivleistung gegen Gary Payton, der damals ihr bester Spieler war. Dazu war er noch in der Lage, den Korb zu attackieren und für andere zu kreieren. Ich denke, er hat in der Serie den Unterschied ausgemacht.

Legendenserie: Gary Payton: Die Stimme in Jordans Kopf

SPOX: 2000 wurden Sie Assistant Coach unter Gregg Popovich bei den San Antonio Spurs. Wie kam das zustande?

Brown: Er hatte mich schon länger beobachtet. Er schaute sich mein Training im Sommer an und beobachte mich vor den Spielen. Wir kannten uns ein bisschen und als eine Stelle frei wurde, bewarb ich mich. Ich glaube, ich war nur seine vierte oder fünfte Wahl, aber am Ende bekam ich den Job. (lacht)

SPOX: Was ist an Coach Pop so besonders? Seine Philosophie funktioniert seit nunmehr 20 Jahren.

Brown: Jeder sagt, dass er so ein toller Coach ist und das ist er sicher auch. Er ist vielleicht der beste X-and-O-Coach und es gibt viele clevere Trainer da draußen, die beide Facetten des Spiels beherrschen. Was ihn aber meiner Meinung nach so auszeichnend, ist die Tatsache, dass er so gut wie kein anderer mit Menschen umgehen kann. Er schafft es dem 15. Spieler des Teams, das Gefühl zu geben, seinen Anteil an der Meisterschaft geliefert zu haben. Und er schafft das auch beim Hausmeister, bei der Sekretärin oder bei den Jungs im Front Office. Seine Manager-Fähigkeiten sind einfach unglaublich. Das würde nicht nur im Basketball funktionieren, sondern auch in jedem anderen Unternehmen.

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