Dikembe Mutombo sah seinem ehemaligen Team vom Spielfeldrand aus zu. Als die Kameras den Hall of Famer einfingen, schüttelte er seinen markanten Finger. Er war Sinnbild einer beeindruckenden Defensivleistung der Hawks, die mit 15 Blocks einen neuen Franchise-Rekord in den Playoffs aufstellten.
Die starke Defense der Hawks zog Boston den Zahn. Lediglich Amir Johnson (14 Punkte, 8 Rebounds) und Evan Turner (12 Punkte, 5/12 FG) zeigten Normalform. Isaiah Thomas war zwar mit 16 Zählern (4/15 FG) Topscorer seines Teams, hatte allerdings auch große Probleme in der Offensive.
Bei den Hawks glänzte vor allem Al Horford mit 17 Punkten und 5 Blocks. Kyle Korver war zu Beginn heiß und kam ebenfalls auf 17 Punkte (5/7 Dreier), während Jeff Teague 13 Punkte und 6 Assists erzielte. Dennis Schröder agierte auffälliger als im ersten Spiel und machte 8 Punkte (3/6 FG). Kurz vor Schluss verletzte sich der Deutsche allerdings am Knöchel.
Die Reaktionen:
Mike Budenholzer (Coach Hawks): "Großes Lob für mein Team für dieses erste Viertel. Es ist nicht immer leicht defensiv so fokussiert ins Spiel zu gehen und diesen Fokus aufrechtzuerhalten. Offensiv geht es noch besser, aber da hat Boston auch gut verteidigt."
Al Horford (Hawks): "Wenn man sich unser Team anschaut, dann wollen wir schnell spielen und Dreier werfen. Aber eine Sache hat (Coach Budenholzer) in der Saison immer wieder betont: Unsere Defense muss präsent sein. Manchmal, so wie heute, punkteten wir nicht gut. Aber dann hat uns unsere Defense getragen."
Brad Stevens (Coach Celtics): "Im ersten Viertel hat ein Team auf einem hohen Level gespielt und eines nicht. Ich gucke mir das ganze Spiel noch einmal an. Ohne Ton. Ohne Emotionen. Dann schaue ich mir in Ruhe an, was wir richtig gemacht haben und was nicht."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Während Budenholzer weiterhin auf seine liebste Starting Five zurückgreifen konnte und wie immer Teague, Korver, Bazemore, Millsap und Horford von Beginn an aufs Feld schickte, musste Brad Stevens den verletzten Bradley ersetzen. Für ihn startete Smart an der Seite von Thomas, Crowder, Johnson und Sullinger.
1. Viertel: Die Hawks legten los wie die Feuerwehr, während Boston den Start komplett verschlief. Nach sieben Minuten führte Atlanta bereits mit 24:3. Korver spielte sich in einen Rausch und brachte die Halle zum Kochen, während die Celtics kopflos agierten, nichts trafen und sich etliche Ballverluste erlaubten. Stevens griff früh zu zwei Auszeiten, die keinen Effekt hatten. Atlanta machte zwar in den letzten fünf Minuten keine Punkte mehr, die Celtics konnten allerdings kaum aufholen und gaben das Viertel so mit 7:24 ab.
2. Viertel: Die Celtics fanden besser ins Spiel und legten gleich zu Beginn des zweiten Viertels einen 15:4-Run hin, der sie wieder auf zehn Punkte Rückstand heranbrachte. Boston agierte umsichtiger in der Offensive und traf vor allen Dingen mal ein paar Würfe. Als die Celtics den Rückstand einstellig machen konnten, brachen sie aber wieder ein und musste zahlreiche Blocks der Hawks einstecken, die ihre Führung wieder ausbauten und zur Halbzeit mit 43:28 vorne waren.
3. Viertel: Boston schien gut aus der Umkleide zu kommen und machte ganz schnell fünf Punkte. Als Millsap aber mit einem weiteren Block gegen Thomas zur Stelle war, wechselte das Momentum wieder und Atlanta brachte schnell alles unter Kontrolle, wobei die Hawks ihren Halbzeitvorsprung verwalteten. Boston fand offensiv weiterhin kaum statt und so ging es nach einem Horford-Dreier mit 61:46 ins Schlussviertel.
4. Viertel: Atlanta wollte erst gar keine großen Zweifel aufkommen lassen, wer als Sieger vom Platz gehen würde. Die Hawks starteten stark ins letzte Viertel, während Boston weiterhin völlig von der Rolle schien. Ein Eckendreier von Sefolosha brachte die Hawks sieben Minuten vor dem Ende mit 19 Punkten Vorsprung in Front. Die Vorentscheidung. In der Garbagetime knickte Schröder unglücklich um und musste minutenlang behandelt werden. Er humpelte schließlich in die Kabine und seine Kollegen machten den 89:72-Sieg klar.
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Der Star des Spiels: Al Horford. Der Center war mit seinen 5 Blocks der Anker in der Defensive und agierte anders als viele seiner Teamkollegen sehr effektiv in der Offensive (6/11 FG). Dabei zeigte er mit drei verwandelten Dreiern auch seine Vielseitigkeit.
Der Flop des Spiels: Marcus Smart. Dass die Celtics den Ausfall von Bradley derart hart spüren würden, hätte man wohl nicht gedacht. Doch sein Vertreter erlebte einen äußerst dürftigen Abend. In seinem Kerngeschäft in der Verteidigung ließ er anfangs Korver zu viele Freiräume, vorne traf er gerade einmal einen seiner 11 Wurfversuche und wurde viermal geblockt.
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Das fiel auf:
- Wieder einmal verschlief Boston den Start. Das ist den Celtics in den letzten Spielen auffällig häufig passiert. Dieses Mal begann Boston allerdings besonders böse. Von den ersten 12 Würfen direkt unter dem Korb trafen die Celtics nur einen. Die mickrigen 7 Punkte im ersten Viertel und die 28 Punkte zur Halbzeit bedeuteten einen Franchise-Tiefstwert. Noch nie hat Boston in seiner äußerst langen Playoff-Historie derart wenige Punkte in der ersten Halbzeit erzielt.
- Boston spielte das gesamte Spiel über vorne erstaunlich unklug und ohne Kreativität. Die Celtics rannten sich fest, das Ball-Movement schien eingeschlafen. Stattdessen gingen Thomas und Co immer wieder in Richtung Korb, wo die Hawks die Schotten aber beeindruckend dicht machten. Atlanta zählte schon in der Regular Season mit 5,9 Blocks pro Spiel zu den besten NBA-Teams. Zur Pause in Spiel 2 hatte Atlanta bereits überragende 10 Blocks verteilt.
- Es war ein Playoffkampf, in dem beide Teams sich offensiv schwer taten. Die Hawks spielten am Anfang sechs Minuten lang beeindruckend stark im Angriff und machten damit eigentlich schon alles klar, da sie in der Folge richtig gut verteidigten und davon profitierten, dass Boston vorne ohne Ideen und gänzlich ohne Wurfglück agierte. Die Hawks konnten sich lange Zeit aber nicht deutlicher absetzen, weil sie ihre Freiräume zu selten nutzten. Erst im Schlussviertel zog Atlanta noch einmal an. Am Ende stehen aber auf beiden Seite Wurfquoten weit unter 40 Prozent.
- Stevens vertraute seinen Rookies R.J. Hunter und Terry Rozier und gab ihnen viele Minuten. Damit tat er sich selbst keinen allzu großen Gefallen. Der ansonsten ordentliche Rozier (10 Punkte, 4/7 FG) leistete sich ein völlig unnötiges technisches Foul, als er Schröder den Ball an den Körper warf, Hunter blieb komplett blass. Weil dem Celtics-Coach allerdings die Optionen ausgehen und die Starter auch alles andere als überzeugten, konnte man ihn für diesen Versuch kaum verurteilen.
- Wie schlimm die Verletzung von Dennis Schröder ist, ist noch unklar. Wie Chris Vivlamore vom Atlanta Journal-Constitution nach dem Spiel berichtete, sollen Röntgenaufnahmen negativ ausgefallen sein. Dennoch habe der Deutsche die Arena humpelnd und ohne Schuh verlassen haben.