NBA

Der Typ in deinem Kopf

Von Thorben Rybarczik
Bruce Bowen brachte LeBron James in den Finals 2007 zur Verzweiflung
© getty
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Rips Kettenhund

Auf der Höhe seines defensiven Schaffens war Bowen in den Finals 2005, es ging gegen die Titelverteidiger aus Detroit. Diese hatten ihren Topscorer und Offensiv-Motor in Rip Hamilton, seines Zeichens Flügelspieler mit schnellem Drive und exzellentem Wurf. Sein Problem in den Finals: Er fiel in den Zuständigkeitsbereich von Bruce Bowen.

In einer unglaublich intensiven und von harter Defense geprägten Serie ging es über sieben Spiele, wobei Hamilton gegen seinen Kettenhund kein Land sah. Sein Punkteschnitt sank von knapp 21 auf 16,7, während er von Downtown nur mickrige 16,7 Prozent seiner Würfe versenkte. Bowen war immer in der Nähe und spätestens ab dem zweiten Spiel in Hamiltons Kopf. Dieser schob die Schuld auf die Schiedsrichter.

"Junge, hast du Spaß?"

Bruce Bowen hingegen schob sich einen NBA-Ring auf den Finger. Seinen Zweiten. Wörter wie "zufrieden" oder "satt" sind im Wortschatz Bowens allerdings nicht vorhanden - zumindest nicht auf dem Parkett. Nur zwei Jahre nach dem Pistons-Coup knöpfte er sich sein nächstes Opfer vor: keinen Geringeren als LeBron James in den Finals von 2007. Einen Sweep später war der King nach einer Monstersaison (30,0 Pkt, 48,4% FG) auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt, mit 22 Punkten, 35 Prozent aus dem Feld und 5,7 Ballverlusten pro Spiel wusste er gegen Bowen nicht, wie ihm geschah.

Der "Übeltäter" adelte James aber trotzdem indirekt, indem er ihn mit Michael Jordan verglich. "Gegen James war es einfacher, weil man nicht viel über ihn wusste. Bei Jordan war das anders: Es schwebte immer diese Angst mit, dass er einen demütigen und aufs nächste Poster schicken würde. Diese Angst hemmt einen. Als es dann zum ersten Mal zum Duell mit ihm kam und er tatsächlich einen Wurf auf den Ring setzte, wollte ich ihn am liebsten umarmen und sagen: 'Hey, du hast verworfen, das war witzig!'"

Einen Fehler beging James trotzdem. Bowen: "Ich ging vor dem ersten Spiel zu ihm und fragte: Junge, hast du Spaß? Als er dann 'ja' sagte, wusste ich: Das muss ich ändern." In den Finals ist ihm das definitiv gelungen.

"Stats bedeuten nichts"

Weitere zwei Jahre später war es für Bowen an der Zeit, seine Basketballschuhe an den Nagel zu hängen. Den holprigen Karrierestart fasste der heute 44-Jährige damals so zusammen: "Es geht nicht darum, wie du anfängst, sondern darum, wie du aufhörst." Es dauerte auch nicht lange, bis die Spurs ihren Verteidiger adelten und seine Nummer 12 unter die Hallendecke hissten. Eine Ehre, die vor ihm nur sechs weiteren Spieler San Antonios zu Teil wurde.

"Sein Erfolg ist der Beweis dafür, dass sich harte Arbeit definitiv auszahlt. Statistiken bedeuten absolut nichts, wenn man über Bowens Bedeutung für die Franchise spricht. Der recht einfache Fakt lautet doch: Die Spurs hätten 2003, 2005 und 2007 keinen Titel geholt, wenn sie Bruce Bowen nicht gehabt hätten", so Popovich während der Zeremonie.

Der Beste aller Zeiten

Nachdem im Sommer Free Agent LaMarcus Aldridge an Land gezogen wurde, kam es allerdings mit Bowens Nummer 12 zu einem recht ungewöhnlichen Vorfall: Sie wurde neu vergeben. "Man will doch, dass LaMarcus sich als Teil der Spurs-Familie fühlt. Wenn ihm die Trikotnummer dabei hilft, wieso denn nicht? Ich spiele doch sowieso nicht mehr", legt der pragmatische Bowen seine Sicht der Dinge dar.

Denn er weiß, dass er auch ohne die einmalige Nummer immer im Gedächtnis der Association bleiben wird - vor allem bei seinen Gegnern, unter denen sich auch Kobe Bryant befindet: "Der beste Verteidiger, gegen den ich jemals gespielt habe? Mit Abstand Bruce Bowen. Er kennt alle deine Moves, alle deine Finten - und er weiß einfach, wie er immer und immer wieder mit all seinen dreckigen Tricks davonkommt."

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