NBA

Die Hatz nach den Erwartungen

Von Max Marbeiter
Noah, Rose und Butler (v.l.n.r.) kassierten mit den Bulls zuletzt zwei Pleiten in Serie
© getty
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Überraschend durchschnittliche Defense

Trainieren die Bulls also sogar zu wenig? Schließlich hat sich die Defense im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. 2013/14 ließ Chicago pro 100 Ballbesitze lediglich 97,8 Punkte zu, stand ligaweit auf Rang zwei, das aktuelle Defensive Rating von 102,4 ist gerade gut für Rang 12.

Nun glaubt allerdings niemand ernsthaft, dass die Problematik mit mangelnder Arbeit an spielfreien Tagen zusammenhängt. Vielmehr haben die Bulls noch Schwierigkeiten, ihre neuen Komponenten effektiv in die Defense einzubinden. Speziell Pau Gasol. Offensiv spielt der Spanier zwar eine starke Saison, verteidigt den eigenen Korb dank seiner Länge auch durchaus effektiv (2,2 Blocks pro Spiel), nur passt er sich noch nicht wirklich dem Teamdefense-Konzept der Bulls an.

Das beruht auf Kommunikation, Rotation, auf Aushelfen und Mitdenken. Häufig folgt Gasol seinem Gegenspieler jedoch nicht, lässt ihn laufen und bringt so die Rotation durcheinander. Auch Aushelfen zählt eher selten zu Gasols persönlichem Gameplan. Zudem verlegt der Spanier seine Defense größtenteils in die Zone. Weicht sein Gegenspieler aus, sucht die Mitteldistanz, sinkt Gasol ab - und gewährt so offene Würfe. Auch beim Pick-and-Roll hat er Probleme.

Noah nicht fit

All das hilft natürlich wenig. Vielleicht wäre es aber auch weit weniger schlimm, stünde ein fitter Joakim Noah bereit. Der unterstreicht nämlich auch in dieser Saison seinen unschätzbaren Wert - und das, ohne auch nur im Ansatz die Leistung der vergangenen Spielzeit zu bestätigen.

Das Problem: Noah ist nicht fit. Im Sommer unterzog sich der Franzose einer Knie-OP. Und selbige Knie-OP behinderte ihn während der ersten Saisonmonate deutlich mehr als Noah öffentlich zugab. Der Center bewegte sich nicht mit gewohnter Leichtigkeit, schloss Lücken weniger effektiv. Er hielt Chicagos Defense nicht so zusammen wie er es in den vergangenen Jahren tat.

Es geht aufwärts

Doch es geht aufwärts. Die Fitness scheint zurückzukehren. Gegen Golden State legte Noah nicht nur 18 Punkte, 15 Rebounds und 6 Assists auf, er bewegte sich gerade defensiv deutlich besser, schneller. Beinahe bewegte er sich sogar wie der Defensive Player of the Year 2014. "Jo war großartig", lobte dann auch Coach Thibodeau. "Das war sein bestes Spiel des Jahres. Er ist sehr stolz. Zuletzt hat er vor und nach Spielen wie ein Verrückter gearbeitet."

Arbeit. Einsatz. Attribute, die Thibodeau selbstverständlich nur allzu gern beobachtet. Vielleicht könnte der Coach Noahs Prozess aber auch selbst ein wenig beschleunigen. Indem er ihm einen neuen Partner zur Seite stellt, zum Beispiel. Denn so schön es auch sein mag, zwei Seven-Footer in der ersten Fünf zu haben, so ist Noah doch häufig gezwungen, sich aus der Zone hinausziehen zu lassen. Dort wartet schließlich Gasol.

Mirotic neben Noah?

Unter Umständen wäre es also durchaus eine Überlegung wert, die Big-Man-Rotation neu zusammenzustellen, Noah gemeinsam mit Nikola Mirotic auflaufen zu lassen. Klingt auf den ersten Blick nicht sonderlich wahrscheinlich. Zumal Mirotic zuletzt ein wenig schwächelte und Coach Thibodeau ohnehin keine allzu große Bewunderung für Rookies empfindet.

Allerdings spielt Noah mit keinem Big-Man-Partner effektiver zusammen als mit Mirotic. Das Net-Rating der beiden liegt bei 10,5, das von Gasol und Noah bei 1,8. Neben Mirotic könnte Noah wieder in die Zone rutschen, müsste den gebürtigen Montenegriner lediglich gegen kräftigere Vierer unterstützen, was angesichts eines gemeinsamen Defensive Ratings von 95,6 durchaus gut zu funktionieren scheint.

Auch ein Duo Gasol/Taj Gibson kann passen (Net Rating: 5,6). Zumal Gasol, kommt er von der Bank, seine Offensivfähigkeiten gegen schwächere Gegenspieler noch besser ausspielen könnte. Bliebe eigentlich nur die Frage der Bereitschaft. Und tatsächlich ist mehr als fraglich, ob sich Gasol tatsächlich mit einer Bank-Rolle abfinden würde.

Dabei passt Mirotic nicht nur in der Theorie zu Noah, er könnte auch die Balance der gesamten ersten Fünf verbessern. Der Rookie ist ein mehr als solider Passer. Dazu zieht er Gegenspieler dank seiner Shooter-Qualitäten aus der Zone, öffnet so Driving-Lanes. Für Jimmy Butler. Für Aaron Brooks. Und natürlich für Derrick Rose.

Seite 1: Kritik an Thibodeau und Marathon-Mann Butler

Seite 2: Schwächelnde Defense und Mirotic als Noah-Partner

Seite 3: Rose' Probleme und Schlüssel Dunleavy

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