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Zum Siegen verdammt

Der Druck bei den Oklahoma City Thunder ist riesig
© getty

Auch mit den beiden Superstars Kevin Durant und Russell Westbrook werden die Playoffs für die Oklahoma City Thunder nicht zum Selbstläufer. Innerhalb der Franchise findet ein Umdenken statt, aber kommt das noch rechtzeitig? Am Sonntag gegen die Cleveland Cavaliers (ab 21.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) folgt die nächste Standortbestimmung.

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Es war diese eine Szene, die den ganzen Druck ausstrahlte, der momentan auf den Oklahoma City Thunder lastet. Gut sieben Minuten vor dem Ende, die Hawks führen mit 8 Punkten, geraten Russell Westbrook und Serge Ibaka aneinander. Westbrook ärgerte sich über seinen Big Man, Ibaka hatte seinen Rebound-Tip durch die Hände gleiten lassen, die Hawks blieben in Ballbesitz.

Es entwickelte sich ein Wortgefecht, Kevin Durant und Reggie Jackson mussten dazwischengehen, um Schlimmeres zu verhindern. Der Druck im Mittleren Westen ist riesig, die Playoffs mehr als in Gefahr.

Aktuell liegt OKC drei Spiele hinter den Phoenix Suns auf Platz 10 gleichauf mit den New Orleans Pelicans. Das hatte man sich bei den Thunder vor der Saison ganz anders vorgestellt. Doch erst wurde MVP Kevin Durant durch einen Fußbruch gestoppt, wenig später gesellte sich Sidekick Russell Westbrook mit einer gebrochenen Hand zu KD ins Lazarett.

Zahnlos ohne KD und Westbrook

Der beste One-Two-Punch der Liga war außer Gefecht, der Rest schlingerte durch die Liga. Insgesamt 15 Mal musste Oklahoma City ohne das Superstar-Duo antreten, es hagelte zehn Pleiten. Anfang Dezember bliesen sie dann zur Aufholjagd. KD und Westbrook waren zurück und gerade der Point Guard spielt seither groß auf.

Im Dezember erzielte 28,3 Punkte, verteilte dazu 7,4 Assists, griff sich 6,1 Rebounds und ergatterte 2,4 Bälle. "Es fühlt sich gut an. Es macht richtig Spaß, wenn Du endlich wieder jede Nacht rauskommen und wirklich um den Sieg kämpfen kannst. Das hebt die Stimmung im Team. Jeder ist dann ganz anders drauf, ist glücklich - und dann läuft es auch sportlich. Diese Mentalität müssen wir jetzt beibehalten. Egal was auch passiert", erklärte Westbrook.

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Seit der gemeinsamen Rückkehr holte die Franchise 14 Siege in 20 Partien. Die Bilanz ist in Ordnung, aber nicht überragend. Im brutalen Westen kommt man so nur langsam vorwärts - wenn überhaupt.

Und so legten die Thunder zuletzt vermehrt Augenmerk auf die Defense. Offensiv geht mit den beiden Stars ohnehin immer was. "Man muss den Druck auf den Gegner die ganze Zeit aufrechterhalten. Das geht nur im Team. Die Spieler müssen sich gegenseitig helfen. Egal ob sie gerade den ballführenden Spieler decken - oder vom Ball weg sind. Pick-and-Roll Coverage, Blocking, keine leichten Würfe erlauben: Das brauchst Du alles, um zu gewinnen. Und dieses Gesamtbild kommt bei uns gerade immer besser zusammen. "

Besitzer denken um

Die Spieler haben es verstanden. "Die Guards bleiben immer am Ball, unsere Big Men waren unter den Körben stark. Das muss man auch anerkennen - es sind also nicht nur einzelne Spieler. Insgesamt spielen wir als Team deutlich härter, mit mehr power. Selbst wenn es zwischenzeitlich einmal nicht so gut läuft. Wir bleiben derzeit einfach immer im Spiel und kämpfen uns zurück", berichtet Durant.

Doch reicht das allein? Reicht eine verbesserte defensive Einstellung und die beiden Superstars? Daran haben mittlerweile selbst die Thunder Zweifel. Anders lassen sich der Trade für Dion Waiters und die Gerüchte um eine Verpflichtung von Brook Lopez nicht deuten. OKC geht aufs Ganze. Etwas, das in den letzten Jahren immer vom Front Office, von der Besitzergruppe gefordert wurde, aber letztlich nicht umgesetzt wurde.

Mehrheitseigner Clayton Bennett vermeidet die Luxury Tax wie der Teufel das Weihwasser - bis jetzt. Sie sehen bei den Thunder ihre Felle davonschwimmen. Oklahoma City ist ein Small Market, schafft man es nicht, endlich den Titel zu holen, werden sich Durant und Westbrook aus der Einöde des Mittleren Westens verabschieden.

KD wird 2016 Free Agent, Westbrook ein Jahr später. Ein langwieriger Rebuild wie nach dem Umzug aus Seattle stünde bevor. Ein geldverbrennendes Szenario für die Owner. Also ist man nun doch bereit zu investieren.

Waiters erst der Anfang?

Waiters ist der erste Schritt. Der Shooting Guard war in Cleveland totunglücklich, sah sich im Starensemble der Cavs als fünftes Rad am Wagen. Und ließ dabei auch keine Gelegenheit aus, dies öffentlich kundzutun. "Schaut, hier geben sie mir den Ball. Ich bekomme so viele Berührungen, wie ich brauche. Ich bin hier in der Lage, das Spiel zu fühlen, weiß wann ich einen Wurf nehmen kann und wann nicht", schickte er zuletzt noch einen Gruß gen Ohio.

Mit Zahlen lässt sich das nicht belegen. Seine Usage-Rate ist sogar von 24,1 Prozent in Cleveland auf 20,7 Prozent bei den Thunder gefallen. Vieles ist dann doch Kopfsache und Waiters scheint den Tapetenwechsel gebraucht zu haben. "Ich genieße den Neustart. Die Organisation ist großartig. Großartige Trainer. Ich kann mir aktuell keine bessere Situation vorstellen", berichtete er "The Oklahoman".

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Inwieweit Waiters ins Team passt, lässt sich nach den paar Spielen noch nicht abschließend bewerten. Mit Reggie Jackson bringen die Thunder jedenfalls einen weiteren Spieler von der Bank, der den Ball in seinen Händen braucht, um effektiv zu sein. Bei einem Bench Mob, dessen Punktausbeute im unteren Drittel der Liga angesiedelt ist, ist allerdings jeder Scorer willkommen.

Auch menschlich scheint es bisher zu passen. "Er ist ein echt guter Typ. Ein großartiger Teamkollege und ein Typ, der gut in das Thunder-Konzept passt. Er ist eine echte Verstärkung für unser Team und wird uns auf und abseits des Platzes helfen. Sehr vielversprechend", diktierte Andre Roberson den Journalisten vor dem Spiel in Miami in die Notizblöcke.

Harmlos von Downtown

Waiters dürfte allerdings nur der Anfang sein. Das Interesse an Brooklyns Center Brook Lopez ist verbrieft. Der Big Man wäre vor allem offensiv ein klares Upgrade. Bislang fehlt den Nets aber noch das richtige Angebot, um den Tausch umzusetzen. Der aus Charlotte angebotene Lance Stephenson war der strauchelnden Franchise jedenfalls zu riskant.

Auch mehr Gefahr von der Dreierlinie wird dringend benötigt. OKC trifft nur 32,2 Prozent von Downtown (Platz 26). Nur vier Spieler im Kader treffen über 30 Prozent ihrer Würfe aus der Distanz. Die letzten Jahre haben dabei bewiesen, dass die Chancen auf die Finals ohne gute Dreierquote nahezu inexistent sind. In den letzten vier Jahren hatten die Finalisten immer mindestens eine Quote von 35,8 Prozent.

Bis zur Trade-Deadline sind es noch rund vier Wochen. Es bleibt also genug Zeit, ein interessantes Angebot auf die Beine zu stellen. Gerade rund um All-Star-Game dürften so einige Gespräche geführt werden.

Die nächsten Spiele werden die Richtung vorgeben. Nach der Niederlage gegen Ost-Primus Atlanta warten bereits am Sonntag mit den Cleveland Cavaliers (So., 21.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) der nächste Brocken. Nach den Pflichtsiegen den Minnesota und New York geht es dann gegen Memphis, New Orleans und die Clippers. Gut, dass der Rivale aus Phoenix im gleichen Zeitraum ein noch schwereres Programm zu absolvieren hat.

Die Playoffs sind aber längst kein Selbstläufer. Das weiß man mittlerweile auch in Oklahoma. Ein Verpassen wäre ein Desaster, die Kursänderung ist in vollem Gang, aber kommt sie noch rechtzeitig?

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