Wann wird Kyrie endlich zum Playmaker? Wahrscheinlich wartet die gesamte Liga bereits darauf: Wann wird Kyrie Irving endlich zum echten Playmaker und nutzt damit sein Potenzial? In der Theorie standen die Voraussetzungen vor dieser Saison so gut wie noch nie. Klar hatten sich in den vergangenen Jahren einige schlechte Angewohnheiten eingeschlichen, die es selbstverständlich auszutreiben gilt. Klar ist das Team neu zusammengestellt, was gerade die Arbeit des Point Guards nicht zwingend erleichtert.
Dennoch waren nicht wenige davon ausgegangen, dass sich Irving mit LeBron und Love an seiner Seite deutlicher auf das Playmaking konzentrieren, den eigenen Wurf ein wenig zurückstellen würde. Nun ist gut ein Viertel der Saison gespielt und Clevelands Point Guard ist nicht einmal der Cavalier mit der der Besten Assist Percentage des Teams. Die besitzt LeBron, der 37,5 Prozent der erfolgreichen Würfe seiner Teamkollegen vorbereitet. Kyrie assistiert in lediglich 22,3 Prozent der Fälle.
Doch damit nicht genug. Trotz deutlich besserer Mitspieler ist die Assist Ratio im Vergleich zur vergangenen Saison sogar noch einmal gesunken. Während sie vergangene Saison noch 21,6 betrug, ist sie mittlerweile bei 21,2 angekommen. Kein großer Unterschied, aber doch eine Tendenz in die falsche Richtung.
Dabei profitieren die Cavs durchaus, sobald Irving wirklich beginnt, den Ball zu verteilen. Purer Zufall kann es schließlich kaum sein, dass sich Kyries Assist Ratio bei Siegen deutlich von jener bei Niederlagen unterscheidet. Haben die Cavs gewonnen liegt der Wert bei 23,4, setzte es eine Pleite bei 18,3.
Wie bei LeBron lässt sich jedoch auch bei Irving ein Prozess erkennen. Die Eingewöhnungsphase ist schließlich längst nicht abgeschlossen, schreitet jedoch weiter voran. So stieg die Assist Ratio zwischen Oktober und Dezember um satte 5,9 und ist für den laufenden Monat bei 23,3 angekommen. Deutlich Luft nach oben besteht selbstverständlich dennoch. Chris Paul, der Playmaker aller Playmaker, legt schließlich eine Assist Ratio von 37 auf und unterscheidet sich dann doch noch deutlich von Irving. Der Anfang scheint jedoch gemacht zu sein.
Auf einem guten Weg: Die Cavs stehen bei 14 Siegen und 9 Niederlagen. Das reicht für Platz 5 im Osten. Sicherlich nicht der Anspruch eines neuen Superteams, wie Cleveland bereits vor Saisonbeginn tituliert wurde. Aber eben auch überhaupt kein Problem. Denn am Ende ist in Ohio eigentlich noch überhaupt nichts passiert.
Dass das Team nicht direkt funktionieren würde, hat niemanden überrascht. Am wenigsten wohl LeBron. James hat einen ähnlichen Prozess schließlich bereits mit den Heat durchschritten - und die waren deutlich erfahrener als es diese Cavs sind. Hinzu kommt mit David Blatt ein zwar mehr als fähiger, dafür NBA-unerfahrener Coach, der seine Rolle und Identität im neuen Umfeld erst noch finden muss.
Ein perfekter Start ist da nahezu unmöglich - andererseits auch überhaupt nicht nötig. Was zählt, sind die Playoffs, und die werden die Cavs mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erreichen. Zumal die Tendenz stimmt. Immerhin besitzt Cleveland nach den Mavs, Raptors und Clippers die vierteffizienteste Offense der Liga (Offensive Efficiency: 107,9) - noch vor Golden State.
Wichtiger ist allerdings die Entwicklung. Und die zeigt definitiv in die richtige Richtung. Mehr noch: In nahezu allen wichtigen Kategorien haben sich die Cavs seit Saisonbeginn gesteigert. Das Net Rating? Von -2,1 im Oktober über 3,4 im November auf 5,0 im Dezember. Die Assist Ratio? Von 14,9 über 17,3 auf 18,4. Das True Shooting? Hat sich bei rund 56 Prozent eingependelt (56 im November, 55,8 im Dezember).
Schlussendlich befinden sich die Cavs also tatsächlich auf einem guten Weg, langsam aber sicher scheint sich das Team zu finden, seine Leistungen ein wenig zu stabilisieren. LeBrons und Irvings Formkurven zeigen ebenfalls nach oben. Sorgen machen dagegen weiter die Defense (104,5 Def Eff, Rang 20) sowie die Rolle von Kevin Love. Während ersteres ohne Hilfe von außen aber nur schwer zu verbessern sein wird, besteht immerhin die Möglichkeit, den ehemaligen Wolve noch besser ins System einzubauen und auch seine Stärke beim Rebound noch effizienter zu nutzen.
Ob es am Ende dann tatsächlich bereits für die Finals oder gar den Titel reicht, sei einmal dahingestellt. Nur sollte auch niemand den Fehler machen und die Cavs aufgrund des holprigen Starts vorzeitig abschreiben.
Seite 1: Schwäche bei LeBron? Love nur noch Shooter?