NBA

"Krawinkel? No defense at all!"

Von Interview: Florian Regelmann
Markus Krawinkel (l., hier noch aus kultigen Premiere-Zeiten) kommentiert jetzt die NBA für SPOX
© Imago
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SPOX: Du warst bei so vielen Finals oder All-Star-Games live dabei. Was sind deine größten Highlights?

Krawinkel: Das ging schon vor meiner Kommentatoren-Karriere los. Als Buschi und Manni Winter die Finals-Serie zwischen den Bulls und Jazz gemacht haben, bin ich einfach so mitgeflogen. Damals war die Security auch noch nicht so streng, man konnte direkt hinter dem Korb stehen bei der Vorstellung der Bulls und die Atmosphäre aufsaugen - das war ein irres Erlebnis. Das All-Star-Game 2000 mit dem absolut geilen Dunk Contest mit Vince Carter war auch klasse, da habe ich es mit einem fiesen Magen-Darm-Virus gerade noch so in die Halle geschafft. Die Finals mit den Lakers Anfang der 2000er Jahre waren toll, negativer Höhepunkt war dann klar die Finals-Pleite der Mavs 2006. Wegen der Fußball-WM waren wir praktisch die einzigen deutschen Journalisten, es ging so gut los, die Woche in Miami war eigentlich super - aber was am Ende herauskam, war dann katastrophal.

SPOX: Zum Glück kam dann 2011 - und Du warst wieder dabei.

Krawinkel: Als die Mavs dann die Championship gewannen, hat sich für mich auch irgendwie ein Kreis geschlossen. Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal bei Dirk drüben war, da hatte er gerade angefangen zu spielen. Ich habe für das "DSF" ein Interview gemacht, wir haben uns in irgendeinem komischen Restaurant getroffen. Danach sieht man sich immer mal wieder über die Jahre. Dass er es dann wirklich geschafft hatte, diesen ersehnten Ring zu holen, das war schon etwas sehr Spezielles. Es war auch komisch für mich, weil ich 2011 als Reporter vor Ort war. Normalerweise kenne ich nur die Rolle als Kommentator. Du machst dein Spiel und kannst dann schön zum Medienessen gehen, während die Kollegen arbeiten müssen. Es hatte aber auch etwas Positives: Ich konnte dadurch von den Presseplätzen als Fan mitfiebern. Ich weiß, das soll man eigentlich nicht machen, aber wir deutsche Journalisten konnten nicht anders. Wir sind mitgegangen, aufgesprungen - so dass sich sogar Kollegen beschwert haben. Und danach ging es zur Nachberichterstattung in die Katakomben. Dirk hat sich 2011 in den Finals total abgeschottet. Er hat zwar sein Programm professionell durchgezogen, aber es gab gar keinen persönlichen Kontakt, kein "Hey, wie geht's?", was für ihn normal ist. Aber als wir dann mit der deutschen Journalisten-Traube in der Kabine standen und zu sehen war, wie alles von ihm abgefallen ist, war das eines dieser Bilder, das einem im Kopf bleibt.

SPOX: Gibt's noch andere Erlebnisse, die Dir spontan einfallen?

Krawinkel: Was auch großartig war: 2000 sind Buschi und ich schon ein paar Tage vor den Finals nach L.A. geflogen, weil wir wussten, dass die Finals an der Westküste losgehen würden. Entweder in L.A. oder in Portland. So konnten wir noch Spiel 7 zwischen den Lakers und Blazers im Staples Center anschauen, als die Lakers ihr Comeback gestartet haben, wie Kobe den Alley-oop spielt auf Shaq, die ganze Atmo, das sind so grandiose Erinnerungen. Oder der Jordan-Steal in den Finals in Salt Lake City, wie er dann Russell leicht nach vorne schiebt und abdrückt, diese Bilder nimmt man mit.

SPOX: Wie steht es eigentlich um deine basketballerischen Skills? Lust auf einen Freiwurf-Contest mit Buschi?

Krawinkel: Den würde ich wohl alleine deshalb schon verlieren, weil er mich zutexten würde. Und Buschi hat schon ein gutes Händchen. Bei mir war es so, dass Basketball erst mal keine große Rolle gespielt hat, als ich aufgewachsen bin. Ich komme aus Haltern, da sind Fußball, wie es im Dorf so ist, und Handball das Thema. Ich bin erst durch eine Schul-AG recht spät zum Basketball gekommen, da war ich schon 15. Aus dieser AG ist dann eine Unter-Abteilung im Verein gegründet worden, wir haben es uns größtenteils selbst beigebracht und uns mit ungefähr den gleichen Jungs bis in die Oberliga hochgekämpft. Es waren Freunde, die zusammen Basketball gespielt haben. Die Sportart hat mich so gereizt, weil du zum einen als Team zusammenspielen musst, du aber auch als Einzelner glänzen und Sachen entscheiden kannst, ob in der Offense oder in der Defense.

SPOX: Und wo hast Du die Dinge entschieden? Offense oder Defense?

Krawinkel: (lacht) Krawinkel? No Defense at all! Ich hatte einen guten Wurf von der Dreierlinie und konnte ganz gut ziehen, aber in der Verteidigung war das schon katastrophal. Die vier anderen Jungs mussten für mich alles abdecken. Aber dadurch, dass ich in der Offense relativ gut war, durfte ich auf dem Feld bleiben.

SPOX: Was viele Fans auch wissen: Neben Basketball hast Du auch viel mit Poker zu tun. Wie ist diese Affinität denn entstanden?

Krawinkel: Inzwischen produziere ich Poker-Sendungen nur noch, kommentiere aber nicht mehr. Ich habe irgendwann mal einen Piloten vertont, dabei bin ich dann total heiß geworden aufs Pokern. Der Pilot wurde nie gesendet, weil das noch vor dem Poker-Boom war und die TV-Sender zu dem Zeitpunkt das Potenzial noch nicht erkannt haben, aber ich bin so in die Szene reingerutscht. Man betritt da eine ganz andere Welt. Am Anfang dachte ich, da sitzen nur Schrotthändler, Autoverkäufer und sonstige alte Säcke bei den Turnieren, aber dann waren da überall so junge Brains. Es macht Spaß, ab und zu in diese Welt einzutauchen, aber es ist auch wieder schön, aus ihr herauszukommen.

SPOX: Letzte Frage: Wie ist denn der Spitzname "Karl" entstanden?

Krawinkel: Die Geschichte geht so: Bevor ich zum "DSF" kam, habe ich bei der "BASKET" gearbeitet. Eines Tages bekam ich ein Fax von der NBA. Adressiert an: Karl Winkel. Hintergrund: Wir haben damals auch "Magic Sport" gemacht, wir durften aber nur unter einem Pseudonym schreiben, und mein Pseudonym hieß Karl Winkel. Karl ist dann kleben geblieben.

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