NBA

Wie ein All-Star Game - nur besser!

Von Philipp Dornhegge
Ömer Asik, James Harden, Jeremy Lin und Co. fegten die Warriors aus dem Toyota Center
© Getty

Die Houston Rockets (27-23) und Golden State Warriors (30-18) schießen im direkten Duell die Lampen aus, die Texaner gehen auf Rekordjagd. Am Ende können die Gäste dem Dreierregen des Gegners nicht widerstehen und verlieren 109:140.

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Houston traf 23. Würfe aus der Distanz und stellte damit den NBA-Rekord ein, den zuvor die Orlando Magic im Januar 2009 aufgestellt hatten. Die 140 Punkte bedeuteten außerdem ein Season-High - und einen Rekord im Toyota Center. Zudem verteilten die Rockets 35 Assists, auch das war ein Season-High.

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Jeremy Lin war mit 28 Punkten und 9 Assists bester Spieler des Abends und verbuchte mit 5 Dreiern einen persönlichen Karrierebestwert.

James Harden (18) und Chandler Parsons (16) versenkten jeweils 4 Dreier, Patrick Patterson (12 Punkte, 10 Rebounds) und Ömer Asik (11 Punkte, 15 Rebounds) kamen jeweils auf Double-Doubles. Toney Douglas (14), Marcus Morris (13) und Patrick Beverley (11) punkteten ebenfalls zweistellig.

Bei Golden State knackte Jarrett Jack (20) die 20-Punkte-Marke, David Lee kam auf 18 Zähler. Andrew Bogut (10 Punkte, 9 Rebounds) verpasste ein Double-Double, Steph Curry (3/12 aus dem Feld, 7 Punkte) erlebte einen rabenschwarzen Abend.

Die Reaktionen:

Andrew Bogut (Warriors) via Twitter: "Wir sehen uns nächsten Dienstag, Freunde!"

Daryl Morey (Manager Rockets) via Twitter: "Wir nehmen die meisten Dreier der Liga, so sieht unsere Offense nun mal aus. Keiner von uns hat versucht, das Ergebnis künstlich hochzuschrauben."

Jeremy Lin (Rockets) via Twitter: "Ein großartiger Sieg. Es war komisch, gegen das Team zu gewinnen, dass ich in meiner Jugend angefeuert habe. Ich behalte die Bay Area immer im Herzen."

Patrick Patterson (Rockets) via Twitter: "Wer uns keinen Respekt zollt, dem zollen wir auch keinen. So einfach ist das."

Mark Jackson (Trainer Warriors): "Ich bin old school. Wenn jemand versucht, uns einen Rekord reinzudrücken, werden wir versuchen das zu verhindern. Und dafür gibt es bestimmte Mittel und Wege. Das muss jeder verstehen, ich würde es auch verstehen, wenn ich auf der anderen Seite stehen würde.

Kevin McHale (Trainer Rockets): "Ich habe kein Problem damit, dass die Warriors unsere Dreier am Ende stoppen wollten. Aber wir haben wirklich nicht versucht, den Rekord zu brechen. Dreier sind nun mal ein wichtiger Teil unseres Spiels. Und wir wollten bis zum Ende unsere Spielweise durchziehen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Teams mit ihren absoluten Wunsch-Starting-Fives. Houston mit Lin, Harden, Parsons, Patterson und Asik, die Warriors bieten Curry, Thompson, Barnes, Lee und Bogut auf. Die Rockets müssen aber auf Delfino (Ellenbogen) verzichten.

6.: Klasse Layup von Asik, der auch noch das Foul von Bogut zieht. Der Freiwurf geht daneben, aber Patterson ist beim Rebound zur Stelle und findet Harden - für drei! Im nächsten Angriff legt Lin nach, 8:0-Lauf und eine 22:12-Führung der Rockets.

9.: Klasse Aktionen von Barnes, der erst im Low Post ein Foul gegen Harden zieht und ihm dann auch noch in der Rockets-Transition ein Charging anhängt. Harden also mit zwei Fouls, Houstons Topscorer geht erst mal auf die Bank. 27:19 Rockets.

12.: Die Warriors-Bank dreht hier richtig auf! Landry bereits mit zwei Dreipunktspielen, Jack nagelt mit dem Buzzer den zweiten Dreier rein. Beide haben schon acht Punkte auf dem Konto. Was für ein Offensivfeuerwerk im Toyota Center, nach zwölf Minuten steht es 38:37.

19.: Wow, diese Rockets sind kollektiv on fire! Harden für drei, dann auch noch Patterson! Houston hat jetzt 12 von 15 Dreiern getroffen - der Wahnsinn. 61:49 Rockets, und wir haben noch viel Zeit in der ersten Hälfte.

24.: Curry von der Mittellinie, wieder treffen die Warriors mit dem Buzzer!!! Golden State hat 62 Punkte in Hälfte eins gemacht - und liegt mit 15 hinten. Verrücktes Spiel, in dem beide Mannschaften völlig durchdrehen. Halbzeit, 77:62 Rockets.

27.: Ja kann es denn wahr sein? Houston macht nach der Pause da weiter, wo es zuvor aufgehört hat. Parsons und Lin mit den nächsten Dreiern, es riecht nach Rekord. 85:64 Rockets.

35.: Na also, da ist der Rekord: Douglas trifft Houstons 18. Dreier, nie trafen die Texaner in der Regular Season mehr. Passenderweise fällt dabei auch die 100-Punkte-Marke. 102:78 Rockets.

38.: So grandios die Rockets bisher spielten: Golden State ist noch nicht tot. Bazemore hinterlässt einen guten Eindruck, trifft seinen Jumper zum 104:88. Houston hat offensiv nachgelassen, doch Morris bricht den Bann - per Dreier!

40.: Lin für drei, Morris für drei, Houston rollt wieder. Die Führung beträgt wieder 25 Punkte, das Spiel dürfte gelaufen sein. 115:90.

Der Star des Spiels: Jeremy Lin. Etliche Rockets-Spieler waren heiß, aber dass Lin seinen Kontrahenten Stephen Curry an die Wand spielen würde, war wohl die größte Überraschung des Abends.

Der Rockets-Point-Guard zog klug die Fäden, traf exzellente Entscheidungen und machte fast keine Fehler. Als viel gescholtener, mäßiger Dreierschütze versenkte er diesmal 5 von 8 Würfen, war mit 28 Punkten Topscorer der Partie und verteilte 9 Assists.

Der Flop des Spiels: Draymond Green. Der Rookie blieb im Spiel weitgehend unauffällig, machte gegen Ende aber trotzdem von sich reden. In der letzten Minute foulte er Patrick Beverley hart und erging sich anschließend in völlig unnötigem Trash-Talk. Klar, der Rockets-Point-Guard hatte den bevorstehenden Sieg seiner Mannschaft ziemlich heftig gefeiert.

Aber das hatte Green seinen Block gegen Vince Carter im Spiel gegen die Mavs auch. Die Warriors-Bank an sich gilt nicht gerade als zurückhaltend, wenn es um übertriebene Ausgelassenheit geht. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Green wurde für ein Flagrant-2 zurecht disqualifiziert.

Analyse: Nach einer makellosen letzten Woche (4-0) der Golden State Warriors, die nicht zufällig mit dem Comeback von Center Andrew Bogut (Knöchel) zusammenfiel, gastierten die Kalifornier in Houston beim offensivstärksten Team der Liga. Golden State ist seinerseits in der Lage, sehr schnell viele Punkte auf das Scoreboard zu bringen, insofern konnte es nicht wirklich überraschen, was beide Mannschaften zu Beginn des Spiels zeigten.

Houston ließ Dreier regnen, noch in der ersten Hälfte hatten sieben von acht eingesetzten Spielern mindestens einen Dreier auf dem Konto. Die Gäste wiederum kamen mit schneller Penetration und gutem Passspiel immer wieder in der Zone zu guten Würfen. Was beide Teams jedoch nicht zeigten, war aggressive Defense.

Das ist bei den Gastgebern nicht weiter überraschend, die Warriors allerdings gehören in diesem Jahr zu den besten Defensiv-Teams der Liga. Angesichts dessen konnte Coach Mark Jackson natürlich nicht zufrieden sein, in der ersten Hälfte 14 Dreier (NBA-Rekord eingestellt), 77 Punkte und eine Quote von 55 Prozent zugelassen zu haben.

Die hohen Quoten beider Mannschaften (Golden State schoss 57 Prozent) lassen es erahnen, insgesamt 7 Turnover bei 39 Assists beider Teams bestätigten den Eindruck: Im Toyota Center wurden die Fans nicht Zeugen eines verfrühten All-Star Games, sondern sie bekamen tatsächlich hochklassigen Offensivbasketball zweier tief besetzter und extrem talentierter Teams zu sehen.

Allerdings schienen die Gäste zunehmend ihr Selbstvertrauen zu verlieren. Die ganzen Dreier des Gegners - Houston hatte schon Mitte des dritten Viertels den eigenen Franchise-Regular-Season-Rekord eingestellt (17) - nahmen den Warriors jede Lust aufs Verteidigen, in der Offense konnten sie einfach nicht mehr mithalten.

Anfang des vierten Viertels starteten die Warriors noch mal einen kleinen Lauf, doch drei weitere Dreier der Rockets erstickten jegliche Comeback-Träume im Keim. Der Rest war Schaulaufen des Heimteams. Als selbst Patrick Beverley und Donatas Motiejunas von außen trafen, war der NBA-Rekord (23 Dreier) eingestellt. Ein 24. wollte nicht fallen, dennoch war die Stimmung in der Halle großartig.

Auch wenn sich die Warriors am Ende als schlechte Verlierer erwiesen. Beim Versuch, den alleinigen NBA-Rekord unbedingt zu verhindern, überschritt Rookie Raymond Green die Grenze des Erlaubten und schlug Patrick Beverley beim Dreier ins Gesicht. Es entwickelte sich ein Streit zwischen Beverley und der Warriors-Bank, am Ende wurden Green und Houstons Marcus Morris disqualifiziert.

Für das nächste Duell am 12. Februar sollten beide Mannschaften also genug Motivation haben, zunächst stehen jedoch ganz andere Aufgaben bevor: Houston trifft am Mittwoch auf Miami, Golden State spielt gegen Oklahoma City.

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