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MLB: Boston Red Sox vs. New York Yankees: Die größte Rivalität Amerikas

Die Boston Red Sox und New York Yankees kultivieren die größte Rivalität in Amerika.
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Fenway Park: Stehende Ovationen für Joe Torre

Die Serie, die auch von den Fans so feindselig wie irgend möglich begleitet wird, hatte allerdings auch wärmere Momente. In Erinnerung bleibt da etwa ein Spiel im Fenway Park 1999. Yankees-Manager Joe Torre hatte gerade seinen Kampf gegen den Prostatakrebs gewonnen und gab sein Comeback in Feindesland. Als er seine Lineup Card zum Umpire vor dem Spiel brachte, begrüßte ihn das Publikum im Fenway Park mit stehenden Ovationen.

Dies blieb jedoch eine willkommene Ausnahme, normalerweise fallen Begrüßungen dort weniger freundlich aus. Auch deshalb, weil Verantwortliche auf beiden Seiten immer wieder Öl ins Feuer gossen.

2003, kurz nach der Verpflichtung vom kubanischen Pitcher Jose Contreras durch die Yankees, bezeichnete Red-Sox-Team-Präsident Larry Lucchino die Erzrivalen als "Evil Empire", ein Name, der dieser Tage wiederbelebt wurde. Einige Jahre später war dann New York an der Reihe.

Hank Steinbrenner, der stets auf Konfrontation gebürstete Sohn vom mittlerweile verstorbenen Yankees-Eigner George M. Steinbrenner III, nahm Anstoß am Begriff "Red Sox Nation": "Red Sox Nation? Was für eine Ladung Mist ist das? Das war eine Kreation von den Red Sox und ESPN, das gefüllt ist mit Red-Sox-Fans. Gehen Sie überall hin in Amerika und Sie werden keine Red-Sox-Caps oder -Jacken sehen. Sie werden Yankees-Caps und -Jacken sehen."

Red-Sox-Eigner John Henry beschwichtigte schließlich und nahm Steinbrenner offiziell in seine "Nation" auf.

Yankees vs. Red Sox 2003: Aaron Boone wird zum Helden

Ebenfalls 2003 kam es erneut zum Treffen beider Teams in der ALCS. Dieses Mal sogar mit den Sox als Favoriten. Hitzig wurde es besonders in Spiel 3, denn es kam zu einem heftigen Brawl, in dem Bostons Star-Pitcher Pedro Martinez letztlich dafür sorgte, dass der 72-jährige Bench Coach Don Zimmer auf dem Boden landete.

Doch auch dies rückte letztlich in den Hintergrund, denn in Spiel 7 passierte Unglaubliches. Im alten Yankee Stadium lagen die Red Sox 5:2 im achten Inning vorne. Martinez pitchte und ihm ging allmählich die Puste aus. Bernie Williams gelang ein RBI-Single und verkürzte auf 5:3. Anschließend kam Sox-Manager Grady Little auf den Mound und sprach mit Pedro. Zur Überraschung aller ließ er ihn drin und so gab der Rechtshänder kurzerhand ein 2-Run-Double an Jorge Posada zum Ausgleich ab.

Es folgten drei epische Innings von Super-Closer Mariano Rivera auf Seiten New Yorks, während die Sox mit Alan Embree und Mike Timlin die kommenden zwei Frames absolvierten. Im elften Inning dann kam Knuckleballer Tim Wakefield auf den Mound, an der Platte stand Aaron Boone, der heutige Manager New Yorks.

Boone fackelte nicht lange und schlug direkt den ersten Pitch, den er sah, auf die Tribüne im Left Field. Yankee Stadium bebte, die Yankees standen erneut in der World Series. Und das nach einem Triumph über den Erzrivalen. Die Tatsache, dass New York anschließend den Marlins unterlag, erscheint rückblickend aufgrund dessen sogar zweitrangig.

MLB: Der Alex-Rodriguez-Trade

Auch die anschließende Offseason kam dann nicht ohne eine Connection zwischen beiden Seiten aus. Eine signifikante obendrein. Superstar-Shortstop Alex Rodriguez hatte das dritte Jahr seines Rekordvertrags in Höhe von 252 Millionen Dollar bei den Texas Rangers hinter sich und beide Parteien waren sich einig, dass diese Ehe geschieden werden sollte.

Die Red Sox sprangen in die Bresche, erarbeiteten einen Trade mit den Rangers, in dem unter anderem auch Bostons Star-Spieler Manny Ramirez involviert gewesen wäre. Einziger Knackpunkt: Da Texas das gesamte ausstehende Gehalt A-Rods loswerden wollte, die Sox dies aber nicht stemmen wollten, hätte Rodriguez auf einen größeren Teil seines Gehalts verzichten müssen.

Das wiederum rief die Spielergewerkschaft MLBPA auf den Plan, denn die Vorstellung, der Superstar der Liga würde für einen Wechsel auf garantiertes Geld verzichten, kam dort gar nicht gut an. Sie fürchtete einen Präzedenzfall für die Zukunft. Also machte die Player Association deutlich, dass sie dagegen sei.

Rodriguez wiederum wollte - wohl auch auf Anraten seines Agenten Scott Boras, der bekanntlich nicht auf keinen Cent verzichtet - sich nicht gegen die Gewerkschaft stellen und lehnte das Trade-Konstrukt samt Gehaltsverzicht ab.

Aaron Boone macht Weg frei für A-Rod

Wenig später in der Offseason spielte ALCS-Held Boone Basketball und riss sich dabei das Kreuzband, was ihn nicht nur die folgende Saison kostete, sondern auch seinen Vertrag. In selbigem stand Basketball auf dem Index, weshalb er rein formell Vertragsbruch begangen hatte.

Die Yankees benötigten also einen Third Baseman und da sich keiner aufdrängte, holte man Rodriguez, der aufgrund der Präsenz von Yankees-Captain Derek Jeter kurzerhand auf die dritte Base wechselte und prompt zum neuen Feindbild für Boston wurde.

Wenig überraschend war A-Rod dann auch in einen Brawl im Juli involviert. Er schlug auf dem Weg zur ersten Base Pitcher Bronson Arroyo den Ball aus dem Handschuh und war dann vermeintlich safe. Catcher Jason Varitek bemerkte dies, rastete aus und ging auf A-Rod los - es folgte eine große Rangelei, die auch zu Sperren vieler Beteiligter führte.

In Sachen Intensität war dies aber nur der Anfang dessen, was sich 2004 noch ereignen sollte. Denn zum dritten Mal überhaupt trafen beide Teams dann auch in der ALCS erneut aufeinander. Alles sah nach einer klaren Angelegenheit aus, denn New York gewann die ersten drei Spiele und lag schließlich auch im vierten vorn.

ALCS 2004: Boston Red Sox besiegen Curse of the Bambino

Die Red Sox glichen jedoch für alle überraschend noch im neunten Inning aus. Super-Closer Mariano Rivera war bereits im achten Inning gekommen und sollte einen 2-Inning-Save besorgen. Im neunten jedoch gab er ein Single an Kevin Millar ab, der dann durch Pinch-Runner Dave Roberts - der heutige Dodgers-Manager - ausgetauscht wurde. Roberts stahl die zweite Base und scorte den Ausgleich durch ein RBI-Single von Bill Mueller. Die Red Sox gewannen schließlich im zwölften Inning durch einen 2-Run-Walk-Off-Homerun von David Ortiz.

Von da an gelang New York nur noch wenig. In Spiel 6 spielte Pitcher Curt Schilling trotz einer erheblichen Sprunggelenksverletzung und einer blutenden Wunde nach einer Operation, die auch aus einem Frankenstein-Roman hätte entstammen können - der behandelnde Arzt hatte den Eingriff zuvor am Sprunggelenk einer Leiche im örtlichen Krankenhaus erprobt, ehe er Schilling notgedrungen zusammenflickte. Schilling konnte kaum laufen, pitchte Boston aber mit blutiger Socke zum Sieg und zum alles entscheidenden Spiel 7.

Selbiges wurde dann zum ultimativen Albtraum für New York. Im Yankee Stadium startete Pitcher Kevin Brown, der völlig versagte und fünf der sechs Runs in den ersten zwei Innings abgab. Am Ende stand es 10:3 für Boston. Die Sensation war perfekt: Erstmals überhaupt drehte ein Team einen 0-3-Rückstand in den Playoffs. Anschließend schafften die Sox einen Sweep in der World Series gegen die St. Louis Cardinals und beendeten somit den Bambino-Fluch 86 Jahre nach ihrem letzten Titel.

Boston sollte 2007 und 2013 nochmals die World Series gewinnen, New York dafür im Jahr 2009. Die Rivalität ruhte jedoch zwischendrin, wenn man vom erneuten "Boston Massacre", einem 5-Spiele-Sweep der Yankees in Boston im Jahr 2006 absieht.

Boston Red Sox vs. New York Yankees: Rivalität neu entflammt

Erst 2017 entflammte wieder das alte Feuer, denn nach eher mageren Jahren kehrten beide 2017 in die Playoffs zurück, scheiterten aber beide an den Houston Astros, die den Titel gewannen. 2018 dann begann mit einem weiteren Brawl, der durchaus als Vorbote für mehr Drama gesehen werden kann. Beide Teams steuern klar auf die Playoffs zu und beide könnten dort erstmals seit 2004 wieder aufeinandertreffen.

Während die letzten großen Duelle zwischen den Bears und Packers, den Habs und Bruins oder Lakers und Celtics schon ein paar Jahre zurückliegen, hat es den Anschein, dass das nächste Kapitel in Baseballs größter Rivalität gerade erst geschrieben wird. Seit 115 Jahren duellieren sich beide schon. Bis heute gab es 2241 Spiele, wovon die Yankees 1198 gewannen (14 Ties). Keine andere Serie kommt auf so viel Drama über einen so langen Zeitraum.

Boston Red Sox gegen die New York Yankees ist wahrlich die größte Rivalität im amerikanischen Sport.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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