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Moneyball - die Kunst zu gewinnen? - Wie die Oakland Athletics die Sportwelt revolutionierten

Das "Moneyball-Prinzip" ist aus dem amerikanischen Sport nicht mehr wegzudenken
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Die Liga lernt dazu

Die 320 Seiten, die der Öffentlichkeit auch Bill James noch einmal ganz neu nahebrachten, schlugen ein wie eine Bombe. Plötzlich durfte man schwarz auf weiß nachlesen, wie Oakland im Jahr zuvor 103 Spiele gewinnen konnte. Und auch die anderen Teams merkten auf: Die Boston Red Sox, die erfolglos versucht hatten, Beane aus Oakland loszueisen, sicherten sich die Expertise des Sabermetric-Erfinders - nachdem der wiederum erfolglos versucht hatte, bei seinem eigentlichen Lieblingsteam, den Kansas City Royals, einen Job zu bekommen. DePodesta bekam wie erwähnt kurze Zeit später sein eigenes Team.

So verflüchtigte sich der Vorteil der A's. Als Team ohne große finanzielle Möglichkeiten musste die Franchise aus Oakland neue Wege finden. Aber als die großen Teams wie die Yankees, Red Sox und Tigers nachzogen und ebenfalls die Vorteile der Sabermetrics zu nutzen begannen, zeigte sich ihr Vorteil in Sachen Payroll. Spieler, die "auf Base kommen", wie es Pitt im Film so deutlich macht, erlebten plötzlich eine Korrektur ihrer Gehälter - und wurden so kaum bezahlbar für die kleinen Teams.

Moneyball = Erfolg?

Mit dem Siegeszug des Internets, den Bloggern und Analysten am eigenen Rechner, entwickelten sich die Methoden zur Spielerevaluation weiter. Während James jahrelang weitgehend anonym geblieben war, kann man die eigenen Erkenntnisse heute innerhalb einer halben Stunde in die Welt hinaustragen. Moneyball war plötzlich überall. Die Red Sox gewannen mit James - und einer hohen Payroll - ihren ersten Titel seit 1918.

Und Beane? Lewis gab später zu, dass sein Buch den Vorteil der A's ungewollt eingebremst hatte. Trotzdem erreichte das Team zwischen 1998 und 2006 gleich fünfmal die Playoffs, im Baseball eine ungleich schwerere Aufgabe als etwa in der NBA. Nach mehrjähriger Durststrecke gehört das Team seit 2012 wieder zu den erfolgreichsten in der Major League Baseball.

Zum Titel hat es nicht gereicht - versagt das Moneyball-System also in der Postseason? So einfach ist diese Frage nicht zu beantworten: Die Zufallsvariablen im Baseball sind mit anderen Sportarten kaum zu vergleichen, oder anders ausgedrückt: In einer kurzen Serie kann jeder jeden schlagen. Zudem vergrößert sich in den Playoffs noch einmal die Rolle der besten Pitcher - und die sind teuer.

Beane: Wir müssen mutig sein

Mit etwas mehr Glück hätte Beane also schon mehrere Meisterschaftsringe vorweisen können. Bis es soweit ist, sucht er weiter nach den Lücken im System: Die A's investieren ihre Ressourcen im Draft oder im Ausland, sichern sich unterschätzte Spieler per Trade. Immer auf der Suche nach einem Team, das seinen vermeintlichen Marktwert überragt. Findige Mathematiker haben ausgerechnet, dass ein Durchschnittsteam für die Bilanz der Athletics in den vergangenen 15 Jahren unglaubliche 1,3 Milliarden Dollar mehr ausgegeben hätte. Da sage noch einer, dass Moneyball nicht funktioniert.

MLB-Check: Sag mir, wo die Offense ist

Nach Playoff-Enttäuschungen 2012 und 2013 sind die A's auch in diesem Jahr wieder auf dem besten Weg, ihre Division zu gewinnen - wie üblich mit überschaubarem Budget. Kürzlich überraschte das Team jedoch mit einem Trade: Um Top-Pitcher Jon Lester für den Rest der Saison zu "mieten", gab man mit Yoenis Cespedes einen eigenen Star ab.

Also Abkehr von Moneyball? Nicht unbedingt. "Wir müssen mutig sein, in allem was wir tun", so der mittlerweile 52-Jährige Beane. Lester könnte das fehlende Puzzlestück zum Titel sein, dafür wurde ein Star abgegeben, der man in einem Jahr wohl ohnehin nicht mehr hätte bezahlen können. Trotzdem bleibt der Eindruck: Statistiken hin oder her - in diesem Jahr schieben die A's ihre Chips komplett in die Mitte. Ob es diesmal reicht für den ganz großen Wurf?

Moneyball verrät nicht alles

Moneyball, Sabermetrics, Statistiken, Big Data. Der Einfluss dieser Methoden wird in Zukunft ganz gewiss nicht abnehmen. Die "menschliche Seite der Medaille" wird dennoch bleiben: Intuition, ein geschultes Auge, Erfahrung, die Chemie in der Umkleidekabine, oder das gute alte Momentum. Bis man mit Moneyball-Methoden vorhersagen kann, wie wertvoll die Vorbildfunktion eines alternden Stars ist, ein stabiles Umfeld, oder einfach nur ein Tapetenwechsel, wird noch einige Zeit vergehen.

Darüber hinaus sind manche Sportarten empfänglicher für seine Methoden als andere. "Im Basketball ist diese Analytik nicht so wertvoll für die Spielersuche", meint etwa Dirk Nowitzkis Boss Mark Cuban. "Ein Spieler kann in einem Team mit hohem Tempo ein bestimmte Anzahl an 'Win Shares' aufweisen, aber was passiert, wenn er in ein Team kommt, das langsam spielt?"

"Wo bleibt der Sport?"

Traditionen sterben langsam. Die MLB setzt weiterhin unisono auf den guten alten Closer - selbst die Athletics. Im American Football wird der Ball beim vierten Versuch immer noch fast immer zum Gegner gespielt, auch wenn die nackten Zahlen eigentlich eine andere Strategie empfehlen.

Moneyball hat den Sport verändert. Das gefällt nicht allen. Mittlerweile gibt es eine Gegenbewegung von Fans und Experten, denen das Büffeln von Zahlen zu weit geht, die den Wert ihrer Stars nicht nur in einer langen Gleichung präsentiert bekommen wollen. "Expertise nur aus Excel-Tabellen? Wo bleibt denn da der gute alte Sport?"

Die Antwort gibt der Film, stellvertretend für Billy Beane, Bill James und alle anderen. Wie sagt es Brad Pitt doch zu seinem alternden Scout: "Friss oder stirb."

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