Besonders erleichtert reagierte das Internationale Olympische Komitee, dessen Beschluss vor dem CAS verhandelt worden war. "Wir begrüßen diese Entscheidung, die den Kampf gegen Doping unterstützt und Klarheit für alle Athleten bringt", teilte der Ringeorden mit. Für das IOC und seinen Präsidenten Thomas Bach, die ohnehin in der Glaubwürdigkeitskrise stecken, hätte eine anderslautende Entscheidung nicht weniger als eine Katastrophe bedeutet. Nachweislich in den Staatsdopingskandal von Sotschi verwickelte russische Athleten wären dann auch in Pyeongchang an den Start gegangen.
Im deutschen Lager atmete man ebenfalls auf. "Ich halte die Entscheidung für sehr wertvoll", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann dem SID. "Es wäre fatal gewesen, wenn es Athleten wie Legkow und anderen über den CAS in letzter Minute gelungen wäre, hier erneut anzutreten, um sauberen Sportlern die verdienten Erfolge für jahrelange Arbeit streitig zu machen."
47 Russen hatten bis zuletzt um Teilnahme gekämpft
47 russische Athleten und Trainer hatten bis zuletzt um ihren Start gekämpft und vor dem Ad-Hoc-Gericht Klage eingereicht, weil sie vom IOC wegen Doping-Verstößen und -Verdächtigungen keine Einladung für Pyeongchang erhalten hatten. In seiner Urteilsbegründung sah der CAS dies als gerechtfertigt an. Die Entscheidung des IOC sei in keiner Weise diskriminierend oder auf unfaire Weise getroffen worden, hieß es.
Zu den betroffenen Sportlern gehören die Sotschi-Olympiasieger Alexander Legkow (Skilanglauf), Xenia Stolbowa (Eiskunstlauf), Alexander Tretjakow (Skeleton), Wiktor Ahn (Shorttrack) sowie Anton Schipulin und Alexej Wolkow (Biathlon).
Dutzende der Russen zogen wenig später ihre Berufung vor dem Schweizer Bundesgericht zurück. "Der Antrag auf eine einstweilige Anordnung wurde zurückgezogen, deshalb wird die Anhörung heute Nachmittag abgesagt", teilte das Gericht in Lausanne auf Anfrage der französischen Nachrichtenagentur AFP mit. Die Gründe für den Rückzug blieben zunächst unklar. Ob die Richter in der Lage gewesen wären, rechtzeitig zu urteilen, um den Russen noch einen Start zu ermöglichen, war zumindest zweifelhaft.
169 russische Athleten hatten grünes Licht für eine Teilnahme erhalten. Sie müssen in Südkorea als "Olympische Athleten aus Russland" unter neutraler Flagge antreten. Bereits am Donnerstag hatte der CAS die Klage von 13 Russen abgewiesen.
Kein Verständnis von russischer Seite
Das IOC hatte nur offenkundig saubere und unbescholtene russische Athleten zu den Spielen in Südkorea eingeladen und damit auf die Untersuchungen rund um den Doping-Skandal bei den Olympischen Winterspielen vor vier Jahren im russischen Sotschi reagiert. Hätte der CAS am Hausrecht des IOC für dessen eigene Veranstaltung gerüttelt, wären die Folgen unabsehbar gewesen.
Russland zeigte für das CAS-Urteil vom Freitag wenig überraschend kein Verständnis. Für Vize-Premierminister Witali Mutko war das Gericht nicht frei in seiner Entscheidung. "Es war schwierig für den CAS, nach so viel Druck eine Entscheidung zu treffen", sagte Mutko.
Mutko war selbst als früherer Sportminister in dem Dopingskandal seines Landes verwickelt und wurde lebenslang für Olympia gesperrt. Das IOC hatte den CAS kritisiert, nachdem dieser in der Vorwoche die lebenslangen Olympiastrafen gegen 39 russische Athleten aufgehoben hatte.
Weiterhin geteilte Meinungen
Unterm Strich unzufrieden war auch Whistleblower Gregorij Rodtschenkow, der mit seinen Aussagen die Aufdeckung des Doping-Skandals in seiner Heimat ins Rollen gebracht hatte. "Ich glaube, dass die heutige Entscheidung in erster Linie eine Reaktion auf den Aufschrei sauberer Athleten gegen olympische Korruption und Komplizenschaft ist", teilte sein Anwalt Jim Walden mit und fügte an: "Ich hoffe, IOC-Präsident Thomas Bach hört zu. Um des olympischen Ideals willen muss er zurücktreten."
Bei der Welt-Anti-Doping-Agentur wurde das Urteil weitgehend positiv aufgenommen. "Das Timing der Bekanntgabe ist gut", sagte Präsident Craig Reedie. "Alle Athleten wissen nun, dass nur russische Sportler starten, die nicht gegen die Anti-Doping-Richtlinien verstoßen haben."