"Es gibt keine Blaupause für diese Situation. Umso mehr verlangt diese Gemengelage Führungsstärke des Präsidenten des IOC, und die sehe ich bislang nicht", sagte Freitag dem SID: "Die Fakten des McLaren-Reports sprechen eine ganz eindeutige Sprache, und es liegt jetzt in der Hand des IOC, eindeutige, unmissverständliche und absolut notwendige Sanktionen zu erlassen."
Freitag würde Sanktionen unterhalb eines kollektiven Ausschlusses der Russen von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro durchaus noch für angebracht halten. Sollten russische Athleten wie die Weitspringerin Darija Klischina, die nachweislich seit Jahren außerhalb Russlands lebt und kontrolliert wird, in Rio starten, "dann allenfalls unter neutraler Flagge, so wie es der Internationale Leichtathletik-Verband fordert", sagte Freitag. Die SPD-Politikerin betonte aber: "Wenn die russische Fahne in Rio de Janeiro zu sehen ist, wird das aufgrund der aktuellen Sachlage niemand verstehen können, der sich einem sauberen, integren Sport verpflichtet fühlt."
Deshalb könne man auch mit Blick auf das wegweisende CAS-Urteil am Donnerstag "hoffentlich eine entsprechende Entscheidung erwarten", ergänzte sie. Der internationale Sportgerichtshof urteilt spätestens am Donnerstag über 68 russische Leichtathleten, die nach der Sperre durch den Weltverband (IAAF) ihre Teilnahme in Rio vor der letzten Instanz der Sportgerichtsbarkeit erzwingen wollen. Dieser Entscheidung will das IOC bei seinen Beschlüssen über Sanktionen gegen Russland nicht vorgreifen.