Der Olympiasieg vor Kanada und Großbritannien krönte auf den Wassern des Dorney Lake eine nie zuvor dagewesene Serie: 36 Mal siegte das Boot um Bundestrainer Ralf Holtmeyer seit dem letzten Platz im B-Finale von Peking, von den Athleten fiel nun endlich eine tonnenschwere Last ab.
"Wir haben die vergangenen vier Jahre alles geopfert und alles gegeben, um heute hier zu stehen. Der Wille hat es am Ende herausgerissen", sagte Schlagmann Kristof Wilke, noch sichtlich von seinen Gefühlen übermannt.
Ebenso einfach wie in den vorangegangenen 35 Rennen gelang der Sieg am Mittwoch aber nicht. "Es war ein krasses Rennen, unglaublich hart, die Briten waren brutal stark", sagte Richard Schmidt, "aber jetzt ist ein Lebenstraum wahr geworden." Auch Lukas Müller musste das Erlebnis erst einmal sacken lassen, bevor er sich bei Steuermann Martin Sauer bedankte: "Martin hat gute Ansagen gemacht, es war so ein knappes Rennen."
Briten bockstark
Die Briten hatten das deutsche Boot mit einem starken Start überrascht, angefeuert von den meisten der 25.000 Zuschauer suchten sie ihre Chance. "Wir sind in der Favoritenrolle - auf Silber", hatte der britische Steuermann Constantine Louloudis zwar im Vorfeld staubtrocken bemerkt, ganz so deutlich verlief das Rennen dann aber doch nicht.
Nach der 1.000-Meter-Marke überholten sie das deutsche Flaggschiff sogar kurzzeitig. Möglicherweise verbrauchten sie bei Gegenwind dafür aber zu viel Energie und mussten sich am Ende auch noch von Kanada abfangen lassen.
Schlagmann Wilke und seine Besatzung ließen sich von dem Zwischensprint jedoch nicht aus der Ruhe bringen, erhöhten ebenfalls die Schlagzahl und ließen die Briten nicht davonziehen. "Vierhundert Meter vor dem Ziel habe ich gesehen, dass die Engländer kürzer im Zug wurden - danach war ich mir sicher", sagte Holtmeyer.
Ganz oben im Ruderolymp
24 Jahre nach dem Olympiasieg von Seoul steht der Achter also wieder ganz oben im Ruderolymp. Genau wie damals zeichnete auch diesmal Holtmeyer für den Triumph verantwortlich: "Das ist die wohl ausgeglichenste Mannschaft, die der Deutsche Ruderverband je hatte", lobte der 56-Jährige aber zuallererst seine Schützlinge.
Deren Durchhaltevermögen und unbedingter Wille zum Sieg machten den Erfolg schlussendlich auch möglich. "Wir haben uns immer wieder gesagt: weiter, weiter, weiter. Auf den letzten 500 Metern haben wir uns so heiß gemacht, da haben wir das Letzte gegeben", sagte Wilke.
Eine Taktik, die aufging: Kurz vor dem Ziel zeigte sich, dass der ärgste Konkurrent des deutschen Flaggschiffs zuviel gewollt hatte. Der Deutschland-Achter fuhr nach einem dramatischen Rennen am Ende ungefährdet über die Ziellinien. "Ich wusste: Die Briten müssen erstmal an uns vorbeikommen, bevor sie feiern können", sagte Filip Adamski. Sie konnten nicht.