"Sehen großen Verbesserungsbedarf"

Will die BBL zur stärksten Liga Europas machen: Geschäftsführer Jan Pommer
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SPOX: Red Bull erwägt, sich aktiv an der BBL zu beteiligen. Angeblich wurde sogar ein Top-BBL-Klub konkret angefragt. Was würden Sie von einem Einstieg halten?

Pommer: Davon ist mir nichts bekannt. Grundsätzlich gesprochen erschiene mir das aber sehr stimmig: Red Bull versteht es hervorragend, authentische Marketingkommunikation auf der Plattform Sport zu betreiben. Dazu würde die Beko BBL gut passen, wir sind locker, cool und vertreten eine junge, dynamische und aufstrebende Sportart.

SPOX: Wesentlich weiter ist das Basketball-Projekt "Hamburg Towers", die gerne sofort zur Saison 2014/2015 in der BBL starten wollen. Sie klangen zuletzt aber sehr verhalten. Warum?

Pommer: Hamburg als Standort würde der Liga ohne Frage gut zu Gesicht stehen, und ich bin überzeugt, dass das Projekt strategisch gut angegangen wird und Erfolg verspricht. Es muss aber klar sein, dass eine Wildcard für unsere Liga keine verlässliche Größe ist: Die Vergabe einer Wildcard setzt voraus, dass aus der ProA nur ein oder gar kein Team den Sprung in die Beko BBL schafft. Sollte dieser Fall eintreten und wir uns dazu entschließen, eine Wildcard zu vergeben, würde Hamburg wohl mit einem der Erstliga-Absteiger konkurrieren. Daher ist eine Wildcard keine Selbstverständlichkeit und es ist richtig, dass die Hamburg Towers sich mit Alternativszenarien, zum Beispiel mit einem Start in der ProA, beschäftigen. Das wäre meines Erachtens eine hervorragende Option, die weiterzuverfolgen sehr lohnenswert erscheint. Man nähme zwar etwas Anlauf auf das Ziel Beko BBL, könnte aber viele wichtige Erfahrungen sammeln.

SPOX: Wie ist die Situation in Köln, der zweiten BBL-freien Metropole?

Pommer: Da entsteht etwas mit Stephan Baeck und einer Mannschaft, die in der 2. Regionalliga schon 350 Fans anlockt und offenbar in die 1. Regionalliga aufsteigt. Die Verantwortlichen müssen jetzt abwägen, wie stark sie den Prozess beschleunigen wollen und können. Köln ist eine Millionenstadt mit großer Basketball-Historie, der ein Profibasketball-Klub sehr gut zu Gesicht stünde. Die entsprechende Strategie, aktive Sponsoren und einen langen Atem vorausgesetzt, ist es vorstellbar, dass Köln in den nächsten Jahren wieder auf der Erstliga-Landkarte auftaucht.

SPOX: Was ist mit Schalke 04 und Borussia Dortmund? Sie suchten den Kontakt, um den beiden Fußball-Klubs ein ähnliches Modell wie das des FC Bayern vorzuschlagen.

Pommer: Wir haben uns vor geraumer Zeit ausgetauscht, und der FC Bayern München beweist, wie attraktiv es sein kann, die eigene Kommunikationsplattform mit Hilfe des Basketballs auszubauen.

SPOX: Selbst ohne Fußball-Marken ist in Basketball-Europa eine stetige Verschiebung der Wirtschaftskraft hin zur BBL spürbar. Sind das die Vorboten des Financial Fair Plays, das Sie als Mitglied des Euroleague-Boards vorantreiben?

Pommer: Das ist sicher ein Aspekt. Vor allem ZSKA Moskau, aber durchaus auch die großen Klubs in Spanien, investieren, als kämen sie aus einer anderen Welt. Trotzdem: Das Feld rückt enger zusammen, wovon die Beko BBL-Teams bereits jetzt profitieren. In der übernächsten Saison, 2015/2016, soll das Financial Fairplay "scharf gestellt" werden.

SPOX: Pesic weist im SPOX-Interview auf ein Grundübel hin, dass selbst das Financial Fair Play nicht beseitigen kann: In vielen Ländern wie Serbien ist die Steuerlast deutlich geringer als in Deutschland, was das Pokern um die Top-Spieler enorm erschwert.

Pommer: Das ist ein schwieriges Thema, insbesondere, wenn es sich um Nicht-EU-Länder handelt wie Serbien. Wir müssen grundsätzlich akzeptieren, dass unsere Mittel stets limitiert sind und wir in Deutschland den hohen Anforderungen des Sozial- und Steuersystems nachkommen müssen. Gleichzeitig profitieren wir auch davon: In Deutschland lässt es sich gut leben: Kranken- und Unfallversicherung sind für die Spieler optimal, die Klubs kommen ihren finanziellen Verpflichtungen nach. Das ist für viele Spieler inzwischen durchaus ein Argument, vermeintlich lukrativere Angebote auszuschlagen und in unsere Liga zu wechseln.

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