Tennis - Panel zu den French Open: "Nadals Herrschaft ist noch nicht vorbei"

Von Florian Regelmann/Stefan Petri/Lukas Zahrer/Felix Götz
Rafael Nadal könnte zum 12. Mal die French Open gewinnen.
© getty

Am Sonntag beginnt mit den French Open das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres. Wer ist der Top-Favorit? Was ist nur mit Zverev los? Tut Skandalnudel Kyrgios dem Tennis gut? Ist Thiem dem Druck gewachsen? Und: Was geht eigentlich bei den Damen ab? Im Panel diskutieren die SPOX-Redakteure Stefan Petri, Lukas Zahrer, Florian Regelmann und Felix Götz.

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Struff ist in Paris gefährlicher als Zverev

Florian Regelmann: Es macht Spaß, Struffis Weg zu verfolgen. An einem guten Tag kann er jedem gefährlich werden mit seinem Spiel, das hat er schon oft bewiesen. Ich denke an den Sieg gegen Tsitsipas in Barcelona vor einigen Wochen. In Rom hatte er Nishikori eigentlich schon im Sack, das war schade, da wäre noch mehr drin gewesen. Aber nein, er ist in Paris nicht gefährlicher als Zverev. Gefährlicher ist Zverev, selbst jetzt in seiner Krise. Manchmal braucht es nur ein Match, vielleicht nur einen Satz und schon kann es wieder laufen. Ich habe Zverev in Rom live gesehen, da war von der ersten Sekunde an klar, dass er das Match nicht gewinnen kann, weil man ihm die fehlende Überzeugung und Energie total angesehen hat. Ich glaube aber trotzdem, dass Zverev nicht so weit weg ist, wie solche Auftritte vermuten lassen. In Genf zu spielen, war genau die richtige Entscheidung, die Siege dort helfen, egal gegen wen sie zustande kommen. Wenn ich die Auslosung so sehe, mache ich mir aber generell Sorgen, dass ein Deutscher in Paris richtig gefährlich werden kann. Für Zverev wird es spätestens ab Runde drei sehr knifflig und Struffi muss in Runde eins gegen Shapovalov ran. Tricky. Es kann leider gut sein, dass wir gar keinen Deutschen in der zweiten Woche erleben werden.

Felix Götz: Ich mag den Struffi. Einfach deshalb, weil er mit viel Herz spielt und sich auch vor großen Namen nicht in die Hosen macht. Dass er jetzt im Ranking mit Platz 44 so weit oben wie erst einmal - nämlich im Mai 2017 - steht, hat er sich durch die letzten Auftritte logischerweise mehr als verdient. Zur These: Ich bin nicht bei dir, Florian. Ich denke, dass Struff derzeit zumindest nicht ungefährlicher als Zverev ist. Zverev scheint ja mit allen möglichen Dingen beschäftigt zu sein - aber halt leider nur in überschaubarem Ausmaß mit Tennis. Es kann noch einige Zeit dauern, bis er seine erste fette Krise gemeistert hat. Es würde mich deshalb überraschen, wenn es ihm gelingen sollte, sich in Paris so zu präsentieren, wie es für einen Spieler seiner Qualität eigentlich der Fall sein müsste. Vielleicht hilft es ihm ja, dass er in Roland Garros wieder Ivan Lendl an seiner Seite hat.

Lukas Zahrer: Struffi kann gutes Tennis spielen, das hat er in diesem Jahr eindrucksvoll gezeigt. Auf drei Gewinnsätze ist er mir aber zu inkonstant, deshalb wird er sich auch gleich in Runde eins an Shapovalov die Zähne ausbeißen. Zverev auf der anderen Seite dürfte nicht allzu gut gelaunt ins Turnier gehen. Seit Wochen sucht er nach seiner Form und fremdelte bei so ziemlich jedem Turnier, das seine Courts mit Sand bestreut. Mein Gefühl sagt mir, dass gerade die aktuelle Situation aber zum Erfolg führen könnte: Er lenkt sich mit Matches in Genf ab, während andere in Paris schon medial durchleuchtet werden. Vom ihm wird so wenig wie lange nicht mehr erwartet, mir gefällt aber sein Draw. Ich glaube an den Einzug ins Viertelfinale!

Stefan Petri: Gut möglich, dass die Ergebnisse von Struff in den letzten Wochen etwas untergegangen sind. Deshalb nochmal kurz rekapituliert: Shapovalov in Monte Carlo geschlagen, Goffin und Tsitsipas in Barcelona, Kyrgios in Madrid, Dimitrov und Cilic in Rom. Dazu knappe Niederlagen gegen Nadal, Cilic und Nishikori. Das mutet alles extrem respektabel an! Das Problem: Mit einem guten Draw hätte ich dem 29-Jährigen sogar die zweite Woche zugetraut, aber Shapovalov in der ersten Runde und Coric in der dritten, das ist nicht einfach (danach würde sowieso Djokovic warten). Umgekehrt hat es Zverev so gut erwischt, dass er selbst außer Form die ersten drei Runden eigentlich gewinnen muss. Alles andere wäre eine mittelschwere Katastrophe.