Die Trainer:
Erst veröffentlichte er sein Buch "Das Leben ist kein Spiel", dann trat er in einer Fernsehshow mit einem Fliegenklatschen-Hut auf. Seien wir ehrlich: Ende 2013 war Boris Becker endgültig auf dem besten Weg zur Witzfigur. Auch als wenig später publik wurde, dass der 47-Jährige der neue Coach von Novak Djokovic werden würde, spottete die Branche. "Ich weiß auch nicht, was das soll", sagte beispielsweise Niki Pilic: "Was soll der dem denn noch beibringen?"
Heute lacht keiner mehr. Becker erwischte mit Nole mit dem Aus im Viertelfinale der Australian Open 2014 zwar einen schlechten Start, fortan lief es aber immer besser. Unter Becker gewann Djokovic Wimbledon, zu Beginn des Jahres 2015 dann auch in Melbourne.
Der Djoker wurde mit Becker an seiner Seite so konstant wie noch nie zuvor. "Ich lerne weiterhin ständig neue Dinge von ihm. Vor allem in psychologischer Hinsicht hilft er mir, weil er diese Situationen bereits kennt", lobt der Serbe seinen Coach.
Ungleich länger ist bereits das Duo Rafael Nadal und Toni Nadal zusammen unterwegs. Onkel Toni nahm Rafa bereits im Alter von vier Jahren unter seine Fittiche und trieb ihn mit innovativen Trainingsmethoden, jeder Menge Disziplin und knallharter Arbeit an die Spitze der Tenniswelt.
"Er kann launisch und mürrisch sein. Er ist ein Moralist mit festen Ansichten, der immer zu Kontroversen bereit ist", sagt der 14-malige Grand-Slam-Champion über seinen Trainer. Durch seine Art hielt Toni seinen Neffen auf dem Boden.
"Ich würde Rafael niemals die Tasche mit seinen Schlägern tragen, das ist undenkbar. Ich sehe natürlich, dass andere das machen, aber das geht eigentlich nicht", so Toni Nadal: "Ich hätte es nie ertragen können, wenn Rafael Starallüren entwickelt hätte."
Die Stimmen zum Duell:
Novak Djokovic: "Das ist die größte Herausforderung in Paris. Ich bin sehr aufgeregt. Das wird ein großartiges Match. Gegen Nadal in Roland Garros zu spielen ist etwas völlig anderes, als gegen ihn irgendwo sonst auf der Welt zu spielen. Die Bedingungen passen sehr gut zu seinem Spiel. Er liebt es, auf dem Chatrier zu spielen."
Rafael Nadal: "Novak ist ohne Zweifel der beste Spieler im Moment, er ist so dominant. Wahrscheinlich glaubt doch jeder hier genauso wie ich, dass er der Favorit ist. Wenn ich gegen ihn gewinnen will, muss ich wirklich mein bestes Tennis spielen. Es wird sicher mein härtestes Viertelfinale in Roland Garros. Aber der Sieger ist noch nicht der Champion des Turniers."
John McEnroe: "Es wird das größte Viertelfinale, das es in der Tennisgeschichte je gegeben hat."
Richard Gasquet: "Das ist das Match, das die ganze Welt sehen will. Und ich zuerst."
Brad Gilbert: "Es ist ein Witz, dass Nadal in Paris an Position 6 und nicht mindestens an Position 2 gesetzt wurde. Es kann eigentlich nicht sein, dieses Duell bereits im Viertelfinale zu erleben."
Die SPOX-Prognose:
Verkehrte Welt in Paris. Nadal hat gegen Djokovic in Roland Garros bisher immer gewonnen, für den Serben schien der Spanier bei dessen Lieblingsturnier so gut wie unschlagbar. Diesmal ist alles anders: Der Djoker geht als Favorit ins Match, es ist so etwas wie die ultimative Prüfung.
Er wird sie bestehen und als erst zweiter Spieler nach dem Schweden Robin Söderling im Achtelfinale 2009 gegen Nadal (70 Siege in Roland Garros) bei den French Open triumphieren. Zu gut in Form, zu dominant ist der Djoker. Natürlich darf man Nadal nicht unterschätzen, aber er müsste schon die beste Leistung seit langer Zeit zeigen, um eine echte Chance zu haben.
Letztlich wird der Djoker das Match und sehr wahrscheinlich anschließend auch das Turnier gewinnen. Nach Nadal, Roger Federer, Fred Perry, Don Budge, Rod Laver, Roy Emerson und Andre Agassi dürfte er damit in den illustren Kreis der Spieler aufsteigen, die alle Grand-Slam-Turniere gewonnen haben.
Fragt man nach dem "Greatest of all time", muss man spätestens dann auch den Djoker auf dem Zettel haben.
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