"Habe noch nie irgendwo aufgegeben"

Im Alter von 22 Jahren wurde Shaun Murphy 2005 Weltmeister - folgt diesmal der zweite Titel?
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Vor zehn Jahren schockte Shaun Murphy die Snooker-Welt und gewann mit nur 22 Jahren sensationell den WM-Titel im Crucible Theatre. Seitdem gehört der Engländer zu den besten Spielern der Welt - und will endlich seine zweite Trophäe einfahren, wenn es am 18. April wieder losgeht. SPOX traf Murphy am Rande eines Showmatches in Landsberg am Lech zum Interview und sprach mit ihm über Snooker in Deutschland, Freundschaften auf der Tour und die schwerste Phase seiner Karriere.

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SPOX: Herr Murphy, Deutschland ist quasi Ihr zweites Zuhause heutzutage! Sie haben im November das Turnier in Mülheim an der Ruhr gewonnen und dort ein Maximum Break gespielt, im Februar dann das Finale von Berlin erreicht. Warum spielen sie gerade in Deutschland so gut?

Shaun Murphy: Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber wir spielen alle sehr gerne in Deutschland. Das liegt an den Fans. Die Zuschauer sorgen hier immer für ganz besondere Events und eine tolle Atmosphäre - und das hilft uns, gutes Snooker zu spielen. Und so verstärkt sich das gegenseitig.

SPOX: Gerade Berlin ist ja eines ihrer Lieblingsturniere.

Murphy: Ja, in meinen Augen gehört Berlin zu den drei besten Turnieren der Welt. Die anderen zwei sind das Masters im Ally Pally und die WM im Crucible Theatre.

SPOX: Es wird also schwer für Berlin, an die Spitze zu springen.

Murphy: Naja, die WM ist schon seit über 30 Jahren in Sheffield und blickt dort auf eine glorreiche Geschichte zurück. Das kann man nicht so einfach ersetzen. Aber das Turnier in Berlin ist fantastisch. Die Halle ist super, die Zuschauer sind jedes Jahr sehr gut. Auf Berlin freut sich mittlerweile die gesamte Tour.

SPOX: Derzeit spielen Sie ein paar Showmatches hier in Deutschland. Wie kam es dazu? Hat Steve Davis Sie eingeladen - und Sie hatten gerade nichts vor?

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Murphy: Nein, das machen wir schon seit vielen Jahren. Damit haben wir angefangen, bevor es das German Masters überhaupt gab. Wir haben damals quasi unsere eigene Tour aufgestellt, zusammen mit der Firma Dragonstars, und haben versucht, Snooker in Deutschland populär zu machen.

SPOX: Wer war denn noch mit von der Partie?

Murphy: Sehr viele andere Hochkaräter: John Higgins, Matthew Stevens, Paul Hunter... sie alle haben dabei geholfen, den Sport in Deutschland zu etablieren. Mittlerweile ist Snooker hier ja sehr populär, es gibt eine Menge professionelle Veranstaltungen. Insofern ist das fast heute ein Ausflug in die Vergangenheit: Mit solchen Events hat alles angefangen.

SPOX: Und das wichtigste Event des Jahres steht mit der WM kurz bevor. Sie haben vor zehn Jahren sensationell den Titel geholt, mit gerade mal 22. Wenn Sie daran zurückdenken: Was sticht heraus?

Murphy: Ich habe es einfach so sehr genossen. Ich hatte keine Übung darin, Snooker-Turniere zu gewinnen. Die ganze Erfahrung war neu für mich, deshalb hatte ich auch keine Angst. Und daran arbeite ich: dieses Gefühl wieder zurückzubekommen. Mein Spiel zu spielen, die Stöße, die mir eigentlich liegen. Das zu tun, was mich glücklich macht. Und im Moment funktioniert das auch ganz gut.

SPOX: Dabei hatten Sie noch vor einem Jahr mit dem Gedanken gespielt, das Queue an den Nagel zu hängen. Was ist passiert? Hatten Sie das Gefühl, nicht mehr mithalten zu können?

Murphy: Es war einfach so, dass ich im Training zwar sehr akribisch gearbeitet und insgesamt sehr viel trainiert habe, aber die Ergebnisse wollten sich einfach nicht einstellen. Das war sehr hart. Es war sehr schwer, positiv zu denken und es einfach immer weiter zu versuchen.

SPOX: Und dann?

Murphy: Ich musste eine Entscheidung treffen: aufgeben oder weiterkämpfen. Da habe ich entschieden, es weiter zu versuchen. Das war zweifellos ein Tiefpunkt in meinem Leben. Aber ich weiß auch gar nicht, was ich ohne Snooker machen würde. Deshalb war es zwar eine schwere Entscheidung - aber gleichzeitig auch die einzig mögliche.

SPOX: Was hat Ihnen geholfen, wieder in die Spur zu finden?

Murphy: Nichts Besonderes. Es war klar: Entweder aufhören oder hart arbeiten. Ich habe in meinem Leben noch nie irgendwo aufgegeben, also habe ich mich dazu entscheiden, weiterzuarbeiten.

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