Darts-WM - Kevin Münch im Interview: "Mein erster Gedanke war: 'Boa krass!'"

Von DAZN
Kevin Münch steht bei der Darts-WM überraschenderweise in der zweiten Runde
© getty

Kevin Münch hat bei der Darts-WM 2018 (alle Sessions live auf DAZN) für eine große Überraschung gesorgt. Der 29-Jährige besiegte nicht nur in der Vorrunde den Russen Aleksandr Oreshkin, sondern kämpfte in der ersten Runde auch den zweifachen Weltmeister Adrian Lewis nieder. Vor seinem zweiten Match gegen den Spanier Toni Alcinas (15.30 Uhr im LIVETICKER) spricht er im DAZN-Interview über seine Leistung gegen Lewis, den Hype um seine Person und seine kleine Macke. Außerdem erklärt Münch, warum er als Rechtshänder mit links Darts spielt.

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DAZN: Herr Münch, Sie haben bei der WM für eine große Sensation gesorgt und mit Adrian Lewis einen zweifachen Weltmeister aus dem Turnier geworfen. Wie haben Sie das geschafft?

Kevin Münch: Ich habe immer noch nicht ganz realisiert, was da passiert ist. Ich war am Ende sehr fokussiert und habe irgendwann nicht mehr nachgedacht. Eigentlich wollte ich erstmal nur mein Spiel spielen und gut aussehen. Dass ich das Spiel dann gewonnen habe, war eine große Überraschung.

DAZN: Wie schwierig war es für Sie, die Nerven im Griff zu behalten?

Münch: Das war sehr schwierig. Ich hatte sie teilweise gar nicht wirklich im Griff, habe zwischendurch gezittert und dann sind mir die Darts abgehauen. Aber ich fand immer wieder zurück in die Spur. Das ist hart und ich versuche das im nächsten Spiel noch besser hinzubekommen. Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass es da oben laut ist.

DAZN: Gab es einen speziellen Moment, in dem Sie gemerkt haben, dass Sie Adrian Lewis wirklich schlagen können?

Münch: Ich weiß, zu was er in der Lage ist und dass er das Spiel zu jedem Zeitpunkt drehen kann. Ich war erst sicher, dass ich es schaffen kann, als ich die Match-Darts hatte. In dem Moment war ich extrem nervös.

DAZN: Was ging Ihnen nach dem Sieg durch den Kopf?

Münch: Mein erster Gedanke war: "Boa krass!" Und dann war ich auch ziemlich müde. Ich war schon um halb vier im Ally Pally und habe mich auf die Vorrunde vorbereitet. Dann musste ich bis 23 Uhr deutscher Zeit warten und deshalb war mein Kopf am Ende sehr leer.

DAZN: Die Fans haben Sie angefeuert und Lieder auf Sie umgedichtet. Wie haben Sie die Stimmung wahrgenommen?

Münch: Das war echt strange und ich habe mir erst gedacht: "Warum singen die alle meinen Namen?". Ich hätte im Leben nicht damit gerechnet, dass die Fans im Ally Pally meinen Namen singen. Das war cool und es wäre natürlich schön, wenn sie es nochmal machen.

DAZN: In der nächsten Runde geht es gegen Alcinas. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Münch: Das ist ein sehr erfahrener Spieler, ich kenne ihn bereits ein paar Jahre. Ich werde jetzt weder sagen, dass ich keine Chance habe, noch, dass ich der haushohe Favorit bin. Ich werde alles geben und dann sehen wir, wie es weitergeht.

DAZN: Die mediale Aufmerksamkeit um Ihre Person hat in den letzten Tagen enorm zugenommen, es gibt viele Berichte über Sie und die Darts-WM. Wie haben Sie diesen Hype erlebt?

Münch: Das ist verrückt. Die Handys von meiner Freundin (gleichzeitig Managerin, Anm. d. Red.) und mir stehen nicht mehr still. Ich werde nicht alle Interviewanfragen beantworten können und mit vielen Anfragen warte ich bis nach der WM. Ich muss mich auf meine Darts konzentrieren und ziehe mich da zurück. Auch während der Feiertage hing die Dartsscheibe an der Wand und ich habe etliche Minuten davor verbracht.

DAZN: Die Darts-WM 2018 ist bisher geprägt von einigen Überraschungen. Wird sich das bis zum Ende durchziehen?

Münch: Ich gehe davon aus, dass wir noch einige große Überraschungen sehen werden, aber man kann beim Darts keine Prognosen geben. Es hat auch keiner damit gerechnet, dass ein Spieler, der nicht mal in der Rangliste steht, die Nummer sieben der Welt raushaut. Favorit ist Michael van Gerwen, er spielt seit Jahren konstant und dominiert.

DAZN: Bei Ihnen gibt es etwas Außergewöhnliches: Sie sind Rechtshänder, spielen aber trotzdem mit links Darts. Warum?

Münch: Meine ganze Familie spielt Darts und ich bin früh mit Darts in Kontakt gekommen. Anfangs habe ich mit rechts gespielt, aber Kinder sind schusselig und ich habe mir als Kind das Schlüsselbein gebrochen - insgesamt fünfmal. Deshalb habe ich angefangen, mit links zu werfen und das ziehe ich bis heute durch.

DAZN: Haben Sie auch bestimmte Rituale, die Sie vor einem Match immer machen?

Münch: Eine kleine Macke habe ich: Ich stimme meine Piercings und Ohrringe mit dem Trikot ab. Auf der Bühne selbst habe ich aber keinen Aberglauben.

DAZN: Die letzten Jahre haben Sie Darts nur als Hobby ausgeübt und hauptberuflich als Landschaftsgärtner gearbeitet. Wie bekommt man das unter einen Hut?

Münch: Ich habe die letzten sechs Jahre einen Break gehabt und Arbeit Darts vorgezogen. In dieser Zeit habe ich kaum trainiert und viel mit meinem Talent gemacht. Das reicht aber nicht. Hier und da habe ich mal ein PDC-Turnier gespielt, bin aber sofort in der ersten Runde rausgeflogen, weil ich kein Training hatte. Im November habe ich in Absprache mit meinem Chef entschieden, dass ich einen Break von der Arbeit mache, um mich auf Darts zu konzentrieren. Mein Chef hat gesagt, dass ich so viel Talent habe und das einfach mal machen soll.

DAZN: Der erste große Erfolg hat nicht lange auf sich warten lassen...

Münch: Ich habe mich eine Woche später für die WM qualifiziert. Ich bin zur WM gefahren und wollte eigentlich erstmal nur die Vorrunde überleben, Oreshkin ist ein unangenehm zu spielender Gegner. Dass mir mit Lewis so ein Glanzstück passiert, hätte ich nicht gedacht. Jetzt sieht es danach aus, dass ich diesen Schritt weiter mache und die Profilaufbahn einschlage. Ob ich dann in zwei Jahren wieder arbeiten gehe oder bereits wieder in 15 Monaten oder sogar in zwei Monaten wird sich zeigen.

DAZN: Reisekosten, Verpflegung, Übernachtung - das Leben auf der Tour ist nicht gerade billig. Wie haben Sie sich das bislang finanziert?

Münch: Seitdem ich aus der Jugend herausgekommen bin, habe ich meinen Sponsor. Er hat mir zwar immer geholfen, aber es ist am Anfang nicht einfach, man muss sich die Pro-Sponsoren erstmal erspielen. Ich würde aber nicht behaupten, dass es ein Minusgeschäft war, ich habe ein kleines Taschengeld bekommen. Das waren keine Unmengen, aber Kleinigkeiten konnte ich mir so finanzieren.

DAZN: Auf der Bühne sind Sie Kevin "The Dragon" Münch. Wie sind Sie privat?

Münch: (lacht) Ich bin eher ein chaotischer Typ. Chaotisch, lustig, Kumpeltyp. Ich mache Faxen, hänge gerne mit Freunden ab und laber oft Mist. Ich würde mich eher als Spaßvogel bezeichnen.

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