Fünf Spiele liegen nun hinter den Frankfurtern, und Bonga stand in jeder Partie mindestens 15 Minuten auf dem Feld. Bis auf die erste Begegnung bei Science City Jena waren es sogar stets mehr als 20 Minuten (22,4 MpG). Im Schnitt legt Bonga 7,0 Punkte, 3,6 Rebounds und 2,6 Assists auf - dies sind außergewöhnliche Werte für einen Spieler in diesem Alter. Es beweist auch, dass der U19-Nationalspieler schon einige Verantwortung von Head Coach Gordon Herbert übertragen bekommt. Im Folgenden soll detaillierter ausgeführt werden, wie sich der 2,05 Meter große Point Guard ins Spiel der Skyliners einbringt und ob sich schon Fortschritte im Vergleich zur Vorsaison und zum Sommer erkennen lassen.
Der Distanzwurf fällt
Besonders auffällig ist die Verbesserung des Wurfs, an dem Bonga mit Frankfurts Co-Trainer Klaus Perwas während der Offseason intensiv gearbeitet, wie er im letzten Gespräch mit basketball.de schilderte. Die Fortschritte lassen sich am Augentest, aber auch an den Statistiken erkennen. Bei der U19-Weltmeisterschaft in Ägypten im vergangenen Juli hatte Bonga lediglich einen seiner zwölf Distanzwürfe getroffen. In den ersten fünf BBL-Spielen der laufenden Saison waren es vier verwandelte Dreier bei acht Versuchen. Alle Würfe nahm er bislang aus dem Catch-and-Shoot. Dies ist natürlich eine äußerst geringe Stichprobe, doch allein an der Wurftechnik lassen sich Fortschritte zum Sommer erkennen.
Dabei nahm Bonga bislang nur freie Dreier, wo er ausreichend Zeit hatte, zum Wurf anzusetzen. Doch allein die Tatsache, dass die Nachwuchshoffnung diese offenen Distanzwürfe sicher versenkt, stellen einen großen Schritt auf dem Weg zu seinem persönlichen Saisonziel dar: Starting Point Guard werden. Denn die Fähigkeit, den offenen Wurf zu treffen, ist für den 18-Jährigen essentiell, um mehr Einsatzzeit zu erhalten. Im auf Spacing und Ballbewegung beruhenden Offensiv-System von Head Coach Gordon Herbert muss Bonga auch abseits des Balls für Gefahr sorgen können.
In den ersten Partien in Jena (2/3 3FG) und gegen die BG Göttingen (2/2 3FG) bestrafte er die Freiräume konsequent. Damit verdiente er sich kürzlich sogar die Berufung in die Startformation. Sowohl gegen die Basketball Löwen Braunschweig als auch gegen den Mitteldeutschen BC begann Bonga im Backcourt - einmal neben Webster, das andere Mal neben Scrubb.
Gute Ansätze im Pick-and-Roll
Doch natürlich agiert Bonga als Point Guard nicht nur abseits des Balls, sondern übernimmt auch den Ballvortrag, leitet Spielzüge ein und kreiert für Mitspieler. Eine große Herausforderung war für den 17-Jährigen das Spiel gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg. Das Team von John Patrick ist für die häufig eingesetzte Ganzfeldpresse bekannt und berüchtigt. Vor allem in dieser Partie geriet Bonga in einige Drucksituationen, die der junge Guard trotz vier Ballverlusten (in 27 Minuten) in den meisten Fällen mit Ruhe und Übersicht löste.
Die meisten Turnover leistet sich Bonga als Ballführender im Pick-and-Roll. Generell besitzt der 2,05 Meter-Mann den Vorteil, dass er deutlich größer ist als seine Gegenspieler und einen guten Überblick über das Spielgeschehen hat. Allerdings folgen dennoch teilweise noch vermeidbare Fehlpässe. Sucht Bonga beim Drive selbst den Abschluss, ist er dafür oftmals kaum aufzuhalten. Die Play Type-Stats zeigen eine bislang 100-prozentige Wurfquote (3/3 FG), wenn er als Ballführender im Pick-and-Roll finisht. Dennoch spielte Bonga auch einige Assists nach Pick-and-Rolls, wie in der Anfangsphase beim MBC-Spiel auf Jonas Wohlfarth-Bottermann. Mit mehr Erfahrung wird der 17-Jährige schon bald noch häufiger die richtige Entscheidung zu treffen.
Eine der häufigsten Aktionen Bongas ist auch das Spiel in Transition. Der Guard läuft gerne den Fastbreak, um zu versuchen, einfache Punkte zu generieren. Mit seinen langen Schritten benötigt er nur wenige Dribblings vom eigenen bis zum gegnerischen Korb. Dabei gelingt es ihm regelmäßig, Freiwürfe zu ziehen, die er sehr zuverlässig trifft (13/13 FT). Selbst in wichtigen Momenten in der Crunchtime hat der 17-Jährige schon Nervenstärke bewiesen, wie zum Beispiel in Weißenfels, als Bonga in der Verlängerung mit zwei verwandelten Freiwürfen für die Vorentscheidung sorgte.
Bonga, der Balldieb
Auch in der Verteidigung hat Bonga bereits bewiesen, dass er auf BBL-Niveau seinen Mann stehen kann. Im Eins-gegen-Eins kann er seinen Gegenspieler dank seiner Schnelligkeit und seinen langen Armen vor sich halten und tritt auch das eine oder andere Mal als Balldieb in Erscheinung (1,2 Steals pro Spiel). Seine Größe erlaubt es ihm ebenfalls, beim gegnerischen Pick-and-Roll oder Blöcken abseits des Balls zu switchen, was in einigen Situationen zu sehen ist. Manchmal bleibt Bonga allerdings noch an Blöcken hängen, was aber teilweise durch die aufmerksame Team-Defense der Skyliners kompensiert werden konnte.
In der Team-Defense leistet sich Bonga die eine oder andere Unaufmerksamkeit. Der Point Guard sinkt häufig tief ab, manchmal zu sehr. Im folgenden Beispiel aus dem Spiel gegen Ludwigsburg verliert er seinen Gegenspieler in der Transition-Defense aus den Augen. Der Nachwuchs-Nationalspieler achtet in dieser Szene nicht auf Thomas Walkup (Nr. 0), der Richtung linke Ecke läuft, um von dort zwei einfache Punkte zu erzielen. In diesem Fall fehlt wohl auch die Kommunikation mit Mike Morrison (Nr. 24). Bonga denkt wohl, dass der Big Man Walkup übernimmt.
Dennoch gibt es auch positive Szenen, zum Beispiel wenn er im Post-Defense zur Hilfe eilt und dadurch Ballverluste des Gegners forciert. Im zweiten Beispiel aus dem Ludwigsburg-Spiel postet Dwayne Evans (Nr. 1) gegen Phil Scrubb (Nr. 30) auf. Bonga kommt zum Doppeln dazu und zwingt den Ludwigsburger zum Turnover. Allerdings hat der Frankfurter in dieser Situation Glück, dass Evans nicht den vollkommen freistehenden Adika Peter-McNeilly (Nr. 10) auf der Weakside erkennt und anspielt. Dennoch handelt Bonga in dieser Situation auch in Anbetracht der herunterlaufenden Wurfuhr richtig, was letztlich zum Ballgewinn führt.
Auch beim Rebounding macht Bonga einen guten Job. Der Point Guard liegt bei den Rebounds pro Spiel auf dem fünften Platz unter allen Spielern auf seiner Position, wobei alle vor ihm platzierten Akteure im Durchschnitt wesentlich länger auf dem Feld stehen. Sogar am offensiven Brett ist der Spielmacher aktiv. So fängt der 17-Jährige einen Offensiv-Rebound pro Spiel. Mit diesem Wert belegt er sogar Rang drei unter allen Point Guards.
Schwere Aufgaben warten
Alles in allem ist Bonga auf einem guten Weg, sich in der BBL zu etablieren. Der Aufbauspieler bekommt das Vertrauen von Gordon Herbert, der ihn sein Spiel spielen lässt. Dank einiger guter Leistungen durfte der U19-Nationalspieler bereits zweimal als Starter auflaufen. Nach einem gelungenen Saisonstart mit den Skyliners warten nun einige schwere Spiele auf ihn und die Frankfurter. Die kommenden Gegner der Mainstädter heißen Bayreuth, München, Oldenburg, Bamberg und Ulm. In diesen Spielen wird Bonga auf einige der besten Guards der Liga treffen. Es wird spannend zu sehen sein, wie er sich in diesen Duellen schlägt.
Darüber wird Basketball.de in der nächsten Ausgabe berichten. Bis dahin wird Bonga dann vielleicht schon volljährig sein: Am 8. November feiert die Nachwuchshoffnung seinen 18. Geburtstag.