Dirk in der PowerPoint-Präsentation

Die DBB-Auswahl qualifizierte sich als Gruppenzweiter für die EM 2015
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Die Medien: Wo bleibt die Strategie?

Es ist eine der spannendsten und noch geheimnisvollsten Medienprojekte im deutschen Sport: Der Broadcasting-Deal zwischen der BBL und der Deutschen Telekom, die eine Art "NBA League Pass" für die deutsche Bundesliga einführen werden. Klar ist bisher nur, dass mit "U.COM" eine Produktionsfirma gefunden wurde, die alle Partien in HD anbietet, und dass der "WDR" einige ausgewählte Spiele zeigen will, außerdem mehrere weitere Free-TV-Sender ebenfalls Live-Pakete von der Telekom erwerben möchten. Obwohl es weiterhin viele Fragezeichen gibt und die kommende Saison eher unter dem Ziel stehen wird, dass technisch alles einwandfrei funktioniert, ist spätestens zur Spielzeit 2015/16 davon auszugehen, dass die Deutsche Telekom ihr BBL-Angebot medial pushen wird - wovon nicht nur die Liga, sondern der Basketball an sich profitieren sollte.

Während bei der BBL die Bemühungen klar erkennbar sind, aus Vergangenem zu lernen und sich zu positionieren, bleiben Zweifel beim DBB, die Sportart mit Hilfe der Medien zu fördern. Fast schon Beispielloses ereignete sich etwa während der EM 2013 in Slowenien, als der DBB selbst dem Rechteinhaber ARD nur widerwillig Interviews zugestand. Eine Replik darauf, dass die Rundfunkanstalt zuvor keines der Vorbereitungsspiele übertragen hatte.

Die beiderseitige Verärgerung wuchs, sodass ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sogar öffentlich den DBB maßregelte mit dem Hinweis auf das schwache Abschneiden des Teams und die noch schwächeren Quoten: "Wir verstehen nicht, warum man uns permanent kritisiert. Wir hätten nichts dagegen gehabt, wenn die stärkste deutsche Mannschaft in Slowenien aufgelaufen wäre."

Eine weitere Aussage von Balkausky: "Die Gespräche mit dem DBB im Turniervorfeld haben nicht immer gefruchtet. Wir haben vor dem Turnier kein gegenseitiges Verständnis herstellen können."

Dass der DBB und die ARD trotz der Differenzen bei der EM-Quali 2014 zusammenarbeiteten, war entsprechend der Tatsache geschuldet, dass dem Verband wenig anderes übrig blieb. Die ARD ging die Kooperation ein, aber nicht besonders überraschend nach 2013 wurden die Live-Spiele eher durchgeschliffen als wirklich inszeniert. In der ansonsten freudig gestimmten Pressemitteilung des DBB über die Einigung mit der ARD wird Balkausky mit folgenden Worten zitiert: "Wir sind gespannt, wie sich das Zuschauerinteresse für diese Ballsportart entwickeln wird."

So verlief auch die Berichterstattung und die ARD brachte die Spiele unter, wo es passte, ohne dass eine Systematik zu erkennen war. Mal im "MDR", dann nur im Live-Stream, dann beim Sparten-Sender "EinsPlus", dann im "WDR". Es passte ins Bild, dass beim einzigen Live-Spiel im Voll-Programm der ARD (Supercup-Sieg gegen Russland) die Regie aus Versehen schon vor Spielende aus der Berichterstattung rausschaltete, um die darauf folgende, aufgezeichnete Sendung "W wie Wissen" zu zeigen. Ebenso, dass der DBB nicht imstande war, das abschließende Quali-Spiel gegen Luxemburg trotz vorheriger Ankündigung auf der eigenen Website zu streamen.

Damit wurde erneut eine Gelegenheit verpasst, vereinzelt die Aufmerksamkeit auf den deutschen Basketball zu lenken oder zumindest die wenigen Hardcore-Fans zufrieden zu stellen. Dabei sind die Voraussetzungen nicht so schlecht, wie man glauben könnte. Es gibt eine gewisse Lobby in den Medien, immerhin sitzen in vielen deutschen Sportredaktionen Journalisten mit Basketball-Affinität.

Allerdings irritiert es viele Berichterstatter, wie dünnhäutig im Basketball mit Kritik umgegangen wird. Selbst im Vergleich zu den häufig übersensiblen Fußball-Fuktionären ist das ungewöhnlich. Eine Andeutung dessen gab DBB-Präsident Ingo Weiss in seiner aktuellen Kolumne im Fachmagazin "BIG", in der er - je nach Lesart indirekt oder direkt - die in der Tat überhitzte und hysterische Kritik während der Fußball-WM an Bundestrainer Jogi Löw mit der Berichterstattung über die Entmachtung von Menz und die unorthodoxe Suche des DBB nach einem neuen Basketball-Bundestrainer verglich. Kurios, dass Weiss ausgerechnet die "BIG" als Forum auswählte, obwohl genau dieses Magazin - zur Verärgerung des DBB - die Trennung von Menz ohne offizielle Bestätigung, dafür mit Verweis auf Quellen, richtigerweise vermeldet hatte.

Dass damals der DBB die Trennung dementiert und die BIG-Meldung als Fantasiegespinst abgetan hatte, ist ein Ausdruck der fehlenden Strategie in der Außendarstellung.

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