6. 1. FC Kaiserslautern
Dem 1. FC Kaiserslautern läuft die Zeit für die Rückkehr in die Bundesliga davon. Bereits zum dritten Mal in Folge scheiterten die roten Teufel in den letzten Zügen des Aufstiegsrennens. Damit verbunden ist der Eindruck, dass ambitionierte Spieler nicht mehr recht daran glauben, mit dem FCK den großen Sprung zu schaffen. Umso größer wird jedes Jahr der Aderlass: Tobias Sippel, Willi Orban und Dominique Heintz hinterlassen Lücken in der Defensive, sämtliche Leihspieler wie Amin Younes oder Kerem Demirbay sind zu ihren Vereinen zurückgekehrt.
Kosta Runjaic muss also einmal mehr ein neues Team bilden, hat dafür aber nicht mehr die Spieler von der Qualität der letzten Jahre zur Verfügung. Viel wird davon abhängen, ob Rückkehrer Daniel Halfar den stockenden Angriff wieder ans Laufen bekommt. "Natürlich können wir uns nicht mal eben einen etablierten Goalgetter kaufen", erkennt Runjaic das Problem und macht keinen Hehl daraus, dass "unsere Kaderplanung noch nicht abgeschlossen ist."
Der unsicheren Personalsituation zum Trotz war die Vorbereitung gut: Von acht Spielen konnten sieben gewonnen werden. "Grundsätzlich wollen wir jedes Spiel gewinnen", gibt Runjaic eine vorsichtige Marschroute vor. Geschehen auf dem Transfermarkt aber keine Wunder mehr, geht Lautern das erste Mal seit ihrem Abstieg nicht als Top-Kandidat um den Aufstieg in die neue Saison.
5. Karlsruher SC
Knapper als der KSC hätte man nicht scheitern können. Letztendlich war es eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters im Relegationsspiel gegen den HSV, die den Aufstieg in die erste Liga verhinderte. Und trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - konnte beinahe der komplette Kader zusammen gehalten werden, einzig Reinhold Yabo zog es nach Salzburg.
Mir Erwin Hoffer konnte ein neuer, erfahrener Stürmer gewonnen werden, der das von Trainer Markus Kauczinski favorisierte 4-4-2 ermöglicht. Hoffer soll als Ergänzung zu Top-Torjäger Rouwen Hennings vorne für Wirbel sorgen, mit Pascal Köpke steht ein junger Back-Up bereit, der in der dritten Liga bewiesen hat, dass er weiß, wo das Tor steht.
Die individuelle Klasse des KSC wird der der zahlreichen Konkurrenten um den Aufstieg jedoch trotz der Verstärkungen nicht das Wasser reichen können. Aber das macht nichts, denn mit Kauczinski hat man einen seelenruhigen Trainer an der Seitenlinie, der es Jahr für Jahr schafft, das Maximum aus seiner Mannschaft zu holen. Gelingt ihm das auf Neue, kann der KSC einige ambitioniertere Klubs wieder gehörig ärgern.
4. Union Berlin
Die Eisernen sind im Angriffsmodus: Nach einer wenig konstanten Vorsaison, die dennoch im siebten Rang mündete, will man sich endlich aus dem Mittelfeld verabschieden und den Blick nach oben richten. "Wir wollen das Ergebnis der vorigen Saison verbessern. Das bedeutet, dass wir die Plätze eins bis sechs ins Visier nehmen", gibt Trainer Norbert Düwel vor seiner zweiten Saison die Marschrichtung vor.
Für das Projekt Aufstieg wurde fleißig umgestellt und einige gestandene Zweitligaprofis konnten überzeugt werden, den Weg mitzugehen. Benjamin Kessel, Stephan Fürstner, Dennis Daube und Daniel Nikci wurden allesamt von direkten Konkurrenten abgeworben. Im Sturm soll US-Nationalspieler Bobby Wood gemeinsam mit Collin Quaner den Abgang von Sebastian Polter wettmachen, der via Mainz nach London zu den Queens Park Rangers gewechselt ist.
An Qualität mangelt es in Berlin-Köpenick nicht, auch die Testspielsiege gegen Crystal Palace und Hapoel Tel Aviv lassen aufhorchen. Wenn man gut aus den Startlöchern kommt und sich dadurch früh eine funktionierende Elf zusammenschweißt, kann Union Berlin lange oben mitmischen.
3. 1. FC Nürnberg
In Nürnberg ist man letztes Jahr hart auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Individuelle Klasse ist in der zweiten Liga nicht alles, vielmehr sind mannschaftliche Geschlossenheit und Charakter ausschlaggebend. Dieses Unwissen ließ die Cluberer in einer Saison, in der der direkte Wiederaufstieg angepeilt wurde, auf einen enttäuschenden neunten Platz einlaufen.
Gut für die Franken: Der Kader konnte zusammengehalten werden und wurde punktuell verstärkt. Der Club hat also die Chance, seine Lehren aus der letzten Saison zu ziehen und seine wahre Qualität zu zeigen. Dabei helfen wird unter anderem Hanno Behrens, der vom Aufsteiger Darmstadt kommt und im Mittelfeld vorne weg gehen soll. Ikone Javier Pinola genügte nicht mehr den sportlichen Ansprüchen von Trainer Rene Weiler und wird durch Laszlo Sepsi ersetzt, gleiches gilt für Raphael Schäfer, dessen Nummer 1 Thorsten Kirschbaum übernimmt.
"Wir möchten bis zum Schluss in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen bleiben", formuliert Club-Vorstand Martin Bader die Saisonziele diesmal behutsamer. Betrachtet man die nochmal verstärkte Qualität im Kader, sollte das kein Problem sein. Ein weiteres Jahr im tristen Mittelfeld kann der Club sich jedoch nicht erlauben. Denn auch Bader weiß: "Der 1. FC Nürnberg darf das Ziel Bundesliga nicht aus den Augen verlieren." Der Kracher gleich am ersten Spieltag gegen den SC Freiburg wird zeigen, in welche Richtung es geht.
2. SC Freiburg
Alles auf Anfang im Breisgau: Nach sechs Jahren Erstklassigkeit steht der bittere Gang in die zweite Liga und damit der Neustart an. Mit dem Abstieg verbunden ist der Verlust von zahlreichen Leistungsträgern. Insbesondere in der Offensive fehlt es ohne Motor Jonathan Schmid und Knipser Admir Mehmedi an Durchschlagskraft. Umso wichtiger, dass Torgarant Nils Petersen zur Überraschung aller fest verpflichtet werden konnte. "Ich habe beschlossen, einfach das zu machen, worauf ich Bock habe", erklärt der Stürmer seine Entscheidung gegen die Bundesliga spartanisch.
Trotz der Abgänge: Der Sport-Klub hat ein stabiles Gerüst und dazu traditionell junge und hungrige Spieler in der Hinterhand - und mit Christian Streich einen der besten Trainer in Deutschland. Auch in der zweiten Liga wird an seinem Stuhl nicht gewackelt werden, sollte es mal nicht laufen. Und wenn die neu formierte Angriffsmaschinerie ins Laufen kommt, ist Freiburg einer der Top-Kandidaten, wenn es um den Aufstieg geht.
1. RB Leipzig
Die Sachsen sind der vielleicht größte Favorit, den es jemals in der 2. Bundesliga gegeben hat. 22 Millionen Euro investierten die Roten Bullen in den Kader - so viel wie niemand zuvor. Für die Abwehr kamen U21-Nationalspieler Willi Orban (1. FC Kaiserslautern) und das türkische Supertalent Atinc Nukan (Besiktas). Im Mittelfeld kamen mit Marcel Sabitzer und Massimo Bruno zwei junge Spitzenkräfte aus Salzburg. Das RB-Herzstück findet sich in der Verpflichtung von Davie Selke wieder. Der Bremer, den sich Leipzig acht Millionen Euro kosten ließ, schoss letzte Saison neun Bundesliga-Tore.
Rangnck-Interview "Ich bin sicher kein Alleinherrscher"
Top-Leute gibt es bei RB Leipzig nicht nur im Kader, sondern auch auf der Bank. Ralf Rangnick mimt zumindest für diese Saison die Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor. Die Marschroute ist klar: "Wir sind die Piratentruppe. Wir sind zum Entern hier", so Rangnick gegenüber dem Kicker. Rangnick kennt eine vergleichbare Situation bereits aus seiner Zeit bei 1899 Hoffenheim. Im Kraichgau öffnete damals Dietmar Hopp die Schatulle und der Aufstieg gelang.
Wer jetzt denkt, die Leipziger müssen sich wegen vieler Neubesetzungen noch finden, irrt: Sieben Testspiele, sieben Siege. Darunter Erfolge gegen Rubin Kasan (1:0) und den FC Southampton (5:4). Am Samstag start RB gegen den FSV Frankfurt. Alles andere als ein Dreier würde für Erstaunen sorgen. Alle Spieler sind fit, die Mannschaft ist auf jeder Position doppelt besetzt und bereit für die Mission Pflicht-Aufstieg.