"Ibra sagte 'Don't touch me'"

Von Daniel Reimann
Rubin Okotie (M.) gab im August 2014 sein Comeback für Österreichs Nationalmannschaft
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SPOX: Im November vergangenen Jahres hat sich Alaba verletzt. In österreichischen Medien war teilweise von einer "nationalen Katastrophe" die Rede. Sein Stellenwert ist kaum zu beschreiben, oder?

Okotie: Österreich ist nicht solch ein großes Land. Wenn es dann einen so erfolgreichen Star wie David Alaba hat, dann ist jeder Einzelne stolz. Wenn er sich dann verletzt, leidet jeder mit ihm mit. Er ist der Spieler, um den sich alles dreht.

SPOX: Alaba selbst wurde schon manches Mal mit rassistischen Ressentiments konfrontiert. Auch Sie haben nigerianische Wurzeln. Mussten Sie auch schon derlei Erfahrungen machen?

Okotie: Als ich 1987 geboren wurde, war meine Situation tatsächlich noch ein Stück weit ungewöhnlich. In meiner Volksschulklasse war ich der einzige dunkelhäutige Junge. Aber ich selbst musste Rassismus nie direkt erleben. In meinem Umfeld ist das hingegen schon vorgekommen. Ich kenne viele Leute, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, die damit öfter konfrontiert werden. Außerhalb des Rampenlichts fällt es vielen leichter, ihren Rassismus auszuleben.

SPOX: Sie wurden als Sohn einer Österreicherin und eines Nigerianers in Karatschi geboren, wuchsen in Barcelona auf und zogen dann nach Wien. Was bedeutet für Sie Heimat?

Okotie: Heimat ist dort, wo ich mich wohl fühle. Das sehe ich unabhängig von Herkunft oder Staatsbürgerschaft. Für mich ist Wien meine Heimat. Dort bin ich aufgewachsen und habe den größten Teil meines Lebens verbracht.

SPOX: Sie kamen im Sommer nach München, hatten seitdem sportlich wie privat eine bewegte Zeit gehabt. Ist München eine Art zweite Heimat geworden?

Okotie: Zweite Heimat ist vielleicht zu viel gesagt, schließlich bin ich erst seit einem Dreivierteljahr hier. Aber ich fühle mich sehr wohl in München. Mein Sohn kam hier zur Welt, das ist schon etwas Besonderes.

SPOX: Sie sind einer der besten Torjäger der 2. Liga, in der Nationalmannschaft spielen Sie wieder eine wichtige Rolle. Hätten Sie das vor etwas mehr als einem Jahr für möglich gehalten, als Sie unter Bjelica suspendiert wurden?

Okotie: Natürlich habe ich damals nicht an so etwas gedacht. Ich glaube zwar immer an meine Ziele, aber damals sah es wirklich nicht rosig aus. Da waren meine Träume plötzlich ganz weit weg. Doch nach dem erfolgreichen halben Jahr in Dänemark habe ich Blut geleckt und jetzt bin ich wieder dabei.

SPOX: In der EM-Qualifikation steht Österreich vor Schweden und Russland auf Platz 1 seiner Gruppe. Spiegelt das die aktuellen Machtverhältnisse wieder?

Okotie: Aktuell ist es nur eine Momentaufnahme. Aber wir haben in den Spielen gegen Russland und Schweden bewiesen, dass wir mindestens gleich gut sind. Die EM 2016 bleibt das große Ziel für Österreich.

SPOX: Wissen Sie eigentlich, durch welche Szene Sie im Internet berühmt wurden?

Okotie: Die Sache mit Ibrahimovic? (lacht). Das war eigentlich eine vollkommen normale Szene. Ich war bei einem Eckball ihm zugeteilt. Im Zweikampf habe ich ihn dann kurz weggeschoben. Ich dachte mir kurz: Der schaut ein bisschen komisch. Er sagte noch "Don't touch me". Aber dann musste ich gleich wieder auf den Eckball aufpassen.

SPOX: Gibt er sich denn auf dem Platz auch so, wie er sich sonst als Figur inszeniert?

Okotie: Ich konnte ihn damals 60 Minuten lang von der Bank beobachten, weil ich erst danach eingewechselt wurde. Er ist schon ein Wahnsinnstyp. Man merkt seine Präsenz auf dem Platz. Aber ich erstarre deshalb nicht gleich in Ehrfurcht.

SPOX: Mit Blick auf EM 2016 wäre es nicht unwichtig für sie, höherklassig zu spielen. Waren Sie denn schon einmal in Bremen?

Okotie: Mit 17 Jahren war ich mal in Bremen ja. Da wollte mich Werder holen.

SPOX: Im vergangenen Winter hieß es plötzlich, dass Bremen wieder interessiert sei. Eine Ehre für Sie?

Okotie: Es freut mich, wenn ich das Interesse anderer Vereine auf mich ziehe. Aber ich bin froh, Spieler bei 1860 zu sein. Wir haben uns im Trainingslager in Marbella über eine Vertragsverlängerung unterhalten. Diese Gespräche waren positiv und werden weiter fortgeführt.

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