SPOX: Sie schlossen 2007 den Trainer-Lehrgang als Jahrgangsbester ab, unter anderem vor Jos Luhukay. Dieser trainiert nun die Hertha in der Bundesliga. Ihr Ziel wird auch sein, einmal einen Bundesligisten zu trainieren.
Schuster: Von den momentanen Voraussetzungen glaube ich, es ist fast unmöglich, dass Darmstadt wieder in der Bundesliga spielt. Da müssten Ostern, Weihnachten und noch ein paar Feiertage zusammenfallen, dass das mal passiert. Aber: Man darf im Fußball auch nichts ausschließen.
SPOX: Bei welchem Angebot würden Sie denn schwach werden?
Schuster: Grundsätzlich ist es schön zu sehen, wenn wir als Team Beachtung in der Republik finden. Das ist eine Art Anerkennung. Aber bisher gab es keine Anfrage, daher denke ich nicht darüber nach. Sollte es so eine Anfrage irgendwann mal geben, dann müsste man sich eventuell zusammensetzten. Mein Ziel ist es, oben anzukommen. Wenn ich was anderes sagen würde, würde ich lügen.
SPOX: Sie sagten einmal, dass Sie sich selbst nach der Trainer-Ausbildung höchstens 18 Monate gegeben hätte, um einen richtigen Job zu bekommen. Das hat bei den Stuttgarter Kickers geklappt. Was würden Sie jetzt machen, wenn dieses Angebot nicht gekommen wäre?
Schuster: Gute Frage. Ich war damals sportlicher Leiter in einem Fitnessstudio. Man muss in diesem Geschäft immer drin bleiben. Wenn du einige Zeit raus bist, dann hast du keine Chance mehr. Dann heißt es nur noch: "Ah, der Schuster! Das war doch mal so ein Treter in den 90ern." Es gibt jedes Jahr 25 neue Trainer durch den Lehrgang. Da gerät man schnell in Vergessenheit.
SPOX: Im Juli 1995 schossen Sie als Spieler für den KSC das Tor des Monats. Welches Tor war schöner: Ihres oder der 4:2-Treffer von Elton da Costa gegen Arminia Bielefeld im Relegationsspiel?
Schuster: Rein optisch war meins bestimmt schöner (lacht). Von der Wichtigkeit war der Treffer von Elton da Costa nicht zu überbieten. Das Tor war einfach verdient. Es wäre unverdient gewesen, wenn wir nach dieser Saison in der 3. Liga hätten bleiben müssen. Letztlich war es aber natürlich auch etwas glücklich, dass das Ding von Elton so einschlug.
SPOX: Winnie Schäfer gilt als Vater des KSC-Erfolgs Anfang der 90er. Wie viel Schäfer steckt in Schuster?
Schuster: Ein bisschen schon. Ich habe aber bei fast allen Trainern versucht, mir etwas abzuschauen - aber immer das Positive. Man muss authentisch bleiben. Wenn ich in der 2. Liga in Schlips und Anzug stehen würde, würden mich alle für bekloppt erklären. Da würde ich mich komplett verleugnen.
SPOX: Zwischen 1994 und 1995 absolvierten Sie drei Länderspiele für das DFB-Team. Warum wurden es nicht mehr?
Schuster: Weil Markus Babbel einfach besser war. So ehrlich muss man zu sich selbst sein. Der spielte damals international richtig klasse. Dann hatte man noch Leute wie Jürgen Kohler und Thomas Helmer, da hat der kleine Schuster seine Grenzen aufgezeigt bekommen. Zudem lief es beim KSC sportlich nicht mehr so überragend, daher war das Thema Nationalmannschaft leider wieder beendet.
SPOX: Werfen wir zum Abschluss einen Blick in die Kristallkugel: Wo landet der SV Darmstadt 98 am Ende der Runde und wer steigt auf?
Schuster: Ich wünsche mir, dass wir über dem unteren Strich sind. Und der Aufstieg geht nur über den 1. FC Kaiserslautern. Leipzig wird sich vorne etablieren und Ingolstadt wird auch eine richtig gute Rolle spielen.
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