Drei Todesfälle wurden gemeldet, dazu über 32.000 Erkrankungen durch die Virusinfektion. Von einer Rekordepidemie ist die Rede. Nachrichten, die auch DFB-Internist Tim Meyer vor dem Abflug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Samstag zur WM (12. Juni bis 13. Juli) aufmerksam verfolgt.
Seit Monaten schon beschäftigt sich der Mediziner intensiv mit den auch aus medizinischer Sicht besonderen Umständen in Brasilien. Alle möglichen Vorkehrungen wurden getroffen, Meyer spricht vom "vorbereitungsintensivsten" Turnier überhaupt.
Mehr als 60 Medikamente hat der DFB für die WM angemeldet, das Trinkwasser vor Ort wird auf seine Reinheit getestet, die Reisetipps sind auf zehn Seiten zusammengefasst.
Riskio vorhanden
Doch bei aller Akribie. Das Risiko für die DFB-Stars um Kapitän Philipp Lahm lasse sich "nicht auf null" senken. Neben Malaria und Gelbfieber gebe es an übertragbaren Krankheiten "vor allem das Denguefieber und Hepatitis A.
Gegen Gelbfieber und Hepatitis kann geimpft werden, gegen Malaria und Denguefieber nicht", sagt Meyer: "Die Gefahr, an unserem Standort an Malaria zu erkranken, erachte ich als außerordentlich gering. Denguefieber allerdings ist schon ein Thema."
Dies wird von Mücken übertragen, "und da es ein Virus ist, gibt es auch keine Medikamente dagegen. Das bedeutet, man muss den Stich der Mücke verhindern." Dies gehe am besten über Kleidung, Spray oder das Aufhalten in geschützten Räumen.
Touristen sind sorgloser als wir
Im Quartier Campo Bahia in Santo Andre werde man darauf achten, so Meyer, "dass auf dem Gelände keine Brutstätten entstehen oder möglichst wenige". In Campinas war nach Ausbruch der Epidemie umgehend eine umfassende Mückenvernichtungsaktion angeordnet worden.
Meyer will die Geschichte aber auch "nicht dramatisieren. Die allerwenigsten Brasilien-Touristen bekommen Denguefieber, und viele von denen sind wahrscheinlich sorgloser als wir."
Doch Meyer will nicht nur Krankheiten vermeiden, er will auch dafür sorgen, dass die Fußballer bestens vorbereitet sind für den Kampf um den vierten WM-Titel. Die Fitness sei dafür generell die "wesentliche Voraussetzung", betonte der 46-Jährige, in Südamerika komme ihr aber eine noch wesentlichere Bedeutung zu, "um die klimatischen Bedingungen gut auszuhalten".
Kleiner Vorteil für Südamerikaner
Dass Südamerikaner auf die Bedingungen in Brasilien besser vorbereitet sind, sei kein Klischee, erklärte der Professor für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes. Dass viele Südamerikaner bei Vereinen in Europa spielen, mache den Vorteil aber "sicher kleiner".
Wichtig sei es für die Sportler in jedem Fall, drei bis vier Liter am Tag zu trinken, weil der Körper seine Temperatur über das Schwitzen regele. Die Akklimatisierung sei ein Thema, "aber schon nach einer Woche hat man ein großes Maß an Akklimatisierung erreicht".
Zudem sei es "eine gute Idee" von Bundestrainer Joachim Löw, zu den Spielzeiten in Brasilien trainieren zu lassen. Um sich besser auf den Zeitunterschied von fünf Stunden einzustellen, empfehle es sich am Tag vor der Anreise spät ins Bett zu gehen: "So kann man schon mal ein bis zwei Stunden vorab aufholen."
Froh ist Meyer derweil, dass die DFB-Elf nicht in Manaus im Regenwald spielen muss. Dies sei nämlich sehr belastend: "Die Spielorte an der See sind schon etwas angenehmer."