SPOX: Wie hat sich Ihre Arbeit durch den Doppel-Abstieg geändert?
Stegmann: Der einzige Unterschied war, dass wir weniger Auswärtsspiele mit Übernachtungen hatten und in anderen Stadien und Kabinen zu Besuch waren. Hinsichtlich des Aufwands ist es fast das Gleiche.
SPOX: Wie sieht ein gewöhnlicher Spieltag für Sie aus?
Stegmann: Bei Auswärtsspielen ohne Übernachtung fahre ich mit meinem Kollegen Milan Macura mit dem Kleinbus voraus. Wir sind dann genau wie bei Heimspielen vier Stunden vor Anpfiff im Stadion und richten die Kabine her. Bei der Besprechung vor dem Spiel gehe ich dann raus, da sollen Trainer und Mannschaft untereinander sein. Während des Spiels sitze ich auf der Bank.
SPOX: Wie intensiv ist der Kontakt mit der Mannschaft?
Stegmann: Jetzt viel enger als zu Zweitliga-Zeiten, ich kenne schließlich 80 Prozent der Jungs schon aus der Jugend. Wir sprechen bairisch oder notfalls deutsch. Jetzt macht es wieder mehr Spaß, weil wir eine Einheit sind.
SPOX: Markus Ziereis erzählte neulich in einem Interview, dass gerne mal Schafkopf gespielt wird.
Stegmann: Ja, da bin ich immer dabei, aber leider können das heutzutage nicht mehr so viele wie früher. Ziereis ist recht gut, Lukas Aigner spielt gerne mit, aber seine Leistung ist ausbaufähig. Die meisten Jungs spielen lieber mit ihrem Laptop oder Handy.
SPOX: Welche ehemaligen Spieler waren brauchbare Gegner?
Stegmann: Stefan Aigner war gut, Thomas Pledl und Matthias Strohmaier zockten mich immer ab. Die hatten aber auch immer Kartenglück.
SPOX: Im vergangenen Sommer kehrte die erste Mannschaft ins Stadion an der Grünwalder Straße zurück. Was bedeutete das für den Verein?
Stegmann: Emotional war das überragend und die Stimmung im Grünwalder ist nicht zu toppen. Aber für unsere Zuschauermassen ist das Stadion eigentlich zu klein. Unser Ziel ist die 2. Bundesliga und dann stellt sich ohnehin die Frage: Wo spielen wir?
SPOX: Eine Rückkehr in die Allianz Arena wird es nicht geben. Vermissen Sie bei Ihrer alltäglichen Arbeit etwas am Ex-Stadion?
Stegmann: Natürlich ist die Arbeit in der Allianz Arena einfacher, weil alles größer und pompöser ist. Durch die Umbauarbeiten passen die Bedingungen im Grünwalder zwar auch, aber es fehlen einige Dinge, die hilfreich wären. Zum Beispiel gibt es in der ganzen Kabine keinen Wasserhahn. Wenn ich einen Bottich auffüllen will, muss ich das entweder bei einem Duschkopf machen oder im Waschbecken, aber da ist der Hahn eigentlich zu flach.
SPOX: Wo waren die Kabinen-Verhältnisse in der Regionalliga am schlechtesten?
Stegmann: Buchbach ist ganz schlimm. Die Kabine ist sehr klein, mit 18 Mann und einem Trainer kann man sich dort nicht einmal umdrehen. Angeblich gibt es auch eine Toilette - aber die ist, wenn überhaupt, nur im Stehen benutzbar. Draußen gibt es zwei richtige Toiletten, aber die dürfen auch die Fans benutzen. Ich habe damals mit dem Betreuer von Buchbach diskutiert, ob wir die für ein paar Minuten sperren könnten, damit unsere Spieler in Ruhe auf die Toilette gehen können. Das war aber nicht möglich.
SPOX: Wie war der Umgang mit den übrigen Zeugwarten der Liga?
Stegmann: Immer sehr kameradschaftlich. Der Zeugwart des VfR Garching ist ein Blauer, dass es blauer nicht geht. Er trug beim Spiel gegen uns sogar ein Löwen-Trikot - während er seine Mannschaft betreute.
SPOX: Woran erinnern Sie sich an der vergangenen Saison am liebsten zurück?
Stegmann: Das Auswärtsspiel in Pipinsried, bei dem wir die Meisterschaft perfekt machten, war gigantisch. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben. Alle 540 Dorfbewohner halfen mit und der Bauer vom Nachbargrundstück funktionierte seinen Acker in eine Naturtribüne um. Sowas erlebt man im Profifußball nicht.
SPOX: Die Derbys gegen den FC Bayern gingen beide verloren.
Stegmann: Das war jeweils verdient und die Bayern werden sich schon fragen müssen: Warum sind eigentlich nicht wir aufgestiegen?
SPOX: Wie verbringen Sie die Zeit bis zum Saisonstart?
Stegmann: Erst werden die Kabinen von Grund auf gereinigt und dann mache ich Inventur. Ich muss prüfen, welche Trikots und Trainingsklamotten noch da sind, welche hergeschenkt wurden oder zu den Fans gewandert sind. Dann kommt auch schon bald die neue Ausrüstung und es geht wieder los.
SPOX: Im vergangenen Sommer wurde Neuzugang Aaron Berzel zunächst mit einem Trikot mit der Aufschrift "Brezel" ausgestattet. Wie kam es dazu?
Stegmann: Ich habe das bei der Beflockungsfirma bestellt - und wahrscheinlich den Namen falsch eingetippt. Das nehme ich auf mich.