Barfuß oder in rutschfesten Stoppersocken sowie in Mokassins läuft es sich am besten.
Sätze aus einem Baby-Ratgeber zum Thema "Erste Schritte" brauchte Mendy nicht. Laufen lernen musste er trotzdem ein zweites Mal.
"Die Ärzte sagten mir, dass der Fußball für mich vorbei sei, sie sprachen sogar mit mir über Amputation. Ich saß lange Zeit im Rollstuhl. Dann in einem flachen Wagen. Und nach und nach lehrten sie mich, wie man wieder geht", erzählt Mendy im Interview mit der französischen Zeitung Le Parisien.
Mendy hatte im Alter von 14 Jahren eine Hüftarthritis erlitten, eine Gelenkentzündung. Drei Monate im Krankenhaus Necker, sechs Monate lang im Reha-Klinikum Bullion Centre. Während Mendys Mitspieler bei PSG, Presnel Kimpembe und Adrien Rabiot, den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gingen, schien der typische Jungs-Traum vom Profifußball für ihn geplatzt.
Zehn Jahre später ist Mendy ein Königlicher.
Ferland Mendy kämpft sich zurück: "Es war eine Katastrophe"
Es war ein harter Kampf, den er dank seiner kindlichen Sorglosigkeit gewann. "Ich dachte mir nur: 'Warum andere und nicht ich?'", erzählt Mendy. Diesen Gedanken hatte er, bevor er seinen zweiten ersten Schritt machte. Denn die Rückkehr in den Alltag gestaltete sich schwieriger als erwartet - die Rückkehr zu PSG sowieso.
"Ich musste von neu anfangen - körperlich, aber auch technisch. Alles war kompliziert, es war eine Katastrophe", erinnert sich Mendy zurück. Als Neunjähriger kam er zu Paris Saint-Germain. Er war in Meulan-En-Yvelines aufgewachsen, einem Vorort der französischen Hauptstadt. Mendy war PSG-Fan.
Er lebte seinen Kindheitstraum, als 14-Jähriger sollte er künftig in der U16 spielen. Die Hüftverletzung grätschte dazwischen. Mendy lief nach seiner Rückkehr auf das Trainingsgelände in Mantes-la-Jolie der Musik hinterher. Im Alter von 17 Jahren stand seine Zukunft auf der Kippe. Sprung in die U19 oder Endstation bei PSG?
PSG kümmerte sich um Mendy - auch während seiner langen Pause. Doch zögerte der Klub zu lange mit seiner Entscheidung. Also nahm Mendy sie ihm ab. "Ich hatte mein Niveau wieder erreicht. Es dauerte mir eine Weile zu lange. Also ging ich", erzählt er.
Ferland Mendy startet bei Olympique Lyon durch und wird Nationalspieler
Mendy wechselte zu Le Havre. Ein Wechsel, der einen Rückschritt bedeutete. Heute kann Mendy darüber lachen. "Ich war eben ein unruhiges, kleines Kind", sagt er. Ein Kind, das Fußball spielen wollte. In der Hafenstadt der Normandie konnte er sich in Ruhe und ohne den Erfolgsdruck eines europäischen Top-Klubs entwickeln. Verhältnismäßig spät, mit 19, gab er sein Profidebüt in der Ligue B.
Sein damaliger Coach Thierry Goudet schwärmte von Mendy als schlagkräftigem und neugierigem Spieler: "Ein außergewöhnliches offensives Potenzial, eine außergewöhnliche Technik und defensive Qualitäten gepaart mit seinem Tempo - kurz gesagt: Er hat die ganze Bandbreite eines modernen Außenspielers."
Zwei Jahre nach seinem Debüt war Mendy Stammspieler bei Le Havre. Er absolvierte 38 Pflichtspiele in der Saison 2016/17 und Olympique Lyon wurde auf ihn aufmerksam. Unter Bruno Genesio explodierte Mendy, er setzte sich auf Anhieb durch und spielte sich in der abgelaufenen Spielzeit in den Fokus von Real und Barca. Im November gab er sein Debüt für die französische Nationalmannschaft.
Ferland Mendy im Steckbrief
geboren | 08. Juni 1995 in Meulan-En-Yvelines (Frankreich) |
Größe | 1,78 m |
Gewicht | 73 kg |
Position | linker Verteidiger |
starker Fuß | links |
Stationen | PSG Jugend, Le Havre B, Le Havre, Olympique Lyon, Real Madrid |
Ligue-1-Spiele/-tore | 57/2 |
Stärken und Schwächen von Ferland Mendy
Wie schon Goudet und Genesio fand Deschamps Gefallen an der Dynamik von Mendy. Der Linksverteidiger bringt sein Tempo in den unterschiedlichsten Zonen auf dem Platz sehr zielführend ein.
Er sorgt mit schnellem Antritt, Kurzpassspiel und seinen Dribblings für Freiräume - vor allem beim Übergang ins Mittelfeld. Dabei zieht er gerne auch ins Zentrum in den linken Halbraum und klebt nicht an der Linie.
Dazu kommen seine Spielmacher-Fähigkeiten. Nicht nur im tiefen Spielaufbau ist Mendy enorm sicher, auch seine überraschenden Diagonalpässe aus dem Fußgelenk sind mittlerweile Routine.
Er erinnert aufgrund seiner Spielweise ein wenig an seinen künftigen Teamkollegen Marcelo. Wie der Brasilianer wird auch Mendy in der Defensive oft unterschätzt. In der abgelaufenen Ligue-1-Saison gewann er 61 Prozent seiner Zweikämpfe. An seinem Stellungsspiel muss der 24-Jährige jedoch noch arbeiten - oft fehlt ihm die nötige Konsequenz in der Rückwärtsbewegung.
Ferland Mendy: "Eine Karriere ist schnell wieder zu Ende"
Klar ist: Mendy wird nicht nur von Marcelo lernen wollen, sondern sich auch mit ihm messen und besser früher als später aus der Startelf verdrängen. "Ich bin jung, aber das bedeutet nicht, dass ich Zeit habe. Und ich werde alles tun, was ich kann, um so viel zu spielen, wie ich kann", sagt Mendy. Denn "eine Karriere ist schnell wieder zu Ende".
Seine hätte beinahe erst gar nicht begonnen.