Dieser scheint ohnehin im internen Stürmerranking Spiel für Spiel weiter zurückzufallen. Aus "Pedrito", den Guardiola einst in der zweiten Mannschaft sogar im Sturmzentrum auflaufen ließ, der mit einem exzellenten Auge, beidfüßigem, trockenem Abschluss und unermüdlicher Arbeit im Gegenpressing ist Pedro geworden. Martino hat den Nationalspieler in eine unterstützende Rolle gezwängt, aus der er sich noch nicht befreit hat.
Bis dahin könnte Sandro Ramirez zum neuen Pedrito werden. Dem 19-Jährigen fällt derzeit die Rolle als Joker zu. Erst ein einziges Spiel verpasste Sandro, als er gegen Elche 90 Minuten von der Bank aus zusehen musste. Danach durfte er das zeigen, was Enrique dazu gebracht hat, einem Spieler, der selbst in der Reserve nur zum erweiterten Stamm gehörte, eine Chance zu geben.
Sandro kein typischer Barca-Spieler
Er ist kein typischer Barca-Spieler, niemand, der sich in jede Kombination einbringen möchte und jeden Ball fordert, sondern ein Stürmer, der sich auch mal darauf beschränken kann, einfach richtig zu stehen. Sandro ist viel unterwegs, sammelt aber vergleichsweise wenige Kontakte.
Lediglich 14 Ballaktionen und einen Schuss aufs Tor brauchte er, um den entscheidenden Treffer gegen Villarreal zu erzielen. Enrique hat es ohne viel Aufsehen geschafft, die Mannschaft ein wenig an den Spielertyp Luis Suarez zu gewöhnen, wenn auch Sandro noch weit vom eigentlichen Niveau des Uruguayers entfernt ist.
Suarez stets im Hinterkopf
Dennoch dürfen sich Sandro und Munir wohl auch nach der abgelaufenen Sperre von Suarez noch auf Einsätze freuen. Schon in der Vorbereitung machte der Coach klar: "Die Youngster verdienen sich ihre Chancen im Training, alles was sie mir dort geben, gebe ich ihnen in Spielminuten zurück. Die Basis unseres Teams ist der gesunde Wettkampf."
Im Laufe der Saison fanden sich ein ums andere Mal gestandene Spieler auf der Tribüne wieder. Gerard Pique musste Marc Bartra Platz machen, Dani Alves Martin Montoya. Xavi Hernandez' Einsätze sind ohnehin schon auf ein Minimum beschränkt, bisher wirkten nur Lionel Messi und Ivan Rakitic unantastbar. Selbst der sonst nie fehlende Sergio Busquets hat in dieser Saison schon seine Pausen erhalten.
Der neue Busquets
Wirklich gefehlt hat er nicht. Denn Enrique hat die vielleicht beste Kopie des für die stete Balance zuständigen Mittelfeldspielers in der Hinterhand. Sergi Samper heißt die perfekte Imitation von Busquets und ist schlanke 19 Jahre alt. Exakt 13 Jahre nach seinem Wechsel in die U 7 des FC Barcelona stand Samper gegen APOEL Nikosia über die volle Spielzeit auf dem Platz. Als erster Spieler bei den Profis, der jede einzelne Mannschaft in La Masia durchlief, ließ er sein großes Vorbild nicht eine Sekunde lang vermissen.
Passsicher, mit herausragender Antizipation ausgestattet und ebenso schnell in der Ballweiterverarbeitung gilt Samper in Barcelona als das vielleicht größte Mittelfeldtalent der letzten Jahre. Schon nach dem Abgang von Thiago hieß es schnell von Ex-Präsident Sandro Rosell: "Wir haben noch Rafinha und Samper." Nach dem Spiel in der Champions League sagte Samper mit Tränen in den Augen in die Kameras: "Diesen Tag werde ich nie vergessen. Xavi hat mir Ratschläge gegeben. Das war ein echter Genuss."
"Spielt immer zu mir"
An der Rolle als "neuer Busquets" ist er selbst schuld, trug er doch ebenso die Nummer 16 wie sein Idol. B-Trainer Eusebio erzählte "El Pais": "Er sagte den Verteidigern: Wenn ihr Probleme habt, das Spiel aufzubauen, dann spielt immer zu mir. Selbst wenn ich gedeckt bin, macht euch keine Gedanken."
Auch wenn er derzeit bei fast jeder Einheit mit der ersten Mannschaft trainiert, soll er doch vorerst der zweiten Mannschaft in der Liga Adelante helfen. Dort prophezeite man nach den ersten Spieltagen bereits die Meisterschaft, ehe das Team von Eusebio etwas aus der Spur fiel. Das bisher einzige Spiel ohne Samper wurde sang- und klanglos gegen Osasuna verloren.
Alleskönner Grimaldo steht bereit
Die Jugendarbeit ist noch lange nicht ausgeschöpft für Enrique. Neben den ohnehin schon fest im Kader verankerten Spielern wie Sergi Roberto, Montoya oder Rafinha und den drei Neuzugängen stehen in der zweiten Mannschaft zahlreiche Spieler, die darauf brennen, eine Chance zu erhalten.
Sei es Alen Halilovic, den sich Barca eine ganze Stange Geld kosten ließ oder die physisch starken Traore und Dongou, die bereits unter Martino erste Profiluft schnuppern durften. Große Chancen werden im Moment jedoch Alejandro Grimaldo zugerechnet. Der Linksverteidiger fehlte in der vergangenen Saison lange aufgrund eines doppelten Kreuzbandrisses, hat sich jedoch eindrucksvoll zurückgemeldet.
Dabei ist er nicht nur eine Rotations-Alternative für den formschwachen Jordi Alba, er überzeugte in den letzten Spielen der Reserve unter anderem auch als Rechtsverteidiger, zentraler Mittelfeldspieler und sogar als Flügelstürmer im klassischen 4-3-3. Wann es so weit sein wird, wollte Enrique noch nicht verraten. Im Training durfte er jedoch zuletzt immer öfter ran. Munir, Sandro und Samper kennen den Weg.