Platz 4 - FC Bayern
So lief der Transfersommer: Beim FC Bayern stand der Sommer ganz im Zeichen von Veränderung - wie damals, als die Münchner unter Ottmar Hitzfeld in einem Sommer Luca Toni, Franck Ribéry, Miroslav Klose, Zé Roberto und Hamit Altintop holten und auf eine schwache vorherige Saison wütend reagierten. So ähnlich sieht es auch jetzt aus: Der FC Bayern hat mit 137,5 Millionen Euro ordentlich investiert, nachdem es im im Frühjahr noch geheißen hatte, dass man international nur noch schwer mithalten könne und vermehrt auf junge Spieler setzen wolle. Doch nach dem Aus in der Champions League im Viertelfinale dachte man um.
Mit Sadio Mané kam vom FC Liverpool ein absoluter Weltstar, das gilt auch für Matthijs de Ligt. Noussair Mazraoui wurde geholt, weil man dessen offensiven Fähigkeiten auf der rechten Außenverteidiger-Position schätzt - die dieser aber bislang noch nicht zeigen konnte. Ryan Gravenberch und Mathys Tel sind Investitionen für die Zukunft, die jetzt schon eine Rolle spielen sollen.
Bemerkenswert ist, dass der FC Bayern über 104 Millionen Euro eingenommen hat - zur Hälfte aus Spielern, die sportlich kaum eine Rolle spielten. Die andere Hälfte ist aber dann Robert Lewandowski, dessen Weggang zwar bisher gut weggesteckt wurde, aber dennoch auf Dauer kompensiert werden muss. Hat der Pole doch sämtliche Rekorde, die es beim FCB und in Deutschland gab, pulverisiert. Dennoch: Sportvorstand Hasan Salihamidzic ist der Verkaufskönig des Sommers.
- Der wichtigste Neuzugang: Sadio Mané (FC Liverpool, 32 Millionen Euro)
- Der wichtigste Abgang: Robert Lewandowski (FC Barcelona, 50 Millionen Euro)
Bewertung: An den ersten Spieltagen verfestigte sich der Eindruck, dass der FC Bayern ohne Lewandowski gut funktioniert und doch müssen die Münchner beweisen, dass sie es auch in der Crunchtime verkraften können, wenn der wichtigste Stürmer der Klub-Geschichte (neben Gerd Müller) nicht mehr da ist und für ihn auch kein wirklicher Nachfolger geholt wurde.
International wurde auch schon diskutiert, ob der Preis für de Ligt nicht eine Spur zu hoch war, schließlich stagnierte die Entwicklung des Niederländers bei Juventus. Auch Mazraoui und Gravenberch müssen sich erst noch gegen die Etablierten durchsetzen, aber ihre Ankunft hat schon mal Auftrieb gegeben, so viel steht fest.
Platz 3 - Real Madrid
So lief der Transfersommer: Das Ganze begann mit einem Schock für Real. Die sichergeglaubte Verpflichtung von Kylian Mbappé zerschlug sich, weil Paris Saint-Germain dem Franzosen die teure Lebensversicherung auszahlte und sich Mbappé plötzlich daran erinnerte, dass er PSG doch so sehr liebt. Die anschließend erwartete Kaufwut des Klubs blieb aber aus. Mit Antonio Rüdiger kam ablösefrei ein Innenverteidiger, den man so vorher noch nicht im Kader hatte. Und Aurélien Tchouameni ist eine ähnliche Investition in die Zukunft wie Eduard Camavinga letzte Saison.
Vielmehr schien Real darauf bedacht, den Kader auszudünnen: Mit Casemiro gab man einen der besten Spieler der vergangenen Jahre unfreiwillig ab, aber die Abgänge von Gareth Bale, Luka Jovic, Isco und Marcelo waren bewusste Entscheidungen, die den Kader schlanker wirken lassen. "Wir haben viele Optionen", sagt Trainer Carlo Ancelotti dennoch und forderte keine neuen Spieler. Der Italiener schweißte seine Königlichen zusammen, machte aus Galaktischen eine Familie und würde gerne so weitermachen.
- Der wichtigste Neuzugang: Aurélien Tchouameni (AS Monaco, 80 Millionen Euro)
- Der wichtigste Abgang: Casemiro (Manchester United, 70 Millionen Euro)
Bewertung: Real Madrid hat längst die Kaufwut vergangener Jahre abgelegt und geht äußerst bedacht auf dem Transfermarkt vor. Erneut hat man sich mit Tchouameni punktuell verstärkt und somit Weitsicht bewiesen, dass sich im seit Jahren eingespielten Mittelfeld etwas tun kann. Auch Rüdiger ist ein sehr kluger Transfer, der einfach einen neuen Ton in die Verteidigung bringt. Das einzige Manko ist, dass Karim Benzema keinen direkten Vertreter hat, nachdem Luka Jovic nun auch weg ist.
Platz 2 - Manchester City
So lief der Transfersommer: Manchester City hätte auch mit dem Kader der vergangenen Saison in die neue Spielzeit starten können und wäre wohl ziemlich wettbewerbsfähig gewesen. Doch Pep Guardiola traf in Vorbereitung auf diesen Sommer eine grundlegende Entscheidung und erlaubte sich wieder einen Stürmer, der im Strafraum daheim ist. Dass er dann mit Erling Haaland den wertvollsten Mittelstürmer des Marktes holen konnte, rundete das Ganze ab.
Nicht genug: Auch dessen Vertreter Julián Alvarez, der in der hauseigenen City Football Group über längere Zeit beobachtet wurde, ist eine sehr gute Option für den Angriff. Mit Kalvin Phillips kam auch ein für Pep Guardiolas Vorlieben eher untypischer Spieler, aber der kampfstarke Engländer hat Qualitäten, die man gerne integriert. Und Arturo Vidal und Pep funktionierten beim FC Bayern ja auch gut. Überraschend wirken die Transfers von Stefan Ortega (Bielefeld), Manuel Akanji (Borussia Dortmund) oder Ex-BVB-Flop Sergio Gómez (Anderlecht), aber Pep scheint sich für eine Saison mit noch mehr Englischen Wochen wappnen zu wollen.
- Der wichtigste Neuzugang: Erling Haaland (Borussia Dortmund, 60 Millionen Euro)
- Der wichtigste Abgang: Raheem Sterling (FC Chelsea, 56 Millionen Euro)
Bewertung: ManCity 2022/23 - das ist für die Gegner eine noch komplexere Aufgabe als sonst. Ordentliche Einnahmen generierte man aus Verkäufen wie Raheem Sterling (FC Chelsea, 56 Mio. Euro), Gabriel Jesus (52,2 Mio. Euro) und Oleksandr Zinchenko (FC Arsenal). City holte Topspieler, mit Erling Haaland eine absolute Granate für viele Jahre, und am Ende hatte man sogar ein Transferplus. Eigentlich hätte City auch Platz 1 dieses Rankings verdient gehabt, aber da hatten die Verantwortlichen unseres Gewinners was dagegen.
Platz 1 - FC Barcelona
So lief der Transfersommer: Wild! Vor allem: wild. Aber eben auch erfolgreich! Die Katalanen kündigten früh an, dass sie in diesem Sommer den Kader verändern würden, auch wenn die Welt um Barcelona herum sich fragte, wie das der Klub finanzieren wollen würde. Barça verkaufte sein Hab und Gut, seine Zukunft und auch ein bisschen seine Seele, stellte Trainer Xavi Hernández aber in der Tat eine Reihe von Top-Spielern in allen Mannschaftsteilen hin. Jules Koundé und Andreas Christensen verstärken die Innenverteidigung, der pressingresistente und robuste Franck Kessié ist eine neue Spezies Spieler für das Barça-Mittelfeld. Im Transferfinale kam auch noch der frühere La-Masia-Spieler Hector Bellerin. Raphinha bringt ebenfalls eine frische Note ins Spiel und über das Thema Robert Lewandowski ist in den letzten Wochen und Monaten alles gesagt worden.
Im Gegenzug dünnte Barça den Kader aus, auch wenn man sicher noch etwas mehr Gehälter einsparen wollte. Am Ende muss man sich aber fragen, ob ein Transferfenster es wert war, auf einen beachtlichen Teil der Zukunft eine Hypothek aufzunehmen.
- Der wichtigste Neuzugang: Robert Lewandowski (FC Bayern, 50 Millionen Euro)
- Der wichtigste Abgang: Dani Alves (Pumas)
Bewertung: Lässt man alles andere mal außen vor, hat der FC Barcelona eine hervorragende Truppe hingestellt. Letztlich geht es hier darum, wie stark eine Mannschaft verstärkt wurde. Und da hat Barça großartige Arbeit geleistet. Sicherlich würde es noch Potenzial für weitere Verbesserungen geben, aber unter diesen Umständen hat Barça eine Mannschaft für die Saison 2022/23, die - wenn sie eingespielt ist - auch international wieder eine Rolle spielen sollte.