Aber wie so oft verblasste die gute Zeit auch hier zu schnell. Mit seinen Trainern kam er in Tottenham und fast am Ende bei Aston Villa nicht klar. "Ginola ist zu fett", behauptete Villa-Coach John Gregory forsch und verdonnerte den 32-Jährigen zu ausgiebigen Waldläufen.
Zu der Zeit war er ein paar Mal mit Paul Gascoigne unterwegs und dessen Siamesischen Zwilling Jimmy "Five Bellies" Gardner, ein 130-Kilo-Koloss. Die Zeitung "The Sun" griff Gregorys Behauptung auf und bildete Ginolas Kopf auf dem Körper von Gazzas Saufkumpane Five Bellies ab. Darunter stand: "David Ginola is Mr. Blobby". "Eine absolut respektlose Aktion, es war schrecklich."
Die Flucht zum FC Everton brachte nicht die erwünschte Wendung, nach nur fünf Spielen bei den Toffees war Schluss. Immerhin konnte er noch ein paar Monate mit Kumpel Gascoigne zusammenspielen. "Mehr Positives gibt es über Everton auch nicht zu berichten." Ginola beendete seine Karriere ganz leise durch die Hintertür. Aus seinem Faible für schnelle Autos und Klamotten hatte er nie einen Hehl gemacht, also griff er den Faden nach dem Ende seiner Profilaufbahn kurzerhand auf.
Model, Schauspieler, Anwalt, Beau
Ginola arbeitete noch intensiver als schon zu seiner aktiven Zeit als Model und Markenbotschafter, er nutzte sein charismatisches Aussehen für seine Zwecke und seine Popularität für die Belange anderer. Als Botschafter der "Anti-Landminen-Kampagne" des Roten Kreuzes etwa, "eine wichtige Sache. Fußballer sollten solche Dinge generell mehr unterstützen", sagt er.
An der Universität von Nizza nahm er ein Jura-Studium wieder auf. "Ich wäre auch ein fantastischer Anwalt geworden. Ich bin ein sehr guter Erzähler, die Leute hören mir zu. Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber so ist es nunmal."
Er gönnte sich einige Auftritte in französischen TV-Serien und einer handvoll Filmen. Darunter die Kriegspersiflage "The Last Drop" mit Billy Zane und Michael Madsen in den Hauptrollen. In der deutschen Fassung heißt der Film "Das Himmelfahrtskommando" und will man Ginolas jüngsten Vorstoß wirklich ernst nehmen, dann plant er ein solches in naher Zukunft.
Alles wohl nur ein PR-Gag
In der vergangenen Woche überraschte er die Öffentlichkeit mit seiner Ankündigung, Sepp Blatter das Amt des FIFA-Präsidenten streitig machen zu wollen. In den sozialen Netzwerken hat er sich prominent platziert und spricht dem Volk aus der Seele, wenn er sagt: "Ich kandidiere, weil ich Fußball liebe - genau wie Du. Wir wissen alle, dass das System FIFA nicht funktioniert. Das Spiel braucht einen Wechsel."
Er hat die nötigen Hebel bedient und eine kleine Kampagne losgetreten. Aber er hat weder Aussicht auf Erfolg, geschweige denn ein fundiertes Konzept in der Tasche. Nachfragen nach den Inhalten und Eckpunkten seiner Mission weicht er aus, konkrete Vorschläge zur Reformation des Weltverbands kann er keine liefern.
Er wird es bis zum 29. Januar auch kaum bewerkstelligen können, dass ihm fünf nationale Verbände ihre feste Unterstützung zusichern. Und er wird ebenso wenig nachweisen können, dass er in zwei der vergangenen fünf Jahre eine "aktive Rolle" im administrativen Bereich des Fußballs gespielt hat.
Es deutet alles auf eine groß angelegte PR-Blase hin - zumal hinter der Kampagne der irische Wettanbieter "Paddy Power" steckt. Und der hat in der Vergangenheit schon mit ähnlich spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Vor der ersten Pressekonferenz hat Ginola einem Medium ein Interview gegeben: Der "Sun".
Verzweifeltes Angriffchen
Sie ist die Speerspitze im medialen Kampf der englischen Yellow Press gegen die FIFA, eine schillernde Revolution wie diese stößt in den bunten Blättchen der Insel zumindest vorübergehend auf sehr fruchtbaren Boden. Englands Medien, auch die seriöseren, liegen mit der FIFA im Clinch, seitdem der Weltverband die Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar vergeben hat.
Aber selbst wenn Ginolas Auftritt nur eine inszenierte Luftnummer sein sollte, so konterkariert sie doch immerhin die Gegenseite und lässt die in ihrer Selbstgefälligkeit als unfreiwillige Witzfiguren dastehen. Ein bisschen so wie einst Martin Sonneborn mit seinem Schwarzwälder Schinken und der Kuckucksuhr. Auf der anderen Seite macht sie aber auch klar, wie unantastbar der Weltverband längst ist und dass er nur mit ein bisschen Satire angekratzt werden kann. Ins Wanken gerät der Riese deshalb natürlich nicht.
David Ginola hat sich nicht mehr zu seiner Wahlkampagne geäußert, in den sozialen Medien sammelt er mit dem Hashtag "#TeamGinola" weiter Geld ein. Drei Millionen Euro will er so generieren, offiziell zur Unterstützung seines Vorhabens. Daran glaubt nach der ersten Aufregung niemand mehr.
David Ginola spielt seine Rolle und man darf gespannt sein auf den Plot dieser Episode. Ob er eigentlich nicht schon früher darüber nachgedacht hätte, ein anderes Metier zu besetzen? "Als Kind wollte ich nicht Schauspieler werden, sondern immer nur Fußballprofi. Ich wollte so sein wie mein großes Vorbild. Ich wollte so sein wie Johan Cruyff."
Seite 1: Vom schnellen Aufstieg zum plötzlichen Fall
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David Ginola im Steckbrief