EM

Polen im Sparmodus ins Achtelfinale

Die Ukraine war bereits vor dem Duell mit den Polen als Gruppenletzter ausgeschieden
© getty

Am 3. Spieltag der Gruppe C verliert die bereits ausgeschiedene Ukraine mit 0:1 (0:0) gegen Polen. Jakub Blaszczykowski (54.) schoss sein Team mit dem einzigen Treffer des Tages auf Rang zwei und damit ins Achtelfinale.

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Vor 62.342 Zuschauern im Stade Velodrome brachte Jakub Blaszczykowski (54.) die Polen erst in der zweiten Halbzeit in Führung. Der Dortmunder war kurz zuvor eingewechselt worden. Damit ist er nun an vier von fünf EM-Toren Polens direkt beteiligt (zwei Tore, zwei Assists).

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Während der Partie kam es zu Ausschreitungen auf der Tribüne. Im Block der Polen gingen die Mitgereisten aufeinander los, vor und während des Spiels wurde mehrfach Pyrotechnik gezündet.

Durch den gleichzeitigen Sieg der Deutschen gegen Nordirland steht Polen auf Rang zwei der Gruppe C. Damit geht es im Achtelfinale gegen die Eidgenossen aus der Schweiz.

Die Reaktionen:

Mykhaylo Formenko (Trainer Ukraine): "Die Erfahrung hier ist gut für unsere Spieler, heute kann ich ihnen keinen Vorwurf machen. Wenn sie weiter hart arbeiten, werden sie ihre Chancen auch nutzen. Wir müssen vor allem den Niedergang unserer Liga stoppen. Dort ist das Niveau sehr gesunken."

Adam Nawalka (Trainer Polen): "Platz zwei ist okay, auch mit den sieben Punkten sind wir sehr zufrieden. Aber ab jetzt zählt für uns nur noch das Spiel gegen die Schweiz. Schweiz ist ein Top-Gegner auf höchstem Niveau. Wir hoffen wirklich, dass wir sie schlagen können. Es ist toll, den Fortschritt meines Teams zu sehen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Mykhaylo Formenko hat nach der 0:2-Pleite gegen Nordirland offenbar genug gesehen von Seleznev, Kovalenko, Sydorchuk, Shevchuk und Rakitsky. Dafür sind Kucher, Butko, Rotan, Zinchenko und Zozulya neu dabei.

Auf der anderen Seite nimmt Adam Nawalka ebenfalls einige Änderungen vor. Cionek kommt für Piszczek, Jodlowiec für Maczynski, Zielinski für Kuba und Kapustka für Grosicki. Vier Neue also vor dem entscheidenden Gruppenspiel.

3.: Lewandowski legt für Milik mit der Hacke ab. Der Ex-Leverkusener geht von links in den Strafraum und scheitert am herauskommenden Pyatov.

10.: Zozulya hat im polnischen Strafraum viel Zeit, lässt sich aber auch viel Zeit. Sein Schuss wird geblockt, der Nachschuss ebenfalls vom aufopferungsvollen Pazdan abgewehrt.

17.: Rotan erkämpft sich hoch den Ball und schickt sofort Yarmolenko auf der rechten Seite durch. Dieser läuft auf Fabianski zu, versucht es dann aber zu kunstvoll. Links am Tor vorbei.

21.: Lewandowski narrt Khacheridi im Strafraum mit einer schnellen Drehung und schließt ab. Wieder vorbei am Tor, aber es ist ein chancenreiches, flottes Spiel.

54., 0:1, Blaszczykowski: Zur Pause eingewechselt dreht Kuba den Spielverlauf auf den Kopf. Eine starke Einzelaktion im gegnerischen Strafraum bedeutet die Führung für bisher wechselhafte Polen.

56.: Gleich die nächste Chance. Kapustka ist links frei durch, schießt auch an Pyatov vorbei, trifft aber nur das Außennetz.

72.: Nach einigen Halbchancen Unordnung im polnischen Halbraum. Zinchenko kommt zentral zum Abschluss, ist aber stark unter Druck und säbelt den Ball weit drüber.

80.: Wirklich Druck macht die Ukraine nicht auf den Ausgleich. Zozulya versucht es mit einem dann doch recht harmlosen Kopfball nach Flanke von rechts.

Fazit: Die Ukraine hatte sich im letzten Spiel trotz feststehendem Aus noch lange nicht aufgegeben. Die Polen waren optisch die unterlegene Mannschaft, zeigten sich aber etwas effektiver im Abschluss.

Der Star des Spiels: Blaszczykowski kam, sah und siegte. In einer durchschnittlichen polnischen Elf war der Joker mit seinem Tor entscheidend für den Sieg und gab dem Spiel die richtige Richtung. Wirklich herausragend agierte allerdings keiner der Akteure, maximal Milik ist noch zu nennen.

Der Flop des Spiels: Auf der gegenüberliegenden Seite von Kuba war Kapustka bis zu seiner Auswechslung weitestgehend unauffällig. Der Flügelspieler fand nur schwer ins Spiel und vergab dann die große Chance auf das 2:0. Seine unnötige Gelbsperre im Achtelfinale dürfte angesichts des Konkurrenten Grosicki zu verschmerzen sein.

Der Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen) übersah einen Elfmeter für die Ukraine in der 16. Minute. Ansonsten leitete er das Spiel unaufgeregt und ohne großes Aufsehen. Das Team ließ sich von den Ausschreitungen auf der Tribüne nicht beirren, lag richtig in Zweikampf- wie Foulbewertung.

Das fiel auf:

  • Die Ukraine übernahm das Spiel nach den ersten Chancen für Polen und versuchte aus dem eigenen Ballbesitz über die Flügel Chancen zu kreieren. Der Ball lief über die Defensive zu den beiden zentralen Mittelfeldspieler, die anschließend schnell einen Diagonalball versuchten.
  • Polens Aufbau wurde hoch zugestellt, um zu langen Bällen zu verleiten, anschließend zogen sich die Ukrainer etwas zurück, igelten sich aber bei weitem nicht ein. Zozulya trennte die Innenverteidiger voneinander, der Ballführende sollte zu langen Schlägen oder riskanten Bällen in die Mitte verlockt werden.
  • Gegen Ukraines starke Flügelzange verteidigten die Polen aktiv, gegen das Vorrücken der Mittelfeldspieler im Zentrum allerdings nur halbherzig bis passiv. Oft konnten die nicht für ihre Kreativität bekannten Stepanenko und Rotan weit vorstoßen, ohne gestört zu werden.
  • Die Polen ließen sich auf die Defensive der Ukraine ein und suchten mit hohen Zuspielen aus der Abwehr heraus direkt den Weg zu Lewandowski. Um diesen bewegte sich Milik herum und lauerte auf Weiterleitungen, zweite Bälle oder Ablagen. Die Eindimensionalität der Offensive wurde mit der Einwechslung von Kuba etwas erweitert, sonderlich vielseitig wurde sie aber nie.
  • Gegen den Ballbesitz der Gegner in gelb staffelte sich das Mittelfeld dann relativ flach aber sehr eng in einer Art 4-2-3-1 mit vielen herausrückenden Bewegungen. Allerdings blieb die Lücke zwischen Mittelfeld und Abwehr oft groß, die Ukraine konnte einige Bälle hinein in die gegnerische Formation spielen.

Ukraine - Polen: Die Statistik zum Spiel