Frage: Womit waren Sie noch zufrieden?
Hummels: Als Verteidiger hat mir am besten gefallen, dass wir auf allen Positionen taktisch gut und leidenschaftlich verteidigt haben. So hat man auch eine Chance erfolgreich zu sein.
Frage: Ihre persönlich starke Leistung wurde mit dem Tor zum 2:0 belohnt. War der Eckball so einstudiert?
Hummels: Wir haben Standards intensiver trainiert, aber das war keine Variante. Das war einfach ein gut geschlagener Ball und da müssen wir Verteidiger unseren Schädel hinhalten. Ich habe den Ball erst gar nicht gesehen und dachte mir, dass er vielleicht zu zentral ist, um reinzugehen, aber wahrscheinlich war die Distanz dann doch zu kurz für den Torhüter. Ich war zumindest nicht negativ überrascht. Was wir uns ausgedacht haben, können wir in den nächsten Spielen noch zeigen.
Frage: Kann man die Reaktion nach Ihrem Tor so deuten: Wow, ich habe bei einer WM ein Tor geschossen?
Hummels: Ja, ich war wirklich ungläubig. Da ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Ich habe mit ein paar Leuten schon vorher darüber geredet, was passiert, wenn ich ein WM-Tor schieße. Aber das war immer so weit weg, komplett unrealistisch. In der Sekunde, in der man das dann rafft, dass man es geschafft hat, ist das etwas Tolles.
Frage: Haben Sie sich auf Ihr erstes WM-Spiel auch besonders vorbereitet?
Hummels: Nein, das würde auch die normale Vorbereitung auf ein anderes Spiel etwas negativ aussehen lassen. Aber ich war nervöser als sonst. In den letzten Jahren kann ich mich an kein Spiel erinnern, bei dem ich so nervös war.
Frage: Die Mannschaft hat auch viele lange Bälle über die Abwehr und auf die Außen gespielt. War das ein Teil des Plans?
Hummels: Es geht immer um die Mischung. Manchmal ist der lange Ball möglich, manchmal wäre ein kurzer Ball riskanter, dann spielt man lang. Aus einem kurzen Pass kann ein Gegentor resultieren, aus einem langen nicht. Nur mit Kurzpassspiel gewinnst du nix. Die gezielten langen Bälle gehören einfach dazu, sie sorgen auch dafür, dass man fürs Kurzpassspiel wieder mehr Platz hat.
Frage: Auffällig war auch, dass ihr einen guten Rhythmus im Spiel hattet und das Tempo immer wieder geändert habt.
Hummels: So muss man bei diesen Bedingungen spielen. Man muss ein bisschen variieren, mal vorne draufgehen, sich dann wieder fallen lassen. Erstens aufgrund der Temperatur und zweitens, um dem Gegner den Rhythmus zu nehmen, damit er sich nicht so leicht auf unser Spiel einstellen kann.
Frage: Im Vorfeld wurde viel über das Klima und die Hitze diskutiert. Wie war's jetzt auf dem Platz?
Hummels: Wenn die Sonne runterbrennt, ist es schon heftig. Eine Minute im Schatten hilft da schon weiter. Das ist ein wesentlicher Unterschied. In der zweiten Halbzeit war es dann insgesamt besser. Wenn die Sonne 90 Minuten runterbrennt, ist das eine Herausforderung. Es ist aber auch etwas Spannendes, sich damit auseinanderzusetzen, der Gegner muss mit den Bedingungen auch klarkommen und vielleicht kann man daraus auch einen Vorteil ziehen.
Frage: Nach Ihrem Tor sind auch die Ersatzspieler angelaufen gekommen, die sich auf der anderen Seite warm gemacht haben. Spricht das für den Geist dieser Mannschaft?
Hummels: Wir haben uns im Trainingslager ein bisschen kennenlernen können und jetzt auch hier in Brasilien. Ich habe das Gefühl, dass wir einen sehr guten Teamgeist haben, dass alle mitfiebern, dass alle sich freuen. Wenn wir das so beibehalten können, haben wir gute Chancen.
Frage: Nach dem Spiel war die Kanzlerin in der Kabine. Wie war's?
Hummels: Ich habe nur kurz Hallo gesagt und nicht so viel mitbekommen, weil ich schon in der Behandlung war. Wir haben immer eine gute Gesellschaft, wenn sie in der Kabine vorbeischaut, sie ist eine sehr sympathische Person.
Frage: Ihr Terminkalender lässt erst wieder einen Besuch zum Finale zu...
Hummels: Was soll man dazu sagen...Unser Ziel ist es, dass sie dann nochmal in der Kabine vorbeischaut.
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Mats Hummels im Steckbrief