Das haben sie sich verdient

Von Max Schöngen
Frank Lampard (l.) und Francesco Totti stehen zusammen für 40 Jahre Profi-Fußball
© getty

Der Weg von Frank Lampard und Francesco Totti war vorgezeichnet, ihre Zeit eigentlich schon vorbei, das Kapitel Champions League scheinbar beendet. Ihr Denkmal haben sie längst errichtet, jeder für sich, jeder auf seine Art. Auf ihre alten Tage ist ihnen die große Bühne nochmal vergönnt, ein Privileg in ihrem Alter, eines, das sie sich durch ihre glanzvollen Karrieren redlich verdient haben.

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Mittwochabend, Champions League, erster Spieltag. Die Roma empfängt ZSKA Moskau. Keine Hammer-Paarung, wohl kein Spiel, an das man noch Jahre zurückdenken wird, das Römer Olympiastadion ist gerade mal zu zwei Dritteln gefüllt. Die Spieler betreten den Rasen und reihen sich vor der Haupttribüne auf, die berühmte Hymne erklingt, aus den Gesichtern der Spieler lässt sich Anspannung ablesen aber auch Vorfreude, Konzentration, alles fokussiert sich auf die bevorstehenden 90 Minuten.

Die TV-Kamera wandert ihren gewohnten Gang entlang der Spieler, um bei einem Spieler Halt zu machen: Francesco Totti, 38 Jahre, steht dort, merklich berührt, mit glänzenden, fast schon wässrigen Augen, es ist ein hoch emotionaler Moment für den Kapitän der Roma.

Dass er die Hymne der Champions League in seiner Karriere nochmal hören würde, hätten ihm, dem bereits mehrfach Totgesagten, noch vor nicht allzu langer Zeit nur die Wenigsten zugetraut - er selbst wohl mit inbegriffen. Seine Emotionen in diesen Sekunden wohl eine Mischung aus Erinnerungen, Demut, vor allem aber Dankbarkeit für solche Momente, von denen es wohl nicht mehr viele geben wird in seiner Laufbahn.

Es brodelte in Lampard

Gleicher Wettbewerb, gleiche Uhrzeit, Paralllelspiel der Gruppe E. Knappe 700 Kilometer Luftlinie nördlich des Olimpico ertönt auch in München in diesen Sekunden die Hymne. Die gleiche Prozedur, die Spieler betreten den Rasen der Allianz Arena, die Auswechselspieler gehen in Richtung Bank. Unter ihnen Frank Lampard, 36 Jahre: ein flüchtiger Blick in das weite Rund der Arena, äußerlich cool, Lamps kaut Kaugummi, lässt sich nichts anmerken.

Doch auch in ihm brodelt es in diesen Sekunden, wie er später zugibt - nicht nur wegen der Erinnerungen an 2012, als er an selber Stelle den größten Triumph seiner Karriere gefeiert hatte.

Auch für ihn schien das Kapitel Champions League bereits beendet, bevor es vor wenigen Wochen zur überraschenden Wendung und seinem Wechsel zu ManCity gekommen war. Im Gegensatz zu Totti zeigt Lampard in diesem Moment wenig Regung, seine Emotionen behält er für sich, zumindest vorerst.

Das Treffen der Fußball-Opas

Francesco Totti und Frank Lampard, zwei Fußball-Opas, deren Wege sich am Dienstag, knapp zwei Wochen später, nochmal kreuzen, wenn Manchester City die Roma empfängt (20.45 Uhr im LIVE-TICKER). Totti und die Roma gastieren in der Vorrunde der Champions League bei ManCity und Frank Lampard. Hätte man diese Konstellation noch vor wenigen Jahren prophezeit, man wäre womöglich für verrückt erklärt worden. Frank Lampard bei Manchester City? Undenkbar! Francesco Totti nochmal in der Champions League? Vergiss es!

Dass die beiden trotz ihres Alters noch immer nicht genug haben, verwundert nur auf den ersten Blick. Gewiss, die Partie in Manchester wird nicht die Überschrift "Lampard gegen Totti" tragen, dazu gibt es zu viele brillante Spieler in den Reihen beider Teams. Das Aufeinandertreffen der beiden Dinos aber ist dennoch mehr als nur ein Randaspekt oder eine glückliche Fügung der Auslosung und der Geschehnisse nach der vergangenen Saison.

Nur schwer sind beide unter einen Hut zu bringen. Was sie vereint, ist mit dem Attribut Legende umschrieben. Legende, ein Begriff, von dem inflationär Gebrauch gemacht wird, der auf sie aber zutrifft, wie auf wenig andere.

Gemacht für die Ewigkeit

Es sind nicht die Titel, die sie gewonnen haben, oder die Anzahl der Tore, die sie geschossen haben. Es ist die Identifikation, die sie für einen Klub geschaffen haben, so wie einst Paolo Maldini oder Ryan Giggs, gemacht für die Ewigkeit. Namen die sofort mit Klubs assoziiert werden und umgekehrt. Wer Roma sagt, denkt Totti, nicht anders verhält es sich bei Frank Lampard und dem FC Chelsea, auch nach dessen Wechsel im Sommer zu den Citizens.

Zu ihren Glanzzeiten zählten die beiden zu den torgefährlichsten Spielern Europas, wurden gejagt von anderen Klubs, ernsthafte Gedanken an Wechsel aber wurden nie in Betracht gezogen. Zumindest wurden diese nicht öffentlich geäußert, um eigene Positionen in Vertragsverhandlungen zu stärken - Methoden, wie sie inzwischen Gang und Gäbe geworden sind. Respekt, Liebe und Hingabe zum Klub standen allem voran, Dinge die beide durch ihre Lehrmeister von einst eingeimpft bekamen: Fabio Capello und Jose Mourinho.

Chelseas Königstransfer

Als Jose Mourinho 2004 an die Stamford Bridge kam, war Lampard schon da, als Mourinho 2007 entlassen wurde, war er noch immer da, ebenso als der Portugiese 2013 zurückkehrte. Nicht viele haben es geschafft, den aberwitzigen Transfers von Roman Abramowitsch zu trotzen, sich von Jahr zu Jahr neuer Konkurrenz ausgesetzt zu sehen und sich dennoch durchzusetzen, Lampard schon.

2001 hatte er die zwölf Kilometer Luftlinie von West Ham auf sich genommen um in Richtung Stamford Bridge zu wechseln, damals war es noch das alte Chelsea. Das Zeitalter vor dem russischen Oligarchen. Rund 15 Millionen Euro betrug die Ablöse für den gebürtigen Londoner. Nicht wenig, angesichts der Summen aber, die in den folgenden Jahren vom Konto der Blues abgebucht wurden, ein Klacks, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sich diese Investition als Chelseas Königstransfer schlechthin herausstellen sollte.

Zwei für die Ewigkeit

Noch ist nicht (ganz) Schluss

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