Beim Nations-League-Spiel zwischen Frankreich und Kroatien am Montag kam es zu einem Bayern-internen Rechtsverteidiger-Duell. Dass Josip Stanisic beim 1:0-Sieg besser abschnitt als Benjamin Pavard dürfte den höherdekorierten Franzosen geärgert haben. Noch mehr aber vermutlich, dass es überhaupt zu einem Rechtsverteidiger-Duell gekommen ist.
Pavard sieht sich schließlich seit seiner Geburt als Innenverteidiger, seine größten Erfolge (WM-Titel mit Frankreich 2018, Triple mit dem FC Bayern 2020) feierte er aber dennoch auf rechts. Die Begleitmusik dessen waren permanente Bitten, doch künftig lieber im Abwehrzentrum eingesetzt zu werden.
Nach der Verpflichtung von Noussair Mazraoui sind seine Chancen auf eine Wunscherfüllung beim FC Bayern München aktuell groß wie nie. Mit dem Marokkaner von Ajax Amsterdam scheint der FC Bayern erstmals seit dem Karriereende von Philipp Lahm 2017 über einen gelernten Rechtsverteidiger von internationalem Niveau zu verfügen. Genau wie Pavard agierte zuvor bekanntlich auch Joshua Kimmich eher widerwillig auf der Außenbahn.
Josip Stanisics beachtliche Länderspielpause
In Anbetracht dieser Entwicklung sagte Pavard kürzlich forsch bei RMC: "Ich kann auf der rechten Seite aushelfen, aber meine Position ist Innenverteidiger. Ich will Innenverteidiger spielen." Seine künftigen Rivalen im Abwehrzentrum sind nach dem Abschied von Niklas Süle Stand jetzt allesamt Landsmänner: Lucas Hernandez, Dayot Upamecano und Tanguy Nianzou.
Beim Länderspiel gegen Kroatien fehlten sie im französischen Kader, aber trotzdem musste Pavard wieder rechts hinten aushelfen. Er kam zur Pause für Jules Kounde ins Spiel und enttäuschte. Ganz im Gegensatz zu Kroatiens Stanisic, der gegen Kylian Mbappe und später Kingsley Coman eine tadellose Leistung zeigte. Er gewann alle seine Zweikämpfe, überzeugte mit einer guten Passquote und leistete sich keine Fehler.
Dabei hatte seine Länderspielphase noch bei der U21-Nationalmannschaft begonnen, ehe er für die abschließenden beiden Spiele ins A-Team beordert wurde. Beim 1:0 gegen die starken Dänen spielte Stanisic ab der Pause, beim 1:0 gegen Frankreich dann 90 Minuten lang durch. Es war Stanisics zweites deutliches Bewerbungsschreiben an Trainer Julian Nagelsmann innerhalb kurzer Zeit.
Josip Stanisic will wohl beim FC Bayern München bleiben
Das erste verfasste das Münchner Eigengewächs beim letzten Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg (2:2). Nach Wochen auf der Bank oder als Einwechselspieler vertraute ihm Nagelsmann wieder mal von Beginn an. Mit einem schönen Kopfball brachte Stanisic seine Mannschaft früh in Führung, außerdem sammelte er starke Werte in den statistischen Disziplinen.
"Sehr gut", so beschrieb Nagelsmann Stanisics damalige Leistung und lobte ihn als "sehr verlässlichen Spieler, den man immer bringen kann und der solide seine Leistung bringt. Du hast als Trainer eine große Verlässlichkeit bei ihm, weil du weißt, was du an ihm hast und was er liefert."
Obwohl zuletzt immer wieder ein Leihgeschäft im Gespräch war, will sich Stanisic laut kicker dem Konkurrenzkampf beim FC Bayern stellen. Während sein bisheriger Rivale Pavard den Zentrumswechsel anstrebt, kam mit Noussair Mazraoui ein neuer. Der ablösefreie Neuzugang dürfte zunächst gesetzt sein, was gleichzeitige Einsätze Stanisics jedoch nicht ausschließt.
Bouna Sarr hat keine Zukunft beim FC Bayern
Genau wie Alphonso Davies auf der anderen Seite gilt Mazraoui nicht nur als ideale Außenbahn-Besetzung in einer Viererkette, sondern auch im von Nagelsmann so geliebten System mit Dreier-/Fünferkette. Davies und Mazraoui können offensive Akzente setzen, ohne im Umkehrschluss die Defensive zu vernachlässigen.
Stanisic fehlt für eine ordnungsgemäße Ausführung dieser Rolle (genau wie Pavard) dagegen der nötige Zug nach vorne. Bei diesem System wären sie also doch wieder Rivalen, jedoch um einen Platz als rechtes Glied der Dreier-Innenverteidigung, wobei Pavard wohl am allerliebsten ganz im Zentrum spielen würde. Theoretisch denkbar wäre somit auch eine Startelf mit allen drei Akteuren.
Für keine dieser Rollen ernsthaft in Frage kommt unterdessen Bouna Sarr: Der 2020 verpflichtete Senegalese soll unbedingt abgegeben werden, was sich jedoch als durchaus kompliziert herausstellt. Er besitzt einen gutdotierten Vertrag in München bis 2024. Trotz angeblicher Interessenten aus Italien, Frankreich und der Türkei fand sich noch kein Klub, der ihn zu ähnlichen Konditionen aufnehmen will.