James Rodriguez beim FC Bayern München: Der Beste ist nicht mehr gut genug

James Rodriguez verlebt beim FC Bayern keine einfache Zeit.
© getty

Der FC Bayern befindet sich im Transferrennen um Arsenal-Star Aaron Ramsey in der Pole Position. Dass sich der Rekordmeister intensiv mit einer Verpflichtung des walisischen Mittelfeldstrategen auseinandersetzt, ist ein weiteres Indiz für einen Abgang von James Rodriguez. Die Leihgabe von Real Madrid ist schon länger unglücklich in München - nicht nur wegen Niko Kovac.
 

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Fußballer sind wie Kinder: Sie wollen einfach nur spielen. Dürfen sie das nicht, vergeht ihnen die Laune. Den einen mehr, den anderen weniger. James Rodriguez eher mehr. Das begriff Jupp Heynckes sofort, als er im September 2017 seinen "Freundschaftsdienst" beim FC Bayern antrat.

"Don Jupp" fand einen missmutigen, lustlosen, isolierten Spieler vor. Also packte er ihn in seiner charmanten Manier in Watte, gab ihm sein Spielzeug und lehnte sich zurück. Nur wenige Wochen später begeisterte James mit seinem linken Zauberfuß die gesamte Bundesliga. Und es dauerte nicht mehr lange, da lobte Heynckes den Mann aus Kolumbien als "fußballerisches Genie" und "Schlüsselspieler". James sei "ein Glücksfall" für sein Team, sagte der Trainer-Oldie, und überhaupt: "ganz, ganz wichtig für die Zukunft des FC Bayern".

James fehlt Wohlfühloase unter Jupp Heynckes

Kein Jahr später schwärmen sie in München zwar immer noch von James Rodriguez. Sandro Wagner zum Beispiel sagte am Mittwoch auf einem PR-Termin, einen Spieler mit den technischen Fähigkeiten des 27-Jährigen gebe es in Deutschland "nicht zweimal", und würdigte ihn gar als "besten Fußballer" des Teams. Javi Martinez meinte derweil angesichts der Knieverletzung seines Kollegen, Bayern sei ohne James "weniger gefährlich". Allerdings fehlt dem Torschützenkönig der WM 2014 heute einer wie Jupp Heynckes. Ein Mentor, der ihm blind vertraut und eine Wohlfühloase bietet.

Niko Kovac macht das nicht. Der Deutsch-Kroate bewertet seine Spieler in erster Linie nach dem Leistungsprinzip im Training, an ihrem Ehrgeiz und an ihrem Fleiß. Wer nicht liefert, sitzt beim nächsten Mal eben draußen. Egal, wie talentiert er ist. Der 47-Jährige distanziert sich zwar nicht von seinen Stars, ist aber kein so erprobter Menschenfänger wie der 26 Jahre ältere Heynckes.

Und vor allem: Er spricht kein Spanisch.

James und Kovac: Nicht nur ein Kommunikationsproblem

Heynckes konnte aufgrund seiner Vergangenheit bei Real Madrid, Athletic Bilbao und CD Teneriffa problemlos mit James kommunizieren. Ein großer Vorteil, durch den er sich bei dem launischen Superstar von Anfang an Respekt verschaffte und ihn in seinen Bann zog. Genauso wie Arturo Vidal. Er rief die divenhafte Latino-Fraktion nach schlechteren Trainingstagen häufig zu sich, um ihr klipp und klar zu erklären, was sie verbessern müsse. "Es war sehr schön, mit Herrn Heynckes zusammenzuarbeiten. Er ist ein Trainer, von dem man jeden Tag lernen kann", sagte James nach Heynckes' Abschied nicht grundlos.

Das Kommunikationsproblem zwischen ihm und Kovac ist aber nur ein geringeres Übel. Vielmehr erschweren Taktik und Spielphilosophie des neuen Bayern-Trainers das Leben des Südamerikaners. Das von Heynckes' praktizierte 4-2-3-1 war perfekt auf den klassischen Zehner zugeschnitten. Er bekam alle Freiheiten in der Offensive. Im kovac'schen 4-3-3 dagegen nimmt James einen deutlich defensiveren Part ein. An dieses System hat er keine gute Erinnerungen: Es wurde ihm einst bei Real Madrid zum Verhängnis.

Selbe Entwicklung wie bei Real Madrid?

Sowohl Rafael Benitez als auch Zinedine Zidane sahen in ihm aufgrund seiner bescheidenen Sprintstärke und bisweilen mangelnden Disziplin im Spiel ohne Ball keinen idealen Box-to-Box-Player. Die Folge: Er verlor erst seinen Stammplatz und dann den Spaß am Fußball. Das ließ er sein Umfeld spüren. Unmittelbar nach dem Gewinn der Klub-WM 2016 klagte er in einem Interview öffentlich über seine Reservistenrolle und sprach von einem Abschied.

Dazu kam es schließlich ein halbes Jahr später. Er flüchtete mit dem Ziel nach München, ein neues, ein erfolgreiches Kapitel in seiner Karriere aufzuschlagen. Doch auch dort stellt James mittlerweile nicht mehr als eine Option für seinen Vorgesetzten dar. Das zeigte sich erst am vergangenen Wochenende beim Topspiel gegen Borussia Dortmund, als er 90 Minuten lang auf der Ersatzbank schmorte. Obwohl der Linksfuß laut Kovac körperlich nicht bei 100 Prozent gewesen sei, hätte er theoretisch eingewechselt werden können. Sein Coach aber setzte auf mehr Aggressivität statt auf spielerische Finesse im zentralen Mittelfeld.

Gerüchte um James-Abgang aus München mehren sich

Ein Vertrauensbeweis sieht anders aus. Und so verwundert es nicht, dass die Gerüchte um einen baldigen Abgang von James rasant zunehmen.

Der Spieler ist noch bis zum 30. Juni 2019 an die Bayern ausgeliehen, der Rekordmeister verfügt über eine Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro. Das Fachmagazin kicker stufte eine feste Verpflichtung in seiner Donnerstagsausgabe aber mit Recht als "unwahrscheinlich" ein. Eine Rückkehr nach Madrid, wo nach dem Abschied von Zidane mittlerweile ein anderer Wind weht, oder ein Wechsel zu einem anderen europäischen Spitzenklub stehen im Raum.

Bei den Bayern bereiten sie sich offensichtlich schon auf ein derartiges Szenario vor. Anders sind die Spekulationen um Aaron Ramsey kaum zu erklären. Nach Informationen von SPOX und Goal befinden sich die Verhandlungen mit dem walisischen Nationalspieler, einem typischen Achter, bereits in dem Stadium "weit fortgeschritten". Ramsey käme wegen seines im Sommer auslaufenden Vertrags beim FC Arsenal ablösefrei, darüber hinaus wäre sein Gehalt im Vergleich zu dem von James deutlich geringer.

Verletzung verschlechtert James' Lage zusätzlich

Das letzte Wort ist in beiden Fällen aber noch nicht gesprochen. Die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ließen ihre Topspieler in der Vergangenheit bekanntlich nur ungerne ziehen. Franck Ribery und Robert Lewandowski zum Beispiel verdammten sie mehrfach zum Bleiben.

Der Franzose und der Pole zeigten aber trotz aller Gerüchte um sie immer konstant starke Leistungen. James machte in dieser Saison nur bei den Auswärtssiegen auf Schalke (2:0) und in Wolfsburg (3:1) den Eindruck, als würde er noch Lust haben, das rote Trikot zu tragen. Nach elf Partien kann der zweifache Champions-League-Sieger lediglich drei Tore und zwei Assists vorweisen. Dass er nun mit einem Außenbandteilriss im linken Knie mehrere Wochen ausfällt, ist auch aus privater Sicht ein herber Rückschlag.

Vidal-Abgang setzt James zu

Der Fußball ist für James der größte Halt in München. Von seiner Ehefrau Daniela Ospina trennte er sich schon kurz nach seinem Wechsel zu den Bayern, seine fünfjährige Tochter Salome sieht er nur sporadisch. Im Vergleich zu seiner Zeit bei Real hat James zudem nur wenige Freunde in der Mannschaft.

Einer seiner engsten Vertrauten, Arturo Vidal, wechselte im August zum FC Barcelona. All das, gekoppelt mit seinem unterkühlten Verhältnis zu Kovac, sind keine idealen Voraussetzungen, um Spaß am Fußball zu haben. Dann ist auch der laut Sandro Wagner "beste Fußballer" im Bayern-Team nicht mehr gut genug.

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