Nach dem überraschenden Geldsegen im Milliardenpoker forderte Hans-Joachim Watzke die Klubbosse zum Genießen auf. "Wir sollten uns alle mal ein paar Stunden freuen", sagte der DFL-Aufsichtsratsboss, und er schob süffisant hinterher: "Die nächsten Enttäuschungen kommen spätestens am Spieltag wieder für den einen oder anderen." Auch die Begeisterung über das Wachstum der Erlöse beim Verkauf der deutschsprachigen Medienrechte wird gewiss nicht ewig anhalten.
Der Kampf um die Kohle ist spätestens mit der offiziellen Verkündung der Zahlen am Donnerstag voll entbrannt, die Zeit drängt. Die 36 Erst- und Zweitligisten werden in den Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29 durchschnittlich 1,121 Milliarden Euro pro Saison erhalten - über vier Jahre also insgesamt 84 Millionen mehr als in der vergangenen Rechteperiode. Und jeder will naturgemäß ein größeres Stück vom Kuchen abhaben als zuletzt.
Nun entscheidet das neunköpfige DFL-Präsidium um den Sprecher Watzke über den Verteilerschlüssel hinsichtlich der wichtigsten Einnahmequelle der Klubs. "Da gilt, dass wir mit Genauigkeit vor Schnelligkeit gehen", sagte der BVB-Boss. Wohlwissend, dass es Klubs gebe, "die gerne nochmal über gewisse Leitplanken diskutieren" wollen. Man werde sich ein Meinungsbild einholen. Mit Blick auf die Lizenzierungsfristen solle aber spätestens im Januar ein Schlüssel gefunden sein.
Das Ergebnis der Versteigerung sei "eine gute Grundlage für die Verteilerdebatte", sagte DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel. Derzeit werden die deutschen Mediengelder im Verhältnis 80:20 zwischen der Bundesliga und der 2. Liga aufgeteilt. Danach geht die Hälfte des Geldes als Sockelbetrag zu gleichen Teilen an jeden Klub. 43 Prozent werden über die Leistung verteilt, vier Prozent macht die Säule "Nachwuchs" aus, drei Prozent die Sparte "Interesse".
Die Zusatzeinnahmen bringen etwas Verhandlungsspielraum in alle Richtungen. Vorschläge zur Verteilung gab es bereits vor Verkündung der genauen Zahlen durch die Deutsche Fußball Liga mehr als genug: Mehr Geld für die großen Klubs mit entsprechender Reichweite oder höhere Summen für diejenigen, die aus den eingesetzten Mitteln das Beste machen oder ein noch stärker ausgeprägtes Leistungsprinzip - so lauten unter anderem die Forderungen.
Verteilung der TV-Gelder: FC Bayern nimmt besondere Rolle ein
In die Rolle des "Robin Hood" im Kampf für die "Armen" schlüpfte Oke Göttlich. "Wir sollten uns bei der Spreizung der TV-Einnahmen auf einen niedrigeren Faktor einigen", sagte der Präsident des FC St. Pauli, der auch im DFL-Präsidium sitzt. Eine besondere Rolle spielen die Bayern. Das neue Präsidiumsmitglied Michael Diederich gilt im Gegensatz zu seinem Vorgänger Jan-Christian Dreesen als Hardliner bei der Durchsetzung der Bayern-Interessen - und damit der Reichen.
Es brauche angesichts der Schere zwischen den Klubs von allen Seiten Bereitschaft für Kompromisse. "Die großen Klubs sagen: Wir spielen das Geld ein und sorgen auf der Party dafür, dass es auch ein Gin Tonic gibt", sagte Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch: "Und wir Biertrinker möchten auch mal Gin Tonic. Ohne uns wäre die Party auch nichts." Es bedürfe deshalb "einer vernünftigen, rationalen und unemotionalen Herangehensweise".
Damit es im Verteilungskampf eine annehmbare Lösung für alle Fraktionen gibt.