Nagelsmann bemängelte die fehlende "Grundleidenschaft" seiner Spieler bei der deutlichen und hochverdienten Niederlage in Mainz. "Es ist ein Stück weit menschlich, wenn du Meister wirst. Aber trotzdem tragen wir noch das Logo auf der Brust. Da können wir nicht von der ersten Minute an neun hundertprozentige Chancen gegen uns kriegen. Das funktioniert einfach nicht"; sagte Nagelsmann, der als einziger Münchner nach dem Spiel in die Mixed Zone der Mewa Arena gekommen war.
Es sei zwar "ein Stück weit menschlich", dass man "nach dem zehnten Titel in Folge nicht in jeder Situation bis ans Äußerste geht. Aber wenn es so wirkt, als ob wir irgendeinen Dienst verrichten müssen und es nicht mehr so richtig leidenschaftlich ist, dann ist ein Punkt erreicht, an dem wir etwas verändern müssen. An dem sind wir gerade."
Nagelsmann betonte, dass sich seine Mahnung nicht nur an die Mannschaft richte. "Da geht es auch um allgemeine Dinge. Wenn ein Unternehmen über Jahrzehnte sehr erfolgreich ist, ist es irgendwann immer an der Zeit, ein bisschen was zu verändern. Das ist ganz normal und auch gar nicht schlimm", sagte er und zog die Parallele zum FC Bayern: "Wenn du sieben bis acht Titel holst und zehn Mal in Folge Meister wirst, gibt es einen 'break even point' (sic!), an dem wir sagen müssen 'jetzt müssen wir etwas anders machen'."
In der Wirtschaftswissenschaft wird mit "break-even-point" zwar vor allem die Gewinnschwelle bezeichnet, also der Zeitpunkt, ab dem ein Unternehmen Gewinn macht, doch was Nagelsmann meinte, erschloss sich aus den nächsten Sätzen: "Du kannst ja nicht immer das Gleiche machen. Jedes DAX-Unternehmen, das zu den erfolgreichsten gehören möchte, kennt dieses Phänomen auch", sagte Nagelsmann und ergänzte: "Du darfst halt diesen Punkt nicht verpassen. Darum geht's."
Nagelsmann: "Scheiße, jetzt haben wir den Moment verpasst"
Nagelsmann ging es darum gar nicht mal so sehr um die Niederlage in Mainz. "Du kannst heute so ein Spiel verlieren, es geht mir nicht zwingend um die Art und Weise, auch wenn wir das nicht so häufig haben sollten. Es geht um das große Ganze. Da bin ich auch kein Mahner. Ich will nur, dass wir den Weg erfolgreich weitergehen und nicht irgendwann sagen: 'Scheisse, jetzt haben wir den Moment verpasst'."
Zuvor hatte Felix Magath, Ex-Bayern-Coach und aktuell Trainer der noch immer nicht geretteten Hertha BSC, Wettbewerbsverzerrung im Abstiegskampf gewittert. Bayern München spielt am 33. Spieltag der Bundesliga gegen den Abstiegskandidaten VfB Stuttgart. "Man weiß nicht, was man dazu sagen soll. Der FC Bayern ist ja Meister, ich weiß nicht, ob er jetzt das Spielen eingestellt hat."
Und weiter: "Ich habe nur das Ergebnis gesehen. Ich weiß nicht, wie das zustande kam, aber schön ist das nicht."
Nagelsmann hatte darauf erwidert: "Es ist sehr clever von ihm. Ich schätze, das macht er nicht ganz uneigennützig. Er soll sich das Spiel anschauen, dann kann er bei mir anrufen. Ich spreche jetzt auch nicht über die Leistung von Hertha."
Bundesliga: Die Tabelle nach den Nachmittagsspielen des 32. Spieltags
Platz | Team | Sp. | Tore | Pkt. |
1. | Bayern München | 32 | 93:33 | 75 |
2. | Borussia Dortmund | 32 | 80:50 | 63 |
3. | Bayer Leverkusen | 31 | 72:44 | 55 |
4. | RB Leipzig | 31 | 66:33 | 54 |
5. | Freiburg | 31 | 52:37 | 52 |
6. | Köln | 32 | 51:46 | 52 |
7. | Union Berlin | 32 | 43:41 | 51 |
8. | Hoffenheim | 31 | 52:47 | 46 |
9. | Mainz 05 | 32 | 46:42 | 42 |
10. | Eintracht Frankfurt | 31 | 42:44 | 40 |
11. | Bochum | 32 | 34:48 | 39 |
12. | Wolfsburg | 32 | 40:52 | 38 |
13. | Borussia M'gladbach | 31 | 45:58 | 38 |
14. | Augsburg | 32 | 37:51 | 35 |
15. | Hertha BSC | 32 | 35:67 | 33 |
16. | Stuttgart | 32 | 37:56 | 29 |
17. | Arminia Bielefeld | 32 | 25:50 | 27 |
18. | Greuther Fürth | 32 | 26:77 | 18 |